In Winsen will die SPD-Fraktion die Wirtschaftlichkeit prüfen lassen. Hamburg erprobt das Modell bereits. Mit bescheidenem Erfolg.

Winsen/Harburg/Buchholz. Wer kennt das nicht: Kaum ist das Auto geparkt und der Ticketautomat gefunden, beginnt die Suche nach dem Kleingeld. Nicht selten bleibt das Durchwühlen des Klimperfachs erfolglos - und der Parkschein im Automaten. Was tun? Den verbliebenen Zehn-Euro-Schein im nächsten Kiosk wechseln? Spontan umparken? Womöglich die Zeche prellen?

In Winsen soll nun geprüft werden, ob noch eine andere Möglichkeit infrage kommt: das sogenannte Handy-Parken. Dabei wird die Stellplatzgebühr bequem per Mobiltelefon beglichen. Was abstrakt klingt, funktioniert eigentlich ganz einfach: Auto abstellen. Einen Dienstleister anrufen oder eine SMS schreiben. Standort durchgeben. Per Mobilfunk-Rechnung bezahlen. Kein Ärger mit den Ordnungshütern.

Die Idee des digitalen Parktickets ist nicht neu. In Hamburg kann seit gut einem Jahr auf 11 000 Stellplätzen bargeldlos geparkt werden. Seit kurzem auch in Parkhäusern. Bislang mit überschaubarem Erfolg. Das neue Angebot ist vielen noch unbekannt. Die Anbieter beklagen zu wenig Werbung. Nur 1600 Autofahrer hatten sich bis Februar bei den Handypark-Anbietern registriert - bei 712 800 zugelassenen Autos in der Stadt. In Köln läuft es besser. 15 000 Nutzer sind bereits registriert. Dort bewährt sich das Modell seit fast zwei Jahren.

Jetzt will die Winsener SPD-Fraktion die Wirtschaftlichkeit dieses Dienstes auch in der Luhestadt prüfen lassen. Ein entsprechender Antrag liegt dem Bauausschuss vor. Am Mittwoch wird darüber beraten. "Wir wollen einfach sehen, ob das Handy-Parken in Winsen möglich ist", sagt Dirk Oertzen, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten. Angesichts der Parkplatzsituation halte er das bargeldlose Zahlen für ein "modernes Instrument" im Sinne der Bürger.

"Die Benutzerfreundlichkeit ist ein dickes Plus", meint auch Christian Riech, Winsens Erster Stadtrat. Er nennt das Handy-Parken "eine schöne weitere Möglichkeit", ein Ticket zu lösen. Zumal viele Beschwerden von Parksündern mit der Tatsache begründet würden, es sei kein Kleingeld zur Hand gewesen. Andererseits, so Riech, bedeute das mobile Zahlen ein Mehraufwand an Verwaltung. Neue Datenverarbeitungstechnik müsse angeschafft werden. Ebenso sei die Überwachung "schwierig im Handling", was vor allem daran liege, dass ein Handy-Park-Dienstleister dazwischengeschaltet sei, die Ordnungshüter erfahren per Telefon, ob jemand gezahlt hat oder nicht.

Dieser Anbieter verwaltet die Parkplätze und übermittelt die Daten an die Stadt. Dafür gehen bis zu 15 Prozent der Parkgebühr an den Dienstleister. Etwa 3500 Euro würde allein die Installation der Technik in Winsen kosten, sagt Riech.

In Buchholz liegt das Handy-Parken derweil auf Eis. "Wir haben einen entsprechenden Antrag bereits durchgerechnet", sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. "Aber die Prognose war nicht wirtschaftlich." 80 000 Euro Anschaffungskosten stünden jährlichen Einnahmen von 7000 Euro gegenüber. Zu wenig. "In Hamburg nutzen bislang zwei Prozent der Parker das System. Diese Werte haben wir zugrunde gelegt." Dennoch wolle die Stadt Buchholz "den Markt weiter beobachten" und gegebenenfalls reagieren.

Im gesamten Hamburger Stadtgebiet, also auch in Harburg, kann unterdessen bargeldlos geparkt werden. Eine Vignette mit dem Handy-Symbol weist auf den Automaten auf die Möglichkeit des Handy-Parkens hin. Auf dem Aufkleber sind auch Standort und Rufnummer ersichtlich.

Die Preise bewegen sich in Hamburg - je nach Parkzone - zwischen 1,80 Euro pro Stunde und 50 Cent. Abgerechnet wird nahezu minutengenau, allerdings gilt weiterhin die Höchstparkdauer. In Lübeck, Eckernförde und Timmendorf wird das System ebenfalls bereits genutzt.