Bahnreisende in Harburg beklagen sich über enge Aufzüge. Die Fläche habe sich nur minimal geändert, widerspricht die Deutsche Bahn.

Harburg. Es sind Sommerferien in Hamburg. Kern-Urlaubs- und Reisezeit. Nicht wenige gelangen mit dem Zug an ihr Urlaubsziel oder den Flughafen. Dabei nimmt der Reisende oft Kind und Kegel mit - Koffer, Taschen, Fahrräder, Kinderwagen oder unter Umständen den Rollstuhl.

Damit das sperrige Gepäck den Reisenden auf den Treppen nicht schon vor Urlaubsbeginn in den Wahnsinn treibt, gibt es Aufzüge. Die waren, wie das Abendblatt berichtete, am Harburger Fernbahnhof wegen Sanierung lang außer Betrieb. Die Aufzüge wurden komplett ausgetauscht und die hydraulische Hebevorrichtung durch eine Seilanlage ersetzt.

Seit Ende Juni laufen die Aufzüge nun wieder und sollten den Bahnhofsbetrieb normalisieren - eigentlich. Denn vielen Reisenden kommt es in den neuen Fahrstühlen wesentlich enger vor, als in ihren Vorgängern.

"Schön schnell sind die neuen Fahrstühle, da kenne ich ganz andere Bahnhöfe", sagt Gerd Spreter, 69. Er und eine Freundin, Beate Mertens, 63, haben eine Radtour nach Cuxhaven hinter sich und sind nun auf dem Heimweg nach Hannoversch Münden.

"Von der Fläche her kann ich die Vorwürfe nicht nachvollziehen" - Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher Deutsche Bahn

"Aber sie sind eng. Nur ein Fahrrad passt hinein. Man muss den Lenker stark verdrehen und aufpassen, dass keine Lampen abbrechen." Und während man sich in den Lift manövriere, bilde sich schon eine lange Schlange aus Müttern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrern hinter einem.

Egon Claassen und seine Frau hingegen sind gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, sich mit ihren Fahrrädern in den Lift zu zwängen. "Was, diese Fahrstühle sollen für Fahrräder sein? Da passt mit Glück ein Rollstuhlfahrer rein", sagt der 50-Jährige.

Auch für Menschen, die auf dem Harburger Bahnhof arbeiten, sind die neuen Aufzüge mehr Rück- als Fortschritt. Ein Mitarbeiter einer Firma, die Süßwaren- und Kaffeeautomaten am Bahnsteig befüllt, beschwert sich in scharfem Ton über die neuen Lifts. Er liefert die Nahrungsmittel in zwei schweren Handkarren. Seinen Namen möchte er nicht veröffentlicht sehen. "Als die Aufzüge repariert wurden, war das eine gewaltige Quälerei, die schweren Handkarren die Treppen hinunter und hinauf zu schleppen." Doch die neuen Aufzüge seien nicht wirklich zweckmäßiger. "Jetzt muss ich immer zweimal fahren. Das ist zum Haareraufen."

Außerdem erfahren wir durch ihn, dass die Aufzüge schon lang ausgetauscht waren, bis sie den Betrieb aufnahmen. Einzig die Erdung fehlte - Reisende durften aus Sicherheitsgründen die Fahrstühle nicht benutzen.

+++ Desaströse Zustände am Harburger Bahnhof +++

Das Hamburger Abendblatt fragt bei der Deutschen Bahn nach. "Von der Fläche her kann ich die Vorwürfe nicht nachvollziehen", sagt Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher der Deutschen Bahn.

Die Fläche des Aufzugs am hintersten Bahnsteig habe sich nicht verändert. Die Aufzüge zu den übrigen Gleisen seien vorher quadratisch gewesen und nun, wegen der neuen Seilanlage, schmaler, dafür tiefer. Die Fläche habe sich jeweils nur um ungefähr einen halben Quadratmeter verringert. "Wer sein Fahrrad heute nicht in den Aufzug bekommt, hat es vorher auch nicht geschafft", meint Meyer-Lovis.

Pläne zur Vergrößerung der Fahrstühle gebe es nicht. Dafür müssten die Schächte komplett abgerissen werden. Der damit verbundene finanzielle Aufwand sei zu groß.

"Für einen Bahnhof wie diesen sind drei Aufzüge schon Luxus", meint Gerd Frankemoelle, 52, der in Richtung Lüneburg unterwegs ist, "selbst wenn sie nicht besonders groß sind." Während er erzählt, versuchen eine Mutter mit Kinderwagen und eine Reinigungskraft mit Putzausrüstung gleichzeitig einen Aufzug zu besteigen - vergeblich.

Drei Aufzüge mögen für Harburger Verhältnisse Luxus sein. Aber der Luxus ist nicht bis zum Ende durchdacht.