Renoviert zurück aus der Sommerpause: Clubchefs werben mit 50.000 Flyern und Freigetränken für das Programm ihrer Bahnhofsbühne.

Harburg. Der Club "Stellwerk" über den Fernzuggleisen im Harburger Bahnhof kehrt frisch renoviert und mit einem großen Geschenk an seine Gäste aus der Sommerpause zurück: Die Clubchefs Alexander Grieschat und Stephan Roehler geben in einer Gutschein-Aktion 50 000 Freigetränke aus. Dem neuen "Monatsfahrplan" der Bahnhofsbühne liegt ein Coupon bei: Wer ein Getränk kauft, bekommt ein zweites gratis. In einer einmaligen Werbeaktion lässt das "Stellwerk" 50 000 Programmflyer für den Monat August verteilen.

Sieben Monate nach dem Aus des Jazzclubs und der gleichzeitigen Wiedergeburt des "Stellwerks" mit neuem Konzept zieht Stephan Roehler eine positive Bilanz: "Unser Club ist gut angelaufen", sagt er. Das Team sei auf dem Weg, mit dem Programm neue Leute für das "Stellwerk" zu interessieren. Dank vieler ehrenamtlicher Helfer könne der Club "einigermaßen" kostendeckend wirtschaften.

Immer wieder mal stößt Röhler auf Gäste, die erstmals in den Club nach Harburg gekommen sind und sich überrascht zeigen von der Größe des ehemaligen Wartesaals mit den hohen Fenstern. Sie hätten vom "Stellwerk" als Jazzclub gehört, sagt Röhler, und vermuteten eine winzige, 20 Quadratmeter große Eckkneipe dahinter. Tatsächlich bietet die wohl einzige Bühne Deutschlands in einem Bahnhof unter Betrieb 250 Quadratmeter Fläche.

In der Sommerpause haben die Clubmacher renoviert. Mit 5000 bis 7000 Euro haben sie die Immobilie der Deutschen Bahn aufgewertet. Neu ist der anthrazitfarbene Boden, der eine widerstandsfähige Spezialfarbe erhalten hat und den tanzenden Füßen des Partyvolks standhalten soll. Ein neuer Tresen folgt in der nächsten Woche - ein Eigenbau nach dem Vorbild des Altonaer Clubs "Waagenbau", dem Kenner ein ausgeklügeltes Tresensystem nachsagen. Hinter einem Vorhang lässt sich jetzt die Sitztribüne verstecken, damit sich kleinere Partygesellschaften nicht im Raum verlieren.

Die Investition hat nicht nur ästhetische Gründe, sondern vor allem wirtschaftliche: Der Club will attraktiv für Fremdfeiern sein, ein Saal für Weihnachts-, Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern. Mit mehr Chic für das Vermietungsgeschäft hoffen die Clubchefs auf Einnahmen, die in das Kulturangebot fließen sollen. "Wir wollen quersubventionieren", erklärt Alexander Grieschat, "um Bands und andere Künstler fördern zu können." Am Programm experimentiert das "Stellwerk" immer noch. DJ-Abende funktionierten in Harburg weniger, hat Alexander Grieschat beobachtet. Sie würden nicht wahrgenommen oder der Bedarf sei nicht vorhanden. Gut ausgesuchte Konzerte und das Privatfeiergeschäft dagegen liefen gut. Ins Fußball-Kino, Live-Übertragungen auf Großbildleinwand, pilgern die Fans des FC St. Pauli. Zu Spielen des Hamburger SV dagegen würde kaum jemand kommen.

Auch das August-Programm ist ein Experimentierfeld mit Neuheiten: Premiere hat am Freitag, 3. August, die Nacht der Liedermacher. Der Abend für Singer Songwriter wird es künftig jeden Monat im "Stellwerk" geben. Fans dieses Musikgenres würden in ganz Deutschland umherreisen, so Grieschat. Auch in Hamburg sei eine große Liedermacherszene beheimatet.

Die Hamburger Kulturbehörde fördert aus einem Topf für Musikclubs das Konzept "Jazzschiene" der Harburger Bahnhofsbühne: Jazz von Hamburgern auf Hamburger Bühnen - die Idee klingt simpel, ist der Behörde aber öffentliche Förderung wert. Eine Konzertreihe mit insgesamt acht Auftritten in zwei Monaten hatten die "Stellwerk"-Clubchefs ursprünglich geplant - übrig geblieben sind drei Konzerte im August. Für mehr reicht die Förderung nicht. So stehen Stefan Maus und das Jan-Gospodinow-Quintett am 22. August, Big Mama's Soulfood am 23. August und die Supergroup am 25. August auf dem Jazzfahrplan für Harburg.

Der frühere Jazzclub-Chef Heiko Langanke, als Späher für innovative Sounds bekannt, hat das Trio Three Fall nach Harburg geholt. Die Gewinner des Futuresound-Wettbewerbs 2008 schaffen als Grenzgänger die Fusion von Jazz und HipHop. Am 16. August sind sie zu Gast im "Stellwerk".

Die nächsten Termine im "Stellwerk", über dem Fernzuggleis 3 im Bahnhof Harburg:

Mittwoch, 1. August: "Kick it - Kickerturnier", Studentenabend, 20 Uhr, Eintritt frei; Freitag, 3. August, Fußball-Kino, 2. Bundesliga live: Erzgebirge Aue gegen FC. St. Pauli; ab 21 Uhr: Nacht der Liedermacher mit Das Manu, Philipp Petersen und einem Überraschungsgast, Eintritt gegen Spende.