Fördermittel für Freizeiteinrichtung an der Neuwiedenthaler Straße versiegen. Die festangestellten Mitarbeiter bangen um ihre Jobs.

Neugraben. Land unter im Freibad Neugraben: Sollte sich kein neuer Träger für die beliebte Freizeiteinrichtung an der Neuwiedenthaler Straße finden oder fließen keine Fördergelder, dann ist nach dieser Saison Schluss mit dem Badespaß. Denn nach 20 Jahren Freibadbetrieb hat der Betreiber, die Beschäftigungsgesellschaft passage, den Pachtvertrag mit dem Hamburger Unternehmen Bäderland zum Ende des Jahres gekündigt.

"Die Finanzierung läuft aus, und das Bezirksamt kann nicht mehr gewährleisten, dass Geld für die kommende Saison fließen wird. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und mussten handeln", sagt passage-Geschäftsführerin Gudrun Stefaniak. 150 000 Euro benötigt die Beschäftigungsgesellschaft, um das Bad am Laufen zu halten. Bislang erhielt passage Zuschüsse in Höhe von 74 000 Euro aus Haushaltsmitteln des Bezirks, Spendengeld vom Förderverein Freibad Neugraben sowie aus dem RISE-Projekttopf - Rahmenzuweisungen für integrierte Stadtentwicklung. Davon wurde nicht nur der Bäderbetrieb gewährleistet, sondern auch die Gehälter der vier fest angestellten Mitarbeiter bezahlt. Außerdem erhielten 25 Langzeitarbeitslose im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten unter anderem an Kasse und Kiosk berufliche Perspektiven. Jedes Jahr aufs Neue galt die Sicherstellung des Neugrabener Badevergnügens bei Politik und Verwaltung als Zitterpartie. Zuvor, Ende der 1980er Jahre, ging bereits Bäderland in Sachen Freibad Neugraben baden. "Zu unrentabel, hieß es damals", sagt Stefaniak. Eigentlich wollte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, wie berichtet, längst eine nachhaltige Lösung präsentieren. Doch die Verwaltung muss vorerst passen.

+++ Linke fordert Garantie für das Freibad Neugraben +++

Dazu Behördensprecherin Beatrice Göhring: "Für 2013 liegt noch keine Entscheidung darüber vor, wie das Bad finanziert werden kann." Man suche aber noch nach einer Lösung. Daran arbeiten nach Angaben von Heinz Beeken, SPD-Bezirksversammlungsabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Sport, auch die Sozialdemokraten. "Wir sind in Verhandlungen, können aber noch nichts Konkretes dazu sagen", so Beeken.

"Totaler Quatsch, die haben keinen Plan. Es ist bedauerlich, dass das Schwimmbad dicht macht", kontert CDU-Kreisvorsitzender Ralf Dieter Fischer. Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen sagt: "Wenn sich die SPD-Mehrheitsfraktion dafür stark machen würde, dass der Ortsteil ins RISE-Gebiet aufgenommen wird, könnten ausreichende Fördermittel für den längerfristigen Betrieb des Bads eingeworben werden."

Und das Bad für Menschen, wie Gabi Jobmann erhalten. Wie oft die achtfache Mutter mit ihren Sprösslingen in den vergangenen Sommern das Schwimmbad besuchte, kann sie nicht sagen. "Hier kann ich meinen Kindern ein schönes Freizeitvergnügen bieten. Bei den anderen Bädern in Hamburg sind Eintritt und Schwimmkurse sehr teuer, und mein Budget ist nicht gerade üppig", sagt sie. Sollte das Bad für immer seine Pforten schließen, "wäre das sehr schlimm für uns Neugrabener".

Nur 1,20 Euro kostet der Eintritt für Kinder, Erwachsene zahlen 2,50 Euro - jeweils für ganztägigen Badespaß. Im Harburger Spaßbad Midsommerland wird deutlich mehr Geld verlangt: 8,90 Euro für Erwachsene, 4,50 Euro für Kinder werden für Tageskarten fällig. Erhebliche Preisunterschiede zeigen sich auch bei dem Schwimmkursusangebot. Würde Jobmann eines ihrer Sprösslinge bei einem Midsommerland-Trainingskursus anmelden, müsste sie drei Einheiten für insgesamt 130 Euro buchen. Dazu kommen noch Kosten für eine Schnupperstunde in Höhe von 6,30 Euro, plus 2,50 Euro Pfand für eine Kursus-Chipkarte. Schwimmen lernen ist im Neugrabener Bad billiger: 30 Euro werden verlangt.

Indes hofft Gudrun Stefaniak, dass Politik und Verwaltung doch noch den Rettungsanker auswerfen. Deshalb wurden bislang "noch keine Kündigungen für die Mitarbeiter ausgesprochen", sagt sie. Darauf hingewiesen, dass sie sich vielleicht bald neue Jobs suchen müssen, wurden Betriebsleiter Hartmut Ebert und Teamchef Guido Hock allerdings schon. "Das ist hart. Ich arbeite seit 13 Jahren hier, kenne viele Gäste", sagt Hock. Für viele Besucher ist er mehr als der Mann am Beckenrand. "Mich sprechen viele an, die arbeitslos sind und eine neue Perspektive suchen. Da kann ich schon einige Tipps geben." Für den 58-Jährigen Ebert ist die Schwimmstätte Lebensinhalt. Als kürzlich Diebe den Tresor im Freibadbüro knackten und mit 5000 Euro an Einnahmen verschwanden, wollte er 500 Euro aus eigenem Portemonnaie zur Ergreifung des Täters bezahlen. Und er will dabei helfen, einen neuen Träger zu finden.