Nach Klärung der Parkplatzfrage soll ein Architekt das gesamte Areal neu planen. Marktbeschicker unzufrieden mit Planung

Harburg. Mehr Parkfläche für mehr Kunden - mit dieser Devise wollten Marktbeschicker und Verwaltung für mehr Umsatz auf dem Wochenmarkt am Sand sorgen. Deshalb sollten die Händler ihre Fahrzeuge künftig nicht mehr am Markt, sondern unter der Seehafenbrücke abstellen. Doch nun droht die vermeintlich leichteste Initiative zur Belebung der traditionsreichen Harburger Institution schon in der Planungsphase zu scheitern.

Wie das Abendblatt erfuhr, fiel das Ergebnis einer Befragung der Marktbeschicker durch das Bezirksamt ernüchternd aus. Von 42 Händlern erklärten 24, ihr Parkplatz auf dem Sand sei unverzichtbar. Nur 18 waren bereit woanders zu parken.

Obmann Gerd Blockhaus mochte diese Zahlen auf Anfrage nicht kommentieren, räumte aber einen gewissen "Stillstand" in der Angelegenheit ein. Henner Schönecke, Sprecher der fünf gewählten Obleute, wurde da schon etwas deutlicher: "Sollten wir schon in der Parkplatzfrage scheitern, wäre das ein fatales Signal." Wer sich nicht bewegen wolle, könne auch keine Veränderungen erwarten. Dabei ist gerade in diesem konkreten Fall die Verweigerungshaltung vieler Händler unverständlich. Nach Abendblatt-Recherchen verfügt rund ein Drittel aller 46 regelmäßigen Marktbeschicker über sogenannte Selbstfahrer, die mobilen Tresen können also direkt auf den zugewiesenen Standplatz gelenkt werden. Bleiben noch ein Dutzend Kleintransporter ("Sprinter) und sechs, sieben Zugmaschinen, die außerhalb des Markts abgestellt werden müssen.

Für sie wäre aber auf der durch die Verwaltung ausgewiesenen Alternativfläche unter der Seehafenbrücke ausreichend Platz.

"Das Argument des häufigen Orderns von frischer Ware während der Marktzeiten halte ich für nicht wirklich belastbar", sagt Schönecke. Und verweist in diesem Zusammenhang auf andere Märkte im Stadtgebiet, die sogar deutlich schlechtere Rahmenbedingungen hätten: "Da sind die Parkflächen zum Teil noch weiter entfernt und die Händler kriegen das auch geregelt."

Das eigentliche Problem sind aber offenbar die vielen Pkw des Personals. Mehrere Marktbeschicker haben mit ihren Verkäufern längst vereinbart, ihre Autos in Parkhäusern oder woanders zu parken, beziehungsweise mit Bahn und Bus zu fahren. Doch so viel Vernunft und Einsicht ist längst nicht Allgemeingut auf dem Sand. Einmal mehr erweist sich, dass die Marktbeschicker eine äußerst inhomogene Zweckgemeinschaft sind, die nur äußerst selten wirklich an einem Strang zieht.

Nun ist unterdessen das Bezirksamt gefordert, sich in dieser Frage klar zu positionieren. Zumal es von den Lokalpolitikern einen klaren Auftrag gibt, das Thema Markt endlich ernsthaft anzugehen, um zu einer nachhaltigen Verbesserung der Gesamtsituation zu kommen. Da wäre die Klärung der Parkplatzfrage ein guter Anfang. Zumal die Verwaltung hier alle Entscheidungsbefugnisse hat.

Auf Nachfrage bestätigte Beatrice Göhring, Sprecherin des Bezirksamtes, dass es nach wie vor intensive Gespräche mit allen Beteiligten gebe und "weitere Abstimmungsverfahren" nötig seien. "Ziel ist eine Komplettverlegung aller Marktfahrzeuge, über Ausnahmeregelungen wird derzeit nicht nachgedacht", so Beatrice Göhring zum Abendblatt.

Das durchzusetzen dürfte der Verwaltung schon deshalb nicht schwerfallen, weil es solch eine komfortable Parksituation wie in Harburg für die fliegenden Händler auf anderen Wochenmärkten kaum gibt. Beatrice Göhring: "Dass wir den Marktbeschickern die Parkflächen bislang kostenlos zur Verfügung gestellt haben, ist ein besonderer Service, auf den es im Grunde keinen Anspruch gibt."

In einem nächsten Schritt werde schon in Kürze ein Landschaftsarchitekt mit der Überplanung des gesamten Areals beginnen. Dabei soll es auch zu einer Erweiterung der Marktfläche kommen. Ob der Architekt dann auch schon Standplätze für die geplanten neuen Unterflurcontainer ausweisen kann, ist derweil weiter ungewiss. Zwar hat die Stadtreinigung inzwischen signalisiert, sie werde das Projekt in jedem Fall unterstützen. Allerdings ist nach wie vor ungeklärt, wer die neuen Müllbehälter bezahlen soll.