Abendblatt-Leser waren schockiert über die schrecklichen Todesfälle von Kindern wie Lara-Mia und dem kleinen Tim aus Elmshorn. Hier waren Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Und fielen offenbar durch jede Kontrollraster von Kinderärzten und Jugendämtern.

Es gab viele Politiker, die sich im Zuge der Diskussionen um die Gründe für diese Horror-Nachrichten um eine umfangreichere Prävention kümmern wollten, um niedrigschwellige Hilfsangebote und auch darum, dass Geld für wichtige Einrichtungen wie unter anderem auch Mütterberatungsstellen in die Haushalte eingestellt wird.

Und nun soll in Harburg gerade an dieser Stelle eingespart werden. Ausgerechnet in einem Stadtteil, in dem es einen hohen Anteil an Familien in schwierigen Lebenssituationen gibt. In einem Stadtteil, in dem auch das Thema häusliche Gewalt eine Rolle spielt. Jetzt ist die Mütterberatung im Hamburger Süden gut aufgestellt, mit Sprechstunden im gesamten Bezirksgebiet, Hausbesuche und Kursen. Diese Angebote werden sehr gut angenommen. So finden sich bis zu 50 Mütter und Väter mit ihren Babys zur Sprechstunde im Phoenix-Viertel ein. Eine Zahl, die einmal mehr zeigt, wie wichtig dieses Hilfsangebot für Harburger Familien ist. Die Mitarbeiterinnen sind oftmals die ersten, die Kontakt zu Eltern und Kindern aufbauen, die fachgerecht beurteilen können, ob einem Kind Verwahrlosung droht. Sie können rechtzeitig gegensteuern. Für diese gesellschaftlich sinnvollen Aufgaben in einem Brennpunktstadtteil bald kein Geld mehr zur Verfügung zu haben, gleicht einer sozialen Bankrotterklärung. Zwei Jahre können Ärztin Gunhild Muras und ihre Kolleginnen noch ihre engagierte Arbeit für die Harburger Mütterberatung machen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Harburgs Politiker zu einer vernünftigen Lösung durchringen. Denn die Folgekosten, etwa zur Betreuung von Gewaltopfer, dürften viel höher sein als die Gehaltskosten für die Mitarbeiterinnen.