Seit Jahrzehnten existieren die Sparklubs “Emsig“ und “Weihnachtsfreude“. Geldtüten werden beim gemeinsamen Schnitzel-Essen verteilt.

Großenwörden. Sie gehören zumeist in Gaststätten und Sportlerheimen zum Inventar wie der Tresen oder das gezapfte Bier - Mitglieder von Sparklubs und ihr an der Wand hängender rechteckiger Kasten. Das wöchentliche oder monatliche Füttern des eigenen Fachs mit Münzen und Scheinen durch die nummerierten und zumeist mit dem eigenen Namen beschrifteten Schlitze hat in Deutschland und auch in der Metropolregion Tradition.

Einmal im Jahr ist Zahltag, in der Regel in der Adventszeit. Dann werden im geselligen Rahmen die jeweils gesparten Beträge an die Mitglieder ausgehändigt. Bei den in der Gemeinde Großenwörden (Landkreis Stade) beheimateten Sparklubs "Weihnachtsfreude" und "Emsig" war es jetzt so weit. Beim gemeinsamen Schnitzel-Essen wurden die Geldtüten an insgesamt 110 Personen verteilt. "Die meisten nehmen das Gesparte, um sich damit einen zumeist lang gehegten Wunsch zu Weihnachten zu erfüllen", sagt Wilfried Mahler.

Der Filialleiter der Volksbank in Großenwörden, an der idyllischen Oste in der Samtgemeinde Himmelpforten gelegen, hat das Ehrenamt vor 13 Jahren von seinem Filialleiter-Vorgänger Horst Hellwege übernommen. "Das hat hier Tradition", sagt der 53-Jährige. Er verweist lachend darauf, dass auch bei der Gemeinschaft "Emsig" mit Brigitte Deters - Angestellte bei der Kreissparkasse Osten im Landkreis Cuxhaven - eine Person vom Fach mit an der Spitze steht. Der Klub "Weihnachtsfreude" feierte in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Die Gründung fand am 17. Januar 1951 statt. Rund neun Jahre später, am 26. November 1959, erfolgte die Zusammenlegung mit dem anderen ortsansässigen Klub "Emsig", den es bereits seit dem 1. Januar 1937 gibt. Dennoch haben beide bis heute ihren eigenen Namen, einen eigenen Mitgliederstamm, getrennte Konten und unterschiedliche Domizile - allerdings einen gemeinsamen Vorstand. Dazu gehören Dietmar Reimers, Brigitte Deters, Wilfried Mahler und Ingrid Petersen.

Während die "Weihnachtsfreude-Mitglieder" den Großenwördener Hof aufsuchen, hängt der "Emsig-Kasten" im Autohaus von Holten. Jedes Mitglied muss pro Monat von Dezember bis November mindestens fünf Euro sparen. Wer eine Einzahlung versäumt, zahlt ein Strafgeld in Höhe von 0,50 Euro. Das wird am Ende des Jahres vom Ersparten abgezogen. Geleert wird bei beiden Klubs monatlich. Die Auszahlung des Ersparten erfolgt traditionell bei einem Essen, verbunden mit einer kleinen Tombola. Die angesparten Zinsen, die Strafgelder sowie ein geringer Essenzuschuss werden zumeist dafür genommen, um das gemütliche Beisammensein zu bezahlen. "Weihnachtsfreude" hat bei der Volksbank nach deren Auskunft dort sogar das älteste der aktuell existierenden 66 Sparklub-Konten. Bei beiden Vereinigungen herrscht mit insgesamt 110 Personen eine relativ stabile Mitgliederzahl, die derzeit sogar weiter ansteigt. Zu den besten Zeiten waren rund 150 Fächer besetzt. Die heutige Zahl lässt sich aber auch angesichts der kleinen Gemeinde mit rund 450 Einwohnern sehen. "Die meisten kommen aus Großenwörden und sind seit Jahrzehnten dabei", sagt Brigitte Deters. Am längsten füllen die 84 Jahre alte Inge Reimers und Hans Pippirs, 88, ihre Sparfächer mit Münzen und Scheinen. Inge Reimers ist seit den 50er-, Hans Pippirs seit den 60er-Jahren dabei, sogar in beiden Vereinen. Beide können sich noch erinnern, dass früher als Minimum zwei D-Mark durch den Schlitz geworfen werden musste.

An anderen Orten haben Klubs mit Mitgliederschwund zu kämpfen. So löst sich zum Jahresende im Stader-Ortsteil Hagen der seit 1939 existierende Sparklub "Steck rin" auf. Die Mitgliederzahl ist dort von ehemals rund 200 in den vergangenen fünf Jahren von 120 auf nur noch 20 gesunken.