Während der dunklen Jahreszeit werden viele Diebstähle mitten am Tag begannen. Mit Verkehrskontrollen zeigt die Polizei Präsenz.

Neu Wulmstorf. Ein BMW, dessen weißer Lack im gelben Licht der Straßenlaternen glänzt, bremst ab und rollt auf einen Polizeibeamten in Signalweste zu. Die junge Frau am Steuer des Neuwagens muss aussteigen und dem halben Dutzend Polizisten, die um ihr Auto herumstehen, den Inhalt ihres Kofferraums zeigen. "Alles okay", sagt einer der Beamten. Allerdings muss die Endzwanzigerin noch einen Bußgeldbescheid entgegen nehmen. In die Polizeikontrolle war sie mit ihrem Handy am Ohr gefahren.

"Das ist Beifang", sagt Wilfried Haensch, 51. "Eigentlich jagen wir heute nach großen Fischen im Bereich Eigentumsdelikte." Der Kriminaloberrat leitet die zentrale Kriminalinspektion im Landkreis Harburg. Seit zwei Jahren kümmert sich dort eine spezielle Ermittlungsgruppe um Wohnungseinbrüche. "Vor allem in der jetzt beginnenden dunklen Jahreszeit werden viele Diebstähle mitten am Tag begangen."

Um potenzielle Diebe abzuschrecken, empfiehlt Haensch als kleine Maßnahme mit großer Wirkung zusätzliche Fensterbeschläge. "Die handelsüblichen Fenster werden von geübten Einbrechern innerhalb von nur einer halben Minute geöffnet." Nachdem die Täter in die Wohnung eingestiegen sind, geht es rasant weiter. Die üblichen Verstecke der Bewohner werden abgesucht; Schmuck und Bargeld, Laptops und Flachbildfernseher können ohne weiteres eingesteckt und abtransportiert werden. "Die Masse macht's."

"Anwohner sollten keine Hemmungen haben und die Polizei rufen, wenn sie Ungewöhnliches in der Nachbarschaft beobachten", sagt Haensch. Verdächtig seien zum Beispiel größere Transportfahrzeuge mit ausländischen oder auswärtigen Nummernschildern. "Typisch für gut organisierte Einbrecherbanden sind auch Kurzzeitkennzeichen, die mitunter auf Komplizen im Ausland angemeldet sind und kaum nachverfolgt werden können", sagt Haensch. Der Kriminalpolizist will mögliche Einbruchszeugen motivieren, einfach die Nummernschilder der verdächtigen Fahrzeuge zu notieren. "Sie können sich auch dann bei der Polizei melden, wenn Sie sich nicht hundertprozentig sicher sind." Das gelte vor allem für Fälle, in denen es sich scheinbar um den Kundendienst eines Handwerksbetriebes handelt, einer häufigen Maskerade von Einbrechern.

+++ Polizei rät nach Einbruchserie zur Wachsamkeit +++

+++ Einbrecher im Landkreis Harburg unterwegs +++

In der Zeit zwischen 13 und 18 Uhr kontrollierte die Polizei am Freitag alle verdächtigen Fahrzeuge auf vier Hauptverkehrsstraßen in der Region. Beamte standen an den Ortsdurchfahrten in Ramelsloh, Quarrendorf und Toppenstedt sowie an der B 73 in Neu Wulmstorf. "Wir haben im Landkreis Harburg 18 Auf- und Abfahrten von Autobahnen", sagt Haensch. Die gute Verbindung wüssten auch Verbrecher zu schätzen.

Gerade in ländlichen Bereichen mit einer weitläufigen, uneinsehbaren Bebauung haben die Täter oft leichtes Spiel. Auswertungen der Kriminalstatistik haben ergeben, dass sich Einbrecherbanden vorzugsweise frei stehende Wohnhäuser aussuchen, die nah an Hauptverkehrsadern liegen. So können sie nicht nur relativ schnell vom Tatort verschwinden, sondern vor allem im dichten Berufsverkehr versickern. Die Polizei konnte aus den Massen von Fahrzeugen am Freitagnachmittag lediglich Stichproben ziehen.

Im Einsatz für die gleichzeitige Aktion an vier Orten waren etwa 100 Beamte. Die Hälfte davon waren Bereitschaftspolizisten. Die andere Hälfte bestand unter anderem aus Beamten aus dem Ermittlungsdienst. Viele der eingesetzten Kräfte machten für die Großaktion Überstunden. Sie wurden unterstützt von Beamten der Polizeiinspektion Harburg, die zusätzliche Streifenfahrten durch häufig betroffene Wohngebiete der Region durchführten.

Etwa 500 Meter von den 15 Polizisten, die sich an der Neu Wulmstorfer Ortsdurchfahrt in Fahrtrichtung Hamburg in Höhe der Jet-Tankstelle auffällige Wagen und ihre Insassen ganz genau anschauten, standen zwei Streifenwagen vor der Ampelkreuzung mit der Schifferstraße.

Sie wiesen ihre Kollegen an, welche Fahrer herauszuwinken seien. Die gewonnen Erkenntnisse werden in den nächsten Tagen durch Beamte der Ermittlungsgruppe aufbereitet und ausgewertet", erklärt Jan Krüger, Sprecher der Polizeiinspektion Harburg. "Unser Ziel war es nicht nur, Einbrecher zu fassen, die noch die Brechstange auf der Rückbank liegen haben." Für die Kriminalpolizei gehe es vor allem darum, Präsenz zu zeigen und "weitere Ermittlungsansätze zu erlangen. Insgesamt konnten die Beamten landkreisweit 870 Personen und 858 Fahrzeuge kontrollieren", bilanziert Krüger. Verdächtig erschien dem Vorkontrollposten an der B 73 zum Beispiel ein älterer weißer Lieferwagen mit polnischem Nummernschild. Dabei handelte es sich dann doch aber lediglich um einen Sperrmüllsammler, der seine Fahrt fortsetzen durfte. Trotzdem habe die Aktion auch Erfolge gebracht. Krüger: "Es wurden vier Personen festgenommen, gegen die Haftbefehle vorlagen."