Die Fahrgäste beschweren sich über den verwahrlosten Zustand des Harburger Bahnhofes. Unter anderem sind alle Fahrstühle defekt.

Harburg. Verdreckte Beleuchtung, schmutziges Wasser, das aus Sielen in den Bahnsteigbereich sickert, Rolltreppen und Fahrstühle, die seit einem Vierteljahr nicht mehr funktionieren: Hat die Deutsche Bahn, die für Fern- und S-Bahnhöfe zuständig ist, Harburg aufs Abstellgleis geschoben? Immer wieder beschweren sich Fahrgäste über den verwahrlosten Zustand der Einrichtung. "Ich bin gehbehindert. Jeden Tag frage ich mich aufs Neue, wie ich zum S-Bahngleis komme, denn auffällig häufig müssen Rolltreppen und Aufzüge repariert werden. Dann wird es für mich mühsam, die vielen Treppen zu bewältigen. Es ist ein Skandal", sagt Peter Weist, 60.

Will er die Fernbahn nutzen, greift er lieber auf einen anderen Bahnhof zurück, denn seit Anfang des Jahres sind alle drei Aufzüge zu den Bahnsteigen außer Betrieb. Hinweisschilder informieren die Passagiere, dass die Lifte angeblich ab 30. Juni wieder zu benutzen seien. Doch weshalb es so lange dauert, sie wieder in Gang zu bekommen, ist vielen ein Rätsel. Und: Touristen, die vom S-Bahngleis zur Fernbahn wollen, vermissen Info-Tafeln und Personal, das ansprechbar ist. "Das ist wie ein Labyrinth. Wir wollen nach Lüneburg und finden das richtige Gleis nicht - und dann gibt es noch nicht einmal Aufzüge. Mit den schweren Koffern eine Zumutung", sagt eine Frau. Dazu Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher der Deutschen Bahn: "Heute kommt eine Reinigungsfirma, die sich um den Wassereinbruch kümmert." Auch an den Aufzügen sei man dran. "Da hat sich beim Umbau herausgestellt, dass die Fahrstühle ausgebaut werden müssen, um sie zu reparieren. Ende Juni sind sie wieder einsatzbereit", so Meyer-Lovis. Um nun die Lampen sauber zu machen, müsse erst einmal ein Gerüst installiert werden. "Das haben wir in Auftrag gegeben." Wann geputzt wird, sei aber nicht bekannt. Für die dauerdefekte Rolltreppe sei die Bahn nicht zuständig. "Die wird von der Stadt betreut, da haben wir nichts mit zu tun", so der Bahnsprecher.

Bei der Wirtschaftsbehörde reagiert man erstaunt. "Die soll zu uns gehören? Davon wissen wir nichts", sagt Sprecherin Susanne Meinecke. Wann sich da etwas bewege, sei nicht klar.

Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, will noch einmal bei Transportunternehmen und Behörde nachhaken. "Das ist alles andere als kundenfreundlich, was sich die Bahn in Harburg leistet. Es scheint immer mehr Zeit in Anspruch zu nehmen, bis Missstände behoben werden", sagt er. Darin ist er sich mit CDU-Chef Ralf Dieter Fischer einig. "Diese Zustände sind eine unverschämte Belästigung. Die Bahn sollte besonders die Harburger Bahnhöfe mehr pflegen, denn die Leute kennen es ja fast nicht anders als verwahrlost."

Wie die junge Mutter Filis Abdula. Beherzt schiebt sie den schweren Kinderwagen mit ihrer kleinen Tochter Maria, acht Monate alt, über den Bahnhofsvorplatz. "Ja, hier ist schon immer mal was kaputt, aber ich komme schon durch." Für Rollstuhlfahrer sei es erheblich schwieriger. Allerdings gebe es schlimmere Bahnhöfe. "Wilhelmsburg toppt echt alles. Dort wird gerade eine neue Fußgängerbrücke gebaut, und es gibt nur eine schmale Treppe, die vom Bahnsteig nach oben zum Ausgang führt - mit Kinderwagen und Gepäck ist das nicht alleine zu schaffen", sagt sie. Außerdem sei es schwierig, Hilfe zu organisieren. "Da sind die Harburger viel hilfsbereiter", sagt sie.