Knappe Mehrheiten in den Räten Seevetals sorgen für ausführlichen Diskussionsbedarf. Einzelne Stimmen könnten noch entscheidend werden.

Seevetal. Am 22. November beginnen in der größten Gemeinde des Landkreises Harburg, in Seevetal, die konstituierenden Sitzungen des Gemeinderates und der Ortsräte. In einigen Gremien haben sich nach der Kommunalwahl die Mehrheiten verschoben. Mehrheiten hängen an einer Stimme.

"Die Arbeit im Rat wird sicherlich interessanter, und man wird mehr miteinander reden müssen", sagt Andreas Rakowski (SPD). Der Vorsitzende des Seevetaler SPD-Ortsvereins, Ratsmitglied und Mitglied des Maschener Ortsrates erwartet eine spannende Wahlperiode für den Seevetaler Gemeinderat. Die rund 42 000 Einwohner Gemeinde hat mit 41 Ratsmitgliedern den größten Rat im Kreis. CDU (15 Mandate) und FDP (ein Mandat) bilden eine Gruppe. Die SPD (zwölf Mandate) und die Grünen (fünf Mandate) werden ebenfalls eine Gruppe bilden und haben damit eine Stimme mehr, als das konservative Lager. Rakowski: "Wir werden noch Gespräche mit Axel Bittner führen. Dann hätten wir für Seevetaler Verhältnisse schon eine komfortable Mehrheit."

Bittner vertritt Die Linke im Rat, hat aber als Einzelvertreter keinen Fraktionsstatus. Für ihn hätte eine Gruppenbildung den Vorteil, dass er auch in Ausschüssen Stimmrecht hätte. Drittstärkste Fraktion im Rat ist die Wählergemeinschaft Freie Wähler Seevetal (FW.S). Ihr dürfte künftig die Rolle des Zünglein an der Waage zukommen, denn es steht kaum zu erwarten, dass sich die Fraktion um Willy Klingenberg einer der großen Gruppen anschließen wird. Rakowski: "Es wird künftig noch mehr von den Sachthemen abhängen, wie im Rat die Mehrheiten aussehen. Interessant wird es beim Haushalt."

Auch im Ortsrat Maschen/Horst/Hörsten müssen die Mitglieder in Zukunft intensiver miteinander reden. Hier sind die Mehrheiten noch unkomfortabler als im Seevetaler Rat. CDU und FDP kommen gemeinsam auf neun Mandate, SPD und Grüne haben genauso viele Sitze. Ortsratsmitglied Andreas Rakowski: "Hier haben wir in der Vergangenheit aber immer gut zusammen gearbeitet, auch mit der Wählergemeinschaft." Was die SPD auch vor hat in Maschen: Sie wird Ratsfrau Angelika Tumuschat-Bruhn als Kandidatin für den Posten der Ortsbürgermeisterin im Rat vorschlagen. Der bisherige Maschener Ortsbürgermeister, Günter Schulz, hatte im September aus Altersgründen nicht mehr für den Ortsrat kandidiert. Die erfahrene Ratsfrau Tumuschat-Bruhn steht auch zur Debatte für den Posten der Ratsvorsitzenden des Seevetaler Rates, den sie in der vergangenen Wahlperiode innehatte.

Richtig eng könnte es im Ortsrat Fleestedt/Glüsingen/Beckedorf/Metzendorf werden. Eigentlich hat der Rat 15 Sitze zu vergeben. Besetzt sind aber nur 14, die beste Voraussetzung, um Pattsituationen herbei zu führen. Die CDU hat in Fleestedt sechs, die SPD vier, die Grünen zwei und die FDP einen Sitz. Der FW.S stünden mit einem Wahlergebnis von 11,4 Prozent zwei Sitze in dem Ortsrat zu. Aber mangels Kandidaten bleibt der Wählergemeinschaft ein Sitz. Gerd Krümmel stand als einziger Kandidat auf der Liste der FW.S. für den Ortsrat. Intern heißt es, Krümmel werde nicht den Bürgermeister Kandidaten der CDU, Adolf Wendt, mittragen. Wenn sich auch SPD und Grüne gegen Wendt stellen sollten, gäbe es schon in der ersten Sitzung ein Patt.

Spannend dürfte auch die konstituierende Sitzung des Seevetaler Ortsrates Hittfeld/Emmelndorf/Helmstorf/Lindhorst werden. Hier zeichnet sich derzeit ab, dass CDU (sieben Sitze) und SPD (vier Sitze) eine Gruppe bilden werden. Damit dürfte für Amtsinhaber Norbert Fraederich (CDU) eine weitere Wahlperiode als Hittfelder Ortsbürgermeister gesichert sein. Rakowski: "Die Arbeit mit Norbert Fraederich klappte sehr gut." Einen Gegenkandidaten der SPD werde es wohl kaum geben.

Das scheint die FW.S anders zu sehen. Fraktionsmitglied Willy Klingenberg soll hinter den Kulissen schon mal Interesse an dem Posten angemeldet haben. "Die Freien Wähler haben in der Vergangenheit so viel Porzellan zerschlagen, dass CDU und SPD lieber zusammen rücken. Ich räume Willy Klingenberg kaum Chancen ein", sagt ein Insider, der namentlich nicht genannt werden möchte. Im Ortsrat Ramelsloh/Ohlendorf/Holtorfsloh verfügt die CDU mit sieben Mandaten über die Mehrheit. Sie dürfte ihre Bürgermeisterkandidatin Martina Oertzen bei der Wahl durchbringen können. In Over/Bullenhausen/Groß-Moor wird die SPD (sechs Mandate) Klaus-Dieter Kirchhoff aufstellen. Die CDU hat fünf Sitze, und wird sich mit einem Stellvertreter-Posten zufrieden geben müssen.

Die Meckelfelder Ortsbürgermeisterin Brigitte Somfleth tritt auch für die kommende Wahlperiode als Bürgermeisterkandidatin an. Und sie weiß die deutliche Mehrheit in dem Ortsrat Meckelfeld/Klein-Moor hinter sich. SPD (neun Sitze) und Grüne (zwei Sitze) verfügen in dem Rat über eine komfortable Mehrheit. Die CDU hat zwei Sitze verloren und behält damit sechs Sitze. Die FDP ist nicht mehr im Rat, und die Freien Wähler bleiben bei zwei Mandaten.