Leckerer Braten, wärmende Daunen, sprichwörtliche Wachsamkeit. Alles an der Gans ist nützlich

Mit der Gans, die schon vor Tausenden von Jahren vom Steinzeitmenschen als Haustier gehalten wurde, hat das schneeweiße Exemplar von heute nicht mehr viel zu tun. Aus dem einst ranken Flieger ist heute ein vollschlankes, bis zu 15 Kilogramm schweres Tier geworden, das sich lieber am Boden hält statt abzuheben. Aber schließlich geht es auch nicht um seine Sportlichkeit, sondern den Nutzen.

Wärmende Federn und Daunen für Betten und Jacken stehen an oberster Stelle. Die haben schon die alten Germanen im ersten Jahrhundert nach Christus für sich entdeckt. Die Tatsache, dass Daunen nachwachsen, hat der Gans die äußerst schmerzhafte Prozedur des Lebendrupfes beschert. In Deutschland ist das seit 1993 verboten, in anderen Ländern noch erlaubt. Nicht weniger brutal ist die Herstellung der Gänseleberpastete, die schon in der Antike als Delikatesse bekannt war. Dabei werden die Tiere mehrmals täglich zwangsernährt, das sogenannte Stopfen. Dadurch vergrößert sich die Leber enorm. Statt der im Durchschnitt üblichen 100 Gramm erreicht das Organ einer gemästeten Gans ein stattliches Kilogramm. Auch das ist bei uns längst verboten. Dass Gänse die Stadt Rom 387 vor Christus vor der Zerstörung durch die Gallier gerettet haben sollen, weil sie laut schnatternd Alarm schlugen, gehört wohl in den Bereich der Legenden. Ihr Geschrei war allerdings schon für ihren schlechten Ruf verantwortlich, denn sie galten als "geschwätzig". 500 nach Christus kurbelten Gänse die Literatur an. Da entdeckte man die Flügelfedern der Gänse als Schreibgerät, und das ist der Gänsekiel bis ins 19. Jahrhundert geblieben.