Sperrung der Kreisstraße 25 führt zu Behinderungen. Umleitung ist schlecht ausgeschildert. Landkreis verspricht zusätzliche Wegweiser.

Over. Die Kreisstraße 25 ist die einzige Verbindung von Hamburg in die elbnahen Gemeinden südöstlich von Harburg. Idyllisch schlängelt sie sich im Schatten des Elbdeichs an saftigen Feldern und grasenden Schafen vorbei, durch Bullenhausen nach Over.

Dort ist seit wenigen Tagen Schluss. Baufahrzeuge, eine aufgerissene Asphaltdecke und rot-weiße Absperrungen verhindern ein Durchkommen nach Fliegenberg oder Hoopte. Die Ortsdurchfahrt Over wird an dieser Stelle für zweieinhalb Millionen Euro komplett saniert, das Kanalnetz darunter auch.

Viele Autofahrer trifft die Sperrung unerwartet, nicht zuletzt wegen der eher schlecht als recht ausgewiesenen Umleitung. Zwei Hinweisschilder deuten auf der Strecke zwischen Harburg und Over auf die Sperrung der Ortsdurchfahrt hin. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht die Lage etwas besser aus.

"Umleitung? Habe ich nicht gesehen", sagt Gärtner Mathias Jaeckel, 43, der an diesem Morgen aus Bullenhausener Richtung kommt und einen Geschäftstermin in Winsen hat. Von der Sperrung hatte er nichts gewusst. Fassungslos starrt er nun auf die Baustelle.

Um doch noch nach Winsen zu gelangen, muss er nun über Maschen und Stelle ausweichen - ein erheblicher Umweg. Durch ins Auge springende gelbe Schilder, die Ausweichmöglichkeiten aufzeigen, hat er das allerdings nicht erfahren. Oft sind es Anwohner, die verzweifelten Autofahrern aus der Klemme helfen.

Helmut Cohrs ist ein solcher Anwohner. Der 72-Jährige ist in Over geboren und interessiert sich dafür, was derzeit in seinem Heimatort geschieht. Seit Donnerstag treibt ihn die Neugier jeden Tag zu der Baustelle. Dabei trifft er immer wieder auf aufgeregte Durchreisende, auf Menschen wie Thea Nowak, 73. "Ich und mein Mann sind heute schon fünfmal im Kreis gefahren. Wir kommen weder vor noch zurück."

Auch die Anziehungspunkte der Region, die Elbfähre Zollenspieker-Hoopte und Wilhelm Grube mit seinem Fischrestaurant, bekommen die Auswirkungen der Sperrung zu spüren. Karl-Heinz Büchel, bekannt als Käpt'n Kuddel von der Elbfähre Zollenspieker-Hoopte, bezeichnet die Sperrung als "Katastrophe".

"Sonnabends und Sonntags haben wir normalerweise viele Ausflügler auf der Fähre. An diesem Wochenende war das anders. Viele haben den Weg einfach nicht gefunden", sagt der 73-Jährige. "Es ist ja nicht einmal eine Umleitung ausgeschildert."

Auch Wilhelm Grube, Inhaber von "Grube's Fischerhütte", ärgert sich über ausbleibenden Besuch."Das ist schon außergewöhnlich. Ich habe hier momentan eine einzige Besuchergruppe. Ohne die Gruppe wäre der Laden leer", sagt er.

Bis zum 28. September sollen die Bauarbeiten in Over abgeschlossen sein. Die Baustelle wird während dieser Zeit auf der Strecke zwischen dem Ortsausgang Over und Fliegenberg wandern. Anders als Autos und Lastwagen dürfen die Busse des Öffentliche Nahverkehrs die Baustelle passieren. "Es war dem Landkreis wichtig, dass wenigstens Pendler, die mit dem Bus fahren, nicht unnötig stark belastet werden", sagt Thomas Schmidt, Technischer Mitarbeiter im Bereich Kreisstraßen des Landkreises Harburg.

Die Busse fahren entlang der Baustelle auf der intakten Straßenhälfte. Für Schachtmeister Falk Hotze, 40, bedeutet dies immer wieder Absperrung abbauen, Baufahrzeuge wegfahren, Warten, bis der Bus durch ist, alles wieder aufbauen, weiterarbeiten - bis 20 Minuten später der nächste Busfahrer um Durchlass bittet.

Aus diesem Grund können an der engen Straße keine Ampeln aufgestellt werden, die den Verkehr über die nicht aufgerissene Straßenseite lenken. "Das kann ich aus Gründen der Sicherheit nicht machen. Selbst bei den Bussen ist es schon problematisch", sagt Hotze. Die Straße sei einfach zu schmal.

Wiedas Abendblatt erfahren hat, wird der Landkreis Harburg nach Beschwerden zahlreicher Bürger, die wegen der unzureichenden Ausschilderung an der Baustelle in Over ins Leere fuhren, voraussichtlich bis heute um 14 Uhr auf der Strecke zwischen Bundesstraße 75 und Bullenhausen zehn zusätzliche gelbe Schilder aufstellen, um "den Bürgern verständlicher zu machen, was der Kreis eigentlich meint", so Schmidt. Er fügt hinzu: "So etwas geschieht nicht aus Mutwillen und tut uns leid. Man darf aber nicht vergessen, dass wir für die Bürger bauen. Der Kreis will aus der maroden Straße endlich eine ordentliche Ortsdurchfahrt machen."