Erstes Melkhus im Landkreis Harburg ensteht in Ardestorf. Betreiber feiern mit Nachbarn Richtfest. Auch Ausflügler mit dem Fahrrad werden erwartet.

Ardestorf. Wenn Radtouristen aus Bremen oder Stade zum beliebten Ausflugsziel Appelbecker See fahren, oder Hamburger an die Weser radeln, können sie sich im kommenden Jahr auf einem Hof im Süden Neu Wulmstorfs mit Milchspeisen vom Bauern erfrischen. Rebecca und Frank Peper eröffnen im April auf ihrem Bauernhof in Ardestorf das erste Melkhus im Landkreis Harburg.

Mit mehr als 30 Nachbarn haben sie jetzt Richtfest gefeiert. Dabei haben sie Milchshakes aus mehr als 20 Liter Kuhmilch verkostet.

Melkhüs sind Milchraststätten an Radwanderwegen im Nordwesten Niedersachsens. 75 gibt es von ihnen bereits. Der Name ist rechtlich geschützt. Die Architektur ist immer gleich: ein grünes Holzhaus, 20 Quadratmeter groß, mit rotem Ziegeldach.

In Ardestorf entsteht sogar ein Melkdoppelhus. Frank Peper setzt neben die Originalmilchraststätte einen Eigenbau in nahezu identischem Baustil. So sollen bei ihm auch größere Gästegruppen vor Regen geschützt Platz finden. Ein ausgeschilderter Reitwanderweg des Regionalparks Rosengarten führt an der Hofstelle, sie gibt es bereits seit dem 16. Jahrhundert, vorbei. Der Bauernhof liegt auch im Pausenradius des Radfernweges Hamburg-Bremen, also höchstens fünf Kilometer weit entfernt. Beides macht der Landwirtsfamilie berechtigte Hoffnung, häufiger Ausflugsgäste auf dem Rad oder zu Pferd bewirten zu können.

Ein Melkhus bedeutet für einen bäuerlichen Betrieb zunächst eine erhebliche Investition: Frank und Rebecca Peper bezahlen nach eigenen Angaben 30 000 Euro für ihr kleines Gasthaus mit Anbau. Zuschüsse von der EU, dem Land, dem Landkreis oder einer Tourismusorganisation gibt es dafür nicht. Nur die Fassade aufzubauen reicht nicht: Melkhusbetreiber müssen auch für die Inneneinrichtung sorgen: eine kleine Küche, Kühlschrank, eine Spülmaschine.

Landwirt Frank Peper sieht die Milchratsstätte als einen ersten Baustein, die Direktvermarktung seines Hofes auszubauen. Zusätzlich plant er, später einen Hofladen einzurichten, in dem er Obst, Gemüse und Kartoffeln verkaufen will.

Die Investition lohne sich, ist Karin Plate überzeugt. Die Landfrauen-Kreisvorsitzende macht sich für Melkhüs im Landkreis Harburg stark. Immer mehr Menschen hätten das Verlangen nach Gesundem frisch vom Bauernhof. "Die Leute sind neugierig, zu den Ursprüngen zurückzukehren", sagt sie. Milchraststätten passen zu diesem Trend. Die Landwirtsfamilie übernimmt die Pionierrolle im Landkreis Harburg. Geht es nach Karin Plate, werden einmal sechs bis acht Melkhüs in dem Landkreis öffnen.

In der Regel öffnen die Melkhüs von April bis Ende September täglich von 11 bis 18 Uhr. Das Geschäft in Ardestorf wird Rebbeca Peper führen. Oft legen Gäste das Geld in eine Kasse des Vertrauens, weil den Höfen das Personal fehlt. Die 30 Jahre alte Landwirtin und Mutter setzt Technik ein, um nicht jeden Tag sieben Stunden hinter dem Verkaufstresen stehen zu müssen: Betreten Gäste das Melkhus, löst eine Lichtschranke ein Klingeln im Haus aus.

Radfahrer und Reiter, sie können ihr Pferd auf dem Hof anbinden, erhalten bei Rebecca Peper selbst zubereitete Milchshakes, Quark- und Milchreisspeisen. Der Rohstoff stammt aus eigener Produktion des kombinierten Milchvieh- und Ackerbaubetriebes: frisch gemolkene Milch von Kühen aus dem Stall nebenan.

Die Melkhus-Idee beinhaltet auch, dass Ausflugsgäste Einblick in die landwirtschaftliche Produktion bekommen. Nach Anmeldung lässt Frank Peper deshalb Besuchergruppen in den Kuhstall: "Wir zeigen die Kälberaufzucht und wie Kühe gehalten werden", sagt er. Schulklassen und Kindergartengruppen seien erwünscht. Der Landwirt will bei den Jüngsten den Irrtum ausräumen, die Milch würde "von Edeka aus dem Regal" kommen. Das, sagt Frank Peper, würden heute nicht nur Kinder, sondern auch mancher Erwachsener denken.

Damit das Pilot-Melkhus im Landkreis Harburg ein Erfolg wird, hofft die Landwirtsfamilie auf Unterstützung des Regionalparks Rosengarten. Die Tourismusorganisation könnte helfen, in dem sie den Bauernhof in Ardestorf als zusätzliche Halstestelle in den Fahrplan des Shuttle-Busses aufnimmt.