Eine Studie analysiert das Reiseverhalten von Bewohnern der Metropolregion. Viele steuern mit Vorliebe Ziele in den Nachbarkreisen an.

Winsen/Stade/Lüneburg. Das Schöne ist oft gar nicht fern. Ein Großteil der Tagesausflügler in der Metropolregion Hamburg sind Menschen der Metropolregion selbst. Aber wohin fahren sie und was ist ihnen dabei wichtig? Erholen beim Wandern, Shopping oder Kultur erleben?

Die Metropolregion Hamburg hat die Studie "Tagesreiseverhalten der Bewohner der Metropolregion Hamburg" vorgestellt (das Hamburger Abendblatt berichtete). Die Studie analysiert auf 151 Seiten die Tagesausflüge der Bewohner der Metropolregion. Sie liefert repräsentative Daten auf Basis von 5000 Interviews.

Ergebnis: Die Einwohner der Metropolregion Hamburg sind ausgesprochen ausflugsfreudig. 86 Prozent der Befragten haben innerhalb des zurückliegenden Jahres einen Tagesausflug unternommen. Im Durchschnitt der letzten zwölf Monate waren es 18 Ausflüge. Die Menschen in der gesamten Metropolregion machen jährlich mehr als 68 Millionen Tagesausflüge, überwiegend in die Region selbst. Drei Viertel der Zielorte liegt innerhalb der Metropolregion. Dabei ist Hamburg mit 42 Prozent aller Tagesausflügler mit Abstand das gefragteste Ziel.

Wie halten es die Menschen in den Landkreisen Harburg, Stade und Lüneburg mit Tagesausflügen? In der südlichen Metropolregion Hamburg sind die Menschen im Landkreis Harburg am reiselustigsten: Im Jahresschnitt reisten sie 18,2-mal. Damit liegen sie vor Lüneburg (17,6) und Stade (16,6). 19 Prozent der Menschen im Landkreis Stade wollen im nächsten Jahr mehr Tagesausflüge machen - jeweils 16 Prozent in den Landkreisen Harburg und Lüneburg.

Die meisten Ausflügler fahren sonnabends und sonntags in die nahe Ferne - der Sonnabend ist mit einem Drittel der absolute Spitzenreisetag. Aus dem Landkreis Stade reisen 53 Prozent am Wochenende, aus dem Landkreis Harburg 52 Prozent und aus Lüneburg genau die Hälfte. Lüneburg und Bremen sind mit jeweils vier Prozent das zweitbeliebteste Tagesausflugsziel in der Metropolregion, allerdings weit abgeschlagen hinter Hamburg mit 42 Prozent.

Die Schwestern Beyhan Boncukcu, 33, und Feride Sello, 36, zog es mit deren Kindern Silas, 2, und Ilyas, 5, bei noch akzeptablem Dezemberwetter in den Wildpark Schwarze Berge in Ehestorf. Beide sind gebürtige Harburgerinnen, Feride wohnt in Berlin, Beyhan in Barmbek. Sie trafen sich bei ihrer Schwester Reyhan Boncukcu, 34, in Harburg. "Wir haben mit den Kindern morgens mit Tierfiguren gespielt, da haben wir uns spontan gesagt, wir könnten mal richtige Tiere ansehen - der Wildpark liegt ja nicht weit von Harburg entfernt", sagt Feride Sello.

Die Schwestern sind typische Gäste im Landkreis Harburg. "Der größte Anteil unserer Besucher sind Tagestouristen und kommt aus der Metropolregion Hamburg", sagt die Sprecherin des Wildparks Schwarze Berge, Sarah Klindworth. "Die meisten Besucher kommen aus Hamburg, aber wir haben auch viele Besucher aus den Bereichen Buxtehude, Stade und dem Rosengarten."

Die Menschen im Landkreis Harburg fuhren zuletzt gern nach Hamburg (35 Prozent), nach Lüneburg (zehn Prozent) oder blieben in ihrem eigenen Landkreis (fünf Prozent). Bei den Hamburgern war Lüneburg mit drei Prozent das zweitbeliebteste Reiseziel. Im Landkreis Stade zogen die Menschen Hamburg (33 Prozent) und den eigenen Landkreis (14 Prozent) vor. In Lüneburg lag Hamburg mit 31 Prozent auf Platz 1, der eigene Kreis folgte mit 22 Prozent - die Lüneburger bleiben ihrem Kreis also am ehesten treu, die Menschen im Landkreis Harburg am wenigsten.

