Bernd Oelkers liefert Tannen bis nach Afrika. Der Tannenbaum ist auch ein Markenzeichen des Oelkers'schen Hofes. Worauf müssen Kunden achten?

Klauenburg. Je stressfreier die Zeit zwischen dem Schlagen und dem Aufstellen, umso schöner der Baum. Das sagt Bernd Oelkers. Und Oelkers muss es wissen: Schon sein Großvater baute vor etwa 50 Jahren Tannenbäume an. Auf einem Acker, der sich anders nicht bewirtschaften ließ. Heute ist der Tannenbaum ein Markenzeichen des Oelkers'schen Hofes in Klauenburg.

Bernd Oelkers gehört zu den großen Tannenbaum-Erzeugern. Er ist Vorsitzender des Verbandes der deutschen Weihnachtsbaum- und Schnittgrün-Erzeuger. Seine Lieferadressen liegen in unter anderem in Deutschland, Frankreich - dort schmücken 1200 Bäume aus Klauenburg die Straßen und öffentlichen Plätze in Paris -, in Kenia "eine deutsche Kolonie", so Oelkers, und in Ägypten. Derzeit herrscht Hochbetrieb auf dem Hof in Klauenburg. Jedes Jahr verlassen rund 200 000 Weihnachtsbäume den Hof, da muss die ganze Familie helfen, und die Saisonarbeiter aus Polen sind auch längst im Einsatz. Die ersten Lieferungen gingen schon im November raus.

Tannenbäume werden geschlagen, eingenetzt, palettenweise auf Lkw verladen und abtransportiert. Bernd Oelkers erklärt, warum auf seinem Hof den Bäumen Stress erspart wird. "Ein Baum, der sofort nach dem Schlagen in ein enges Netz einpfercht und transportiert wird, gerät in Stress. Das ist nachgewiesen. Ebenfalls nachgewiesen ist die Tatsache, dass diese Bäume viel schneller nadeln als Bäume, die noch zwei Tage auf dem Feld liegen bleiben und erst dann verladen werden."

Und woran erkennt der Verbraucher einen "frischen" Baum? Oelkers: "Die Schnittfläche sollte relativ hell sein, nur ein frischer Baum gibt noch Harz ab. Das Nadelkleid muss sattgrün sein." Das mit der hellen Schnittfläche klappt allerdings nicht immer, denn, so Bernd Oelkers, bei Frost läuft die Schnittfläche schneller braun an. Damit er frisch bleibt, braucht der Baum zwischen zwei bis drei Liter Wasser in zwei Tagen. Vor dem Aufstellen sollte der Baum noch einmal angesägt werden.

Vor der Konkurrenz aus Plastik brauchen Oelkers und seine Kollegen wenigstens für den deutschen Markt keine Angst zu haben. Hier zählt noch der echte Tannenbaum, der Naturbaum, wie Oelkers ihn nennt. Aber auch hierzulande hat der Verbraucher seine Ansprüche: Nadeln soll der Baum zwar nicht, aber nach Tanne, also weihnachtlich duften, das soll er schon.

Aber gibt es den perfekten Baum? Oelkers: "Die Nordmanntanne liegt auch in diesem Jahr sehr im Trend. Ihre Vorteile sind, dass sie nicht nadelt und der Wuchs ebenmäßig ist. Aber dafür duftet sie gar nicht oder nur ganz wenig. Die Blaufichte hingegen nadelt schnell, dafür duftet sie viel mehr." Was in Deutschland kaum noch nachgefragt werde, so der Landwirt, seien Tannenbäume im Topf, der Trend habe hierzulande nachgelassen. In anderen europäischen Ländern hingegen boomt der Baum im Container, wie der Fachmann sagt. Oelkers: "Wir setzen bei den 50 Prozent unserer Produktion, die in Deutschland bleiben, auf kurze Wege."

Den kürzesten Weg hat der Baum, den die Kunden selbst "in der Kultur schlagen", so Oelkers. Das Geschäft sei aber sehr abhängig von der Witterung. "Die Kunden wollen den Schnee von dem Baum abklopfen, den sie gerade geschlagen haben. Bei diesen Temperaturen, die wir hier momentan haben, ist diese Art, an seinen Weihnachtsbaum zu kommen, nicht besonders beliebt", sagt Oelkers. Dennoch, wie einige andere Landwirte im Landkreis Harburg, können die Kunden auch auf dem Hof Oelkers in Klauenburg ihre Tannenbäume selbst aus der Kultur holen. Dazu gibt es Glühwein und Würstchen. Ein Tipp vom Fachmann: "Wir netzen die hier geschlagenen Bäume ganz locker ein, zu Hause sollte der Baum zwei Tage im Garten liegen können."

Das Geschäft mit den Weihnachtsbäumen ist nichts für Kurzentschlossene. Und ein Erzeuger muss rechnen können, denn der Anbau von Weihnachtsbäumen ist die einzige Produktion, die nicht mit EU-Geldern subventioniert wird. Acht bis zwölf Jahre braucht es, bis aus dem wenige Zentimeter großen Sämling ein veritabler Baum mit einer Höhe von 1,80 bis zwei Metern geworden ist. Erst dann kann er verkauft werden. Bis dahin benötigt er viel Pflege, immerhin soll er doch später im Wohnzimmer gerade stehen, eine gerade Spitzen haben und insgesamt eine gute Figur im Kerzenlicht machen. "Ich muss weit im Voraus planen. Dass der Anbau von Weihnachtsbäumen nicht subventioniert wird, hat allerdings den Vorteil, dass wir Erzeuger uns wirtschaftlich selbst am Markt behaupten müssen", sagt Oelkers. Anders als seine Bäume steht er derzeit regelrecht unter Stress. Und trotzdem, die Weihnachtsbäume, sagt er, seien seine große Leidenschaft.