Harburg gehört zu den Landkreisen, die im Jahr 2013 wohl die vom Bund geforderte Zahl an Krippenplätzen zur Verfügung stellen können.

Winsen. Kinder werden im Landkreis Harburg gut betreut. Der Kreis nimmt in Niedersachsen eine Spitzenposition in der Kinderbetreuung ein. Im flächenmäßig zweitgrößten Bundesland liegt die durchschnittliche Betreuungsquote von Kindern im Alter von null bis drei Jahren aktuell bei 15,8 Prozent. Im Kreis Harburg liegt sie hingegen bei knapp 20 Prozent. Ab dem Jahr 2013 haben alle Kinder dieser Altersgruppe in Deutschland, die einen Betreuungsplatz brauchen, einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Und Harburg gehört zu den wenigen Landkreisen, die es voraussichtlich schaffen werden, den gesetzlichen Anspruch der Eltern bis zu diesem Zeitpunkt zu erfüllen. Das sei, so Bereichsleiter Soziales bei der Kreisverwaltung in Winsen, Reiner Kaminski, einem "enormen Kraftakt aller Gemeinden im Kreis und der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Kreis und Gemeinden" zu verdanken.

Zusätzlich zum Betreuungsgesetz hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) in ihrem Krippen-Ausbauprogramm von den Kommunen gefordert, bis 2013 Betreuungsplätze für 35 Prozent aller zu diesem Zeitpunkt in Deutschland lebenden Kinder dieser Altersgruppe vorzuhalten. Zum Stichtag 1. August 2011 lebten im Landkreis 5962 Kinder im Alter bis drei Jahren. Um von der Leyens Zielsetzung einer Betreuungsquote von 35 Prozent zu entsprechen, müssten die Gemeinden im Kreis Harburg insgesamt 2086 Betreuungsplätze für diese Kinder vorhalten. Zum Stichtag gab es im Landkreis Harburg 1500 Plätze. Kaminski: "Diese Zielzahl von Ministerin von der Leyen ist mit Vorsicht zu genießen, denn sie trifft insbesondere im ländlichen Raum nicht den tatsächlichen Bedarf der Eltern. Hier liegt dieser meist unter 35 Prozent. Im städtischen Bereich dagegen liegt der tatsächliche Bedarf meist über diesen 35 Prozent." Verwässert werde, so der Verwaltungsmann, diese Vorgabe auch durch die Eingrenzung des Alters. Kaum jemand gebe einen Säugling unter einem Jahr in eine Kinderkrippe. Ein Beispiel: In der Samtgemeinde Jesteburg gibt es aktuell 44 Krippenplätze, eine Krippen-Gruppe ist noch in Planung. Insgesamt wird Jesteburg auch mit der neuen Gruppe unter der 35 Prozent Quote liegen. Die zu erwartende Nachfrage nach Krippenplätze aber wäre gedeckt, der Rechtsanspruch erfüllt.

Bindend für die Kommunen ist das Gesetz, das sich nach dem zu erwartenden Bedarf richtet. Kaminski: "Wenn ich die weiteren Planungen in den Gemeinden sehe, werden wir es schaffen, den Rechtsanspruch in 2013 zu erfüllen. Die Stadt Buchholz erreicht jetzt schon die 35-Prozent-Quote mit ihren Krippenplätzen. Aber hier, wie auch in Winsen, ist die Nachfrage höher. Es muss also nachgerüstet werden." Die Nordheide-Stadt liegt schon jetzt mit ihren 1000 Betreuungsplätzen bei einer Betreuungsquote von 36,24 Prozent. Weil in Buchholz aber mehr Eltern ihre Kinder in Krippen betreuen lassen wollen als Plätze da sind, hat der Stadtrat beschlossen, im Jahr 2013 weitere 30 Krippenplätze einzurichten.

Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) rechnet für seine Gemeinde mit einer "Punktlandung" bei der Umsetzung des Gesetzes. Derzeit gibt es in der Gemeinde 155 Krippenplätze. Schwarz: "Im Frühjahr 2012 können wir weitere 30 Plätze bei der Awo-Kita Glüsingen fertigstellen. Nach aktuellem Stand müssten wir laut gesetzlicher Quote dann noch weitere 55 Plätze schaffen, was wir auch hinbekommen werden." Und ihre Betreuungsangebote lassen sich die Kommunen viel Geld kosten. Reiner Kaminski beziffert die reinen Investitionskosten für einen Krippenplatz mit 13.000 bis 14.000 Euro. Der Landkreis Harburg bezuschusst jeden Platz einmalig mit 1500 Euro. Diese Zuschüsse bestreitet der Kreis aus Mitteln von Bund und Land. Knapp über sieben Millionen Euro waren in dem Topf für das Krippen-Ausbauprogramm für den Kreis Harburg. Das Geld reicht nicht aus, um alle Plätze, die geschaffen werden, zu subventionieren. Und noch ist unklar, woher die restlichen Mittel kommen sollen. Kaminski: "Ein weiterer finanzieller Brocken für die Haushalte der Gemeinden sind natürlich die laufenden Kosten." In der Gemeinde Seevetal liegt dieser Posten jährlich bei rund 4,5 Millionen Euro.