Auf dem elterlichen Bauernhof der 22-Jährigen in Hanstedt müssen Fußbälle eingelocht werden. Ein neuer Spaßsport erobert die Region.

Hanstedt. So kann sich bäuerliche Landwirtschaft auch entwickeln: Der traditionsreiche Hof Menke in Hanstedt, dessen Geschichte 500 Jahre zurückreicht, mausert sich zunehmend zum Ausflugsziel in der Region. Die Landwirtsfamilie Rühe setzt auf einen jungen, exotischen Freizeitsport und eröffnet an diesem Sonnabend einen Fußballgolfplatz mit neun "Löchern". Vom selben Tag an dürfen sich Gäste auch in das 25 000 Quadratmeter große Maislabyrinth vorwagen, das Landwirt Günter Rühe seit fünf Jahren immer zur Sommerferienzeit anpflanzt.

Fußballgolf ist eine Spaßsportart, die Elemente aus Fußball und Golf verbindet. Der Spieler versucht dabei, einen Fußball mit so wenigen Schüssen wie möglich in ein Loch oder in Sonderziele wie Töpfe, Reifen oder den Kofferraum eines Autos zu schießen. Zertifizierte Fußballgolfanlagen haben 18 Bahnen, die 50 bis 250 Meter lang sind. Die Schweden gelten als Erfinder der Exotensportart, dort hat Soccergolf in den 80er-Jahren seinen Ursprung. In Deutschland wird seit 2006 Fußballgolf gespielt.

Auf dem Hof Menke hat die Landwirtstochter Esther Rühe eine 4000 Quadratmeter große Pferdeweide kurzerhand zu einem Fußballgolfplatz mit neun Bahnen umfunktionieren lassen. Die 22-Jährige lebt und arbeitet freiberuflich als Grafikdesignerin in Hamburg, kümmert sich aber auch um das Marketing des Familienhofes. Die Idee für Fußballgolf auf dem Bauernhof hatte ihr Cousin Stefan Blödorn. Der Neu Wulmstorfer hat sich in der Tourismusbranche selbstständig gemacht. Riesige Wasserrutschen an den Stränden sind eine seiner Geschäftsideen. Fußballgolf hatte er im Urlaub in Dänemark entdeckt.

Fußballgolf - hier muss das Runde ins Runde und nicht ins Eckige wie beim echten Fußball. Bei der Gestaltung der Bahnen setzt das Reglement der Fantasie keine Grenzen. Vieles erinnert an Hindernisse beim Minigolf. Wer Hindernisfußball in Hanstedt spielt, vergisst nie, wo er sich befindet: auf einem Bauernhof. "Wir haben bei den benachbarten Höfen nachgefragt, ob sie uns Material zur Gestaltung der Bahnen geben können", sagt Esther Rühe. Und so gilt es jetzt, an neun "Löchern" Bälle in Milchtanks und Treckerreifen zu versenken - oder einen Hahn aus Blech umzuschießen.

Besonders charmant ist das "Loch" fünf: Hier markieren in den Boden eingegrabene Milchkannen die Schussbahn. Viel Ballgefühl erfordert das sechste "Loch", eine Übung für feine Techniker: Hier muss der Fußballgolfer den Ball in einen Treckerreifen hineinlupfen. "Manche Hindernisse unterschätzt man", sagt Esther Rühe.

Bei einem ersten Test hatte eine achtköpfige Gruppe die Fußballgolfrunde in Hanstedt in einer Stunde zurückgelegt. Den Platzrekord hält der sieben Jahre alte Linus, Stefan Blödorns Sohn. 27 Schüsse benötigte er. Auf dem Fußballgolfplatz darf gelacht und gejohlt werden - die strenge Etikette des klassischen Golfsports gilt hier nicht.

Bis zum Oktober bleibt der Fußballgolfplatz auf dem Hof Menke geöffnet. Dann kehren die Pferde, die jetzt woanders auf ihrer Sommerwiese grasen, zurück. Bisweilen werden Pferde die Rolle des Greenkeepers übernehmen und den Fußballgolfplatz abgrasen. Auch der Mensch muss nachhelfen, um das Grün bespielbar zu halten. "Zweimal in der Woche müssen wir die Bahnen mähen", sagt Esther Rühe.

Mit 1000 Postkarten bewirbt die Marketingbeauftragte des Bauernhofes den neuen Freizeitspaß. Esther Rühe setzt dabei auf den Überraschungseffekt: Die Karte zeigt einen Fußball und die verwirrende Aufschrift: "Das ist ein Golfball." Die Karten liegen bei der Tourist-Information in Hanstedt aus und bei benachbarten Edeka-Märkten.

Ein Maislabyrinth grenzt an den Fußballgolfplatz an. Auch hier nutzt der Hof Menke, der auf Legehennen, Ackerbau, Grünland- und Waldbewirtschaftung setzt, einen Freizeittrend bei der Vermarktung: Geocacher können sich eine kostenlose App auf ihr Handy laden und in dem zweieinhalb Hektar großen Irrgarten einen Schatz suchen.

Fußballgolf und Maislabyrinth auf dem Hof Menke in Hanstedt, Oheweg 2; montags bis sonnabends 8 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 18 Uhr; Eintritt Fußballgolf: Erwachsene 2 Euro, Kinder 1 Euro; Maislabyrinth: Erwachsene 1 Euro, Kinder 50 Cent.