Das Außenmühlenfest hat ein neues Konzept. Am Wochenende werden rund 30.000 Besucher erwartet. Keine Buden mehr auf Hochzeitswiese.

Harburg. Capitain ist 13 und jetzt fast allein zu Haus. Der Deutsche Schäferhund ist der Haushund im Bootshaus zur Außenmühle. Sein Zwillingsbruder Smutje ist mit zwölfeinhalb Jahren gestorben. Sein älterer Halbbruder Bootsmann wurde dreizehneinhalb. Alle Hunde kommen aus Stettin und waren der ganze Stolz von Frauchen Ute Langreder, 51. "An diesem Wochenende hält Capitain allein die Stellung", sagt die Inhaberin des Bootshauses. "An diesem Wochenende ist hier die Hölle los."

An diesem Wochenende werden viele Menschen in das Bootshaus am Außenmühlenteich kommen. Dann heißt es wieder: Außenmühlenfest! Das Bootshaus mit seinen acht Tretbooten liegt gleich neben dem Festplatz. Und Ute Langreder macht ihr Geschäft des Jahres. "Beim Außenmühlenfest ist alles belebt", sagt die Harburgerin. "Dann trifft man hier Menschen von allen Kontinenten." Vergangenes Jahr fiel das Geschäft des Jahres für Ute Langreder aus. Da gab es kein Außenmühlenfest. Grund war ein Zaun, den der Veranstalter wollte. Die Politiker wollten keinen Zaun, sie sagten, es dürfte niemand ausgegrenzt werden.

+++ Dieser Teich ist Balsam für die Seele +++

2010 gab es ein Fest mit Zaun. "Es war das schönste Fest, das wir hier je hatten", sagt Ute Langreder. Die Gäste durften nicht mit Flaschen auf den Festplatz. So gingen weniger Flaschen kaputt und es war ruhiger. "Es gab keine Schlägerei und keine Verwüstungen." Im Jahr zuvor hatte die Harburgerin "das schlimmste Außenmühlenfest" ihres Lebens erlebt. "Wir mussten bereits um 21 Uhr schließen, aus Sicherheitsgründen. Wir mussten unsere Kundschaft schützen. Es waren Bandenschläger unterwegs, und die Polizei kam nicht mehr hinterher."

An diesem Wochenende läuft das Außenmühlenfest zum 25. Mal. Wieder ohne Zaun. Das Außenmühlenfest kämpft mit dem Stigma, es sei "das größte Besäufnis in Harburg". Das ist nicht gut für Harburg. Das ist nicht gut für den Veranstalter Heiko Hornbacher.

Der Mann aus Moorende im Landkreis Stade hat die Zeichen der Zeit erkannt und das Außenmühlenfest umgekrempelt: Es heißt jetzt "Kleines Fest am großen Teich". Das Fest ist also kleiner geworden. Auf der Hochzeitswiese und auf dem Kinderspielplatz stehen keine Buden mehr. "Unsere Zielgruppe sind Familien, deshalb wird es auch ein großes Angebot für Kinder geben."

Für Hornbacher heißt es in diesem Jahr "kleiner ist schöner". "Nachdem wir in den vergangenen Jahren immer davon ausgingen, dass das Fest größer werden und mehr bieten muss, haben wir uns jetzt auf Harburg besonnen", sagt der Gastronom. "Wir schauen nicht mehr so sehr auf Gäste von außerhalb, sondern stellen fest: Wir sind Harburger, und wir wollen etwas für Harburger machen."

Hornbacher erwartet rund 30 000 Gäste. Ehrlich benennt er den Grund, warum kleiner jetzt besser sei: "Wir konnten den Platz nicht mit Leben füllen, weil die Schausteller in Harburg leider nur unterdurchschnittliche Umsätze erwirtschaften." Das, so Hornbacher, liege am Standort Harburg. "Hier wohnen noch immer sehr viele sozial benachteiligte Menschen. Aber das Fest ist auch schön in der kleinen Form." Jahrelang habe er die Politiker zu überzeugen versucht, "dass ein schönes Fest eine hervorragende Werbung für Harburg ist". Er sei nicht gehört worden. "Der Bezirk hat mich leider nicht unterstützt", sagt Hornbacher.

Trotzdem sieht der Moorender das Außenmühlenfest weiter als "Volksfest". Es wird eine Disco geben, latein-amerikanische Musik, Musik aus den 1970er- bis 1990er-Jahren und eine "Harburg-Bühne" mit einem bunten Familienprogramm und Harburger Nachwuchsbands. Die Preise werden wie immer unter den Preisen des Hamburger "Alstervergnügens" liegen.

Eine Sache kann Heiko Hornbacher nicht ganz verstehen. Am Sonnabend startet traditionell das große Feuerwerk an der Außenmühle. Laut Programm findet es um 22 Uhr statt. Aber daraus wird nichts. "Zum Schutz der Fledermäuse ist das Feuerwerk auf 21.30 Uhr bis 21.45 Uhr vorverlegt worden. Da ist es leider noch hell."

Schäferhund Capitain im Bootshaus zur Außenmühle wird das nicht scheren. Er wird abends seine letzte Mahlzeit bekommen und dann in Ruhe schlafen. Frauchen Ute Langreder wird derweil den Umsatz des Jahres machen. "Hoffentlich bleibt es friedlich", sagt die Wirtin, "dann freuen sich alle und kommen nächstes Jahr wieder."