"Erholen und Entspannen" ist das Hauptmotiv der Tagesausflügler aus der Metropolregion Hamburg. Im Landkreis Harburg geben 34 Prozent der Reisenden diesen Reisegrund an, in Stade und Lüneburg jeweils 31 Prozent.

"Den Landkreis Harburg besuchen im Jahr insgesamt 6,2 Millionen Gäste", sagt Stefano Panebianco, im Landkreis Harburg zuständig für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung. "Der durch den Tourismus generierte Umsatz liegt bei rund 200 Millionen Euro jährlich." Allein in der Heidelandschaft und den Heidedörfern suchen jährlich rund drei Millionen Gäste Naturerlebnis und Erholung. Auch die Harburger Berge sowie die Elbe mit ihrer Marschlandschaft sind häufig besuchte Naherholungsgebiete.

Stefano Panebianco spricht von "Leuchttürmen", die Tagestouristen in den Landkreis Harburg locken: vor allem die Wildparks Lüneburger Heide und Schwarze Berge sowie das Freilichtmuseum am Kiekeberg mit insgesamt über 600 000 Besuchern jährlich. Den Barfußpark in Egestorf besuchen mittlerweile 70 000 Menschen im Jahr. Aber auch das Stover Rennen und das Vier-Sterne-Reitturnier in Luhmühlen zählen zusammen mehr als 25 000 Besucher. "Wir haben mit dem Naturpark Lüneburger Heide einen schönen Landschaftsraum", sagt Stefano Panebianco. "Der Landkreis Harburg investiert jährlich 280 000 Euro in das Tourismus-Marketing."

Zweitwichtigstes Reisemotiv für Tagestouristen ist "der Spaß und das Vergnügen" - die Werte liegen in den drei südlichen Landkreisen bei rund einem Viertel. Drittwichtigster Reisegrund ist die "Zeit mit der Familie und Freunden" - dieses Motiv nennen 29 Prozent der Lüneburger, 28 Prozent der Stader und ein Viertel der Menschen im Landkreis Harburg.

Einen "Einkaufsbummel machen" geben 13 Prozent der Metropolbewohner als Reisegrund an. An Platz zwei liegen hier die Menschen im Landkreis Stade (16 Prozent) - die letzten beiden Plätze teilen sich der Landkreis Harburg und Lüneburg mit jeweils 10 Prozent.

Was machen die Menschen in der südlichen Metropolregion Hamburg während ihrer Tagesausflüge? Spazieren gehen und Wandern steht auf Platz eins der Aktivitäten: Im Landkreis Harburg geben 37 Prozent der Menschen diese Hauptaktivität an, in Lüneburg 31 Prozent und in Stade 30 Prozent.

Restaurant-, Café- und Barbesuche stehen auf Platz zwei der Aktivitäten. Aus den Landkreisen Lüneburg und Stade gehen rund ein Drittel der Reisenden schlemmen und trinken, aus dem Landkreis Harburg nur knapp ein Viertel. Einkaufen und shoppen gehen 30 Prozent der Stader, 29 Prozent der Menschen aus dem Landkreis Harburg und ein Viertel der Lüneburger.

Nachhaltiges Reisen ist indes in der ganzen Metropolregion Hamburg noch die große Ausnahme. Zwei Drittel der Tagesausflügler fahren mit dem Auto - aus dem Landreis Harburg und Stade sogar 73 Prozent und aus Lüneburg 72 Prozent. Übrigens: Das Fahrrad hat nur für 13 Prozent der Metropolbewohner bei Tagesausflügen eine "sehr hohe Bedeutung".

Am spendierfreudigsten in der südlichen Metropolregion Hamburg sind die Stader: Sie geben im Schnitt 52 Euro pro Person für den Tagesausflug aus - inklusive Fahrtkosten. Die Landkreise Harburg (46 Euro) und Lüneburg (45 Euro) sind da die Schlusslichter.