Der umstrittener Kreispolitiker Erich Romann aus Handeloh wollte zunächst in die SPD eintreten, ging aber dann doch zu den Piraten.

Winsen. Der Pirat und Kreistagsmitglied Erich Romann aus Handeloh will zum politischen Tagesgeschäft übergehen. Derzeit bereite er gerade einige Anträge für den Kreistag vor, so Romann. Buchholz brauche eine "medizinische Hochschule" oder ein "Forschungszentrum für Altersforschung". Der Pirat will sich dafür einsetzen, dass in der Samtgemeinde Tostedt die "hässlichen blauen" Tonnen abgeschafft, und die Altpapiercontainer wieder eingeführt werden. Außerdem fordert er die Einführung von Brenntagen in der Samtgemeinde. So ein Feuer im eigenen Garten sei "doch für Kinder eine tolle Sache", glaubt Romann. Er wolle auch der Bundeskanzlerin Angela Merkel anbieten, den Handeloher "Mergelweg in Merkelweg umzubenennen". Seine Forderung, "das Rathaus in Handeloh abzuschaffen", ist zwar nicht neu, dass hatte schon die Opposition im Handeloher Gemeinderat gefordert. Neu aber ist seine Begründung: "Die lungern da doch nur rum, die Frauen, die dort arbeiten."

Während Romann seine schneidigen und, wie er selbst zugibt, nicht immer ganz ernst gemeinten Forderungen in Anträgen für den Kreistag formuliert, arbeitet seine Partei an der Formulierung eines ganz anderen Antrags. Wie berichtet, beantragen die Piraten ein Parteiausschlussverfahren gegen ihr Kreistagsmitglied. Daniel Brügge, stellvertretender Piraten-Kreischef, sagt: "Das wird nicht ganz einfach, weil wir natürlich beweisen müssen, dass Erich Romann der Piraten Partei schadet durch das, was er in der Öffentlichkeit von sich gibt. Die Vorwürfe gegen ihn müssen gesammelt und schriftlich bezeugt werden. Aber wir ziehen die Sache durch, entscheiden muss das Schiedsgericht."

Dass ein solches Verfahren nicht eben einfach ist, beweist der Fall Bodo Thiesen. Der umstrittene Pirat aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz hatte in der Öffentlichkeit den Holocaust geleugnet und sich durch Äußerungen, die als "grenzwertig zum faschistischen Gedankegut angesehen werden müssen" hervorgetan. So jedenfalls sah es der Bundesverband der Piraten. Vor etwa zwei Jahren wurde das Parteiausschlussverfahren gegen den Mann aus Zell an der Mosel beantragt. Jetzt entschied das Schiedsgericht: Der umstrittene Pirat Thiesen darf in der Partei bleiben. Und Erich Romann, der von sich behauptet, eine "deutsch-nationale Einstellung" zu haben, sagt auf Nachfrage des Abendblatts: "So ein Parteiausschlussverfahren ist nicht so einfach. Außerdem hat mir die Partei noch nicht persönlich mitgeteilt, dass man mich ausschließen will. So lange das nicht geschieht, glaube ich nicht daran." Ungeachtet dessen werde er in jedem Fall sein Kreistagsmandat behalten, "immerhin haben mich die Menschen gewählt, damit ich Politik im Kreistag mache. Es macht doch keinen Sinn, nur zu kritisieren, man muss was tun".

Romann selbst sieht den Grund für die innerparteilichen Querelen auch nicht in seinem Verhalten und in seinen, wie die Piraten sagen, "parteischädigenden Äußerungen". Er sieht sich vielmehr als Opfer einiger Piraten, "die mir keinen Respekt entgegen bringen und mich sogar bedrohen. Zu dem Stammtischen der Piraten in Buchholz traue ich mich im Moment gar nicht hin, weil ich Angst habe und nicht weiß, was denen noch einfällt." Romann wirft seinen Parteigenossen vor, wegen "persönlich motivierter Probleme mit der CDU im Kreistag seine Verhandlungen mit der CDU zur Gruppenbildung konterkariert zu haben. "Herr Romann ist gerade dabei, im Kreistag verbrannte Erde zu hinterlassen", so ein Kreistagsmitglied.

Verbrannte Erde hat der professionelle Pokerspieler aus Handeloh in der Samtgemeinde Tostedt schon hinterlassen. "Hier in Handeloh nennen ihn viele nur noch den Salzmann, weil er andauernd palettenweise Salz im Handeloher Geschäft einkauft, angeblich, um darin zu baden", sagt eine Handeloherin, die namentlich nicht genannt werden will. Der Heidenauer Schachclub hat Erich Romann vor einigen Jahren ausgeschlossen, weil Romann keinen Vereinsbeitrag zahlen wollte. Peter Dörsam, Grünen-Politiker und Mitglied im Heidenauer Schachclub, sagt: "Erich Romann war ein wirklich schwieriger Fall, der sich mit seinem überheblichen, mit den Tatsachen nicht in Einklang zu bringenden Gerede, nicht eben Freunde machte."

Bei der Tostedter SPD war Romann einige Monate vor der Kommunalwahl im September vorstellig geworden. Er wollte sich als Kandidat für den Tostedter Samtgemeinderat aufstellen lassen. Nach einem eingehenden Gespräch, so SPD-Unterbezirksvorsitzender Klaus-Dieter Feindt aus Tostedt, "waren wir uns einig, dass wir Herrn Romann nicht in der SPD haben wollen". Auch bei der Partei die Linken, so Romann selbst, habe er mitmachen wollen. Die seien ihm aber zu "destruktiv" gewesen. So landete Romann bei den Piraten. Feindt: "Mir tun die Menschen leid, die den Mann gewählt haben. Die Wähler haben darauf vertraut, dass ihnen die Piraten einen wählbaren Kandidaten präsentieren lassen." Feindt mag die Partei Die Piraten nicht aus der Verantwortung entlassen. Sie hätten tatsächlich die von ihnen immer wieder propagierte Transparenz damit beweisen können, in dem sie sich den Kandidaten Erich Romann "vorher mal genauer angesehen hätten", so der Sozialdemokrat.