Das Grollen im Kreishaus Harburg in Winsen ist nachvollziehbar. Es kann nicht wahr sein, dass ein Landkreis nicht darüber informiert wird, dass der Castor-Transport durch sein Gebiet rollt. Und völlig abstrus wird es, wenn Atommüll auf einem Bahnhof wie dem Rangierbahnhof in Maschen 19 Stunden lang geparkt wird, ohne dass die Spitze der Kreisverwaltung darüber in Kenntnis gesetzt wird.

Die Auskunft des Lagezentrums in Lüneburg, Kommunen würden grundsätzlich nicht über die Route des Atommülltransportes informiert, zeigt, dass dringend eine andere Strategie nötig ist. Denn nach wie vor sind die Landkreise für die Sicherheit der Bürger und den Schutz derer Gesundheit verantwortlich. Die Kreise sind gesetzlich für die Gefahrenabwehr und den Katastrophenschutz zuständig. Das gilt nicht nur, wenn chemische oder biologische im Spiel sind, sondern erst recht, wenn hochradioaktive Stoffe durch die Gegend transportiert werden. Rettungskräfte und Feuerwehren müssen schnell einsatzbereit sein. Das funktioniert aber nur, wenn der Kreis als Katastrophenschutzbehörde über mögliche Gefahren rechtzeitig informiert ist.

Nicht zuletzt deshalb hat der Lüneburger Kreistag erst vor gut einer Woche mit großer Mehrheit beschlossen, einen Katastrophenschutzplan für Castor-Durchfahrten aufzustellen, um im Notfall seine Bürger schützen zu können. Dass der Kreis Harburg nicht informiert wurde, muss ein politisches Nachspiel haben. Der Fall gehört ins Parlament. Der Landtag in Hannover muss sich damit beschäftigen und Konsequenzen ziehen: Kreise, durch die Castor-Transporte rollen, müssen darüber informiert sein.