Michael Krause (Grüne) hält ein unterirdisches Transportsystem vom Hamburger Hafen zum Logistikpark Mienenbüttel für unerschwinglich.

Mienenbüttel. Der Neu Wulmstorfer Ratspolitiker Michael Krause (Grüne) hält die Idee eines unterirdischen Transportsystems für Container aus dem Hamburger Hafen zu einem Umschlagsplatz im Logistikpark Mienenbüttel für nicht umsetzbar. Der selbstständige Unternehmer hat auf Basis der bisher veröffentlichten Daten weiter gerechnet und versucht, die Auswirkungen eines Containertunnels zu beschreiben. Das Ergebnis: Das Verkehrsaufkommen würde die Kapazitäten der Zu- und Abwege an der Autobahn 1 und Bundesstraße 3 sprengen, die Transportgebühr für Unternehmer zu teuer sein. "Einer realistischen, kritischen Prüfung dürfte dieses Projekt kaum standhalten", sagt Michael Krause.

+++ Kilometerlange Tunnel und Seilbahnen für den Hafen +++

Ist die Rohrpost für Container noch im Stadium einer Vision, nimmt eine Außenstelle des Hamburger Hafens in Soltau offenbar konkrete Formen an: Wie der NDR berichtete, will das Unternehmen Soltau Logistic Center im Industriegebiet Soltau-Ost nahe der A 7 einen Containerterminal errichten. Dort sollen Güter auf Lastwagen verteilt werden, die mit der Bahn aus dem Hafen kommen. Etwa elf Millionen Euro solle der Terminal kosten. Eine Baugenehmigung gebe es aber noch nicht dafür. Laut Angaben des Unternehmens auf seiner Internetseite würde eine 180 000 Quadratmeter große Freifläche für Containerlagerungen entstehen.

Laut dem Unternehmensberater Werner Marnette würde ein Containerumschlag mit Tunnelsystem an der A 1 in Mienenbüttel lediglich 20 000 Quadratmeter Fläche benötigen. Michael Krause bezