400 Ehemalige der Grundschule Elstorf kamen von überall angereist, um sich an die alten Zeiten zu erinnern. Horst Schween machte es möglich.

Elstorf. Sie kamen aus Augsburg, Osnabrück und sogar aus Spanien angereist: 400 ehemalige Schüler der Grundschule Elstorf hatten sich auf Einladung des Schulvereinsvorsitzenden Horst Schween in einem großen Festzelt am Schützenplatz eingefunden, um zum einen die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und zum anderem zu feiern. "Es ist schön, dass so viele gekommen sind", sagt Schween gerührt. Einige Gäste kommen zu ihm, klopfen ihm anerkennend auf die Schulter, denn er hat dieses Treffen seit zweieinhalb Jahren akribisch geplant, eine Band sollte her, Gastronomie musste organisiert werden "und, und, und", sagte Schween lächelnd. In den vergangenen Wochen wurde Freizeit zum Fremdwort für ihn. So hat er sogar sein Ehrenamt im Vorstand des CDU-Ortsvereins erst einmal aufgegeben. Das war einfach nicht mehr zu schaffen. Außerdem war er auch an den Planungen fürs Elstorfer Sommerfest beteiligt - das ausgerechnet am gleichen Tag ausgerichtet wurde. "Puh, glücklicherweise spielt das Wetter mit", sagt Schween, setzt sich auf eine der langen Holzbänke im Zelt und atmet erst einmal tief durch, bevor die Mega-Ehemaligen-Sause startet.

+++ Elstorf feiert die Vergangenheit mit 62 Jahrgängen +++

Der 51-Jährige hatte alle eingeladen, die in den Jahren von 1930 an bis 1992 in der Grundschule gebüffelt haben. Besonders um die ältesten Gäste kümmert er sich nun. Im Mittelpunkt steht Erhard Kröger. Der 82 Jahre alte Schwiederstorfer ist nicht nur in Elstorf zur Schule gegangen, er ist 1929 im Schulhaus auf die Welt gekommen, genau wie seine Schwester. Denn sein Vater Wilhelm war dort als Lehrkraft angestellt und bewohnte einen Trakt des Schulhauses. "Im vorderen Teil des Gebäudes war Platz für zwei Schulklassen. Das Gebäude hatte eine eigene Wasserversorgung aus einem tiefen Brunnen. Das war damals etwas ganz Besonderes", berichtet der 82-Jährige.Immer wieder werden ihm alte Klassenfotos gezeigt. "Weißt du, wer da drauf ist?", fragt Waltraud Radke, 75, ebenfalls Ehemalige. Sie hat alte Aufnahmen aufbewahrt, die ihrer Tante, Jahrgang 1912, gehörten. In Kriegszeiten kam sie mit ihrer Familie nach Elstorf, nachdem sie in Harburg ausgebombt worden war.

Auch Erhard Kröger kann sich noch gut an diese Jahre erinnern. Schon als Kind musste er so manchen Schicksalsschlag wegstecken. Noch bevor er 1936 eingeschult wurde, starb seine Mutter. Und einige Jahre später bekam sein Vater seinen Gestellungsbefehl als Soldat. "Unsere Haushälterin Marlene hat sich dann um uns gekümmert. Später hat mein Vater sie dann geheiratet", erzählt er.

Während sein Vater an der Front kämpfen musste, "erhielten wir Unterricht von einem bereits pensionierten Lehrer, das war Herr Brennecke", sagt Kröger. Schön sei es damals in der Schule gewesen. "Damals gab es nur kleine Klassen, so zehn, zwölf Jungen und Mädchen waren wir." Dem Lehrer begegneten die Schüler mit Respekt. "Es gab noch die Prügelstrafe. Da musste man sich gut benehmen, wenn man keine Schläge mit dem Stock riskieren wollte." Die Angst, dass das Schulhaus von Fliegerbomben getroffen werden könnte, sei allgegenwärtig gewesen. "Das Gebäude hatte ja keinen Luftschutzkeller. Es war also gefährlich für uns", sagte der Schwiederstorfer.

Seine Ex-Klassenkameradin Gisela Schulte, 82 Jahre alt und ebenfalls 1936 eingeschult worden, nickt. "Die angenehmen Erinnerungen überwiegen aber nach all den Jahren. Ich bin gern zur Schule gegangen", sagt sie.

Das geht im Rückblick auch Fred Witthein und Bärbel Erhorn, beide Generation 50plus, so. Witthein betrachtet ein altes Klassenfoto, auf dem er in der ersten Reihe steht und mit frechem Grinsen in die Kamera schaut. "Ja, das waren noch Zeiten. Es ist eine tolle Idee, uns ehemalige Schüler zusammenzubringen", sagt er.

An was sich Bärbel Erhorn noch erinnert? "Unser Lehrer hat zu mir prophezeit, dass ich mal Lehrerin werde. Tatsächlich lag er damit nicht daneben. Heute bin ich Lehrerin", sagt sie und tauscht mit Fred Witthein Erinnerungen aus. Auch sie sind sich einig: "Wir hatten eine schöne Schulzeit."

Dass die alte Dorfschule über eine lange Tradition verfügt, wissen alle Ehemaligen. Bereits 1622 wurde sie in Kirchendokumenten erwähnt. Ständig wurde die Schule erweitert und modernisiert. Heute besuchen 202 Jungen und Mädchen die Einrichtung. Darunter übrigens die neun Jahre alte Tochter von Horst Schween, Madelaine-Sophie, die die dritte Klasse besucht. Und wer weiß - vielleicht wird sie viele Jahre später auch einmal mit alten Klassenkameraden an einem Tisch sitzen und sagen: "Schön war es damals..."