Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist ein selbst bei der politischen Konkurrenz anerkannter Könner seines Fachs. Aber eben kein mitreißender Redner. Das zeigte sich beim Herrenabend des Wirtschaftsvereins im Hamburger Süden. Mehr Esprit, Bonmots und überraschende Wendungen hätten seinem Vortrag gut getan.

Wohlwollend könnte man sagen: Er gab sich staatsmännisch, verzichtete diplomatisch geschickt auf jedwede Effekt haschende Attacke. Vielen Zuhörern im Saal war aber ein Gedanke gemein: "Mein Gott, Walter! Ist das langweilig!"

Ein Grund, zur Weinflasche zu greifen und das Plaudern zu beginnen, während der Ehrengast spricht, ist das aber nicht. Eine langweilige Rede ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen.

So mancher im Publikum ließ zum Entsetzen des Gastgebers die Etikette und Reife für ein gesellschaftliches Ereignis wie den Herrenabend vermissen. Dabei gilt selbst für zu Hause am Esstisch: Gäste lässt man doch bitte aussprechen! Das ist eine Frage des Respekts, der im Handy-Zeitalter auf der Strecke zu bleiben scheint.

Dabei sollten doch gerade Unternehmer wissen: Tischmanieren haben die größte Außenwirkung und können ein Stolperstein bei Geschäften sein.

Ein souveräner Redner kennt übrigens ein probates Mittel, wenn einzelne im Publikum beginnen, zu schwätzen: Er bittet genau diese Zuhörer um einen Redebeitrag.