Politiker zeigen Enthaltsamkeit. Eine Tugend, die in der Zunft so selten vorkommt wie Askese an der Wall Street. Deshalb ist der SPD-Vorschlag so bemerkenswert, der Neu Wulmstorfer Gemeinderat solle auf eine Viertelmillion Euro zur Klientelbefriedigung verzichten und das Geld stattdessen auf dem Sparbuch bunkern.

In guten Zeiten legt man einen Notgroschen beiseite. Tatsächlich müssen die Fraktionen nicht einmal verzichten. Sie würden sich nur ein wenig Gestaltungskraft in der nächsten Wirtschaftskrise bewahren. Das kleine Einmaleins des Haushaltens beherrscht jede schwäbische Hausfrau. Politiker eher nicht.

Jeder muss sein Anspruchsdenken hinterfragen. Das fällt schwer, wenn er sein Netto mit dem Brutto vergleicht. Wer aber so naiv ist, zu glauben, Krippen- und Studienplätze, Sozialarbeiter und Hausaufgabenhilfe, dazu tipptopp sanierte Wege, Autobahnen und Umgehungsstraßen seien ein Grundrecht eines jeden Staatsbürgers und müssten also kostenlos sein, sollte nicht mit dem Finger auf Politiker zeigen.

Letztlich verhindert ein Fehler im System verantwortungsvolles Haushalten. Solange das Land gut wirtschaftenden Gemeinden den Finanzausgleich kürzt oder umgekehrt, prassende Kommunen mit Finanzausgleich belohnt, fehlt jeder Anreiz zur Enthaltsamkeit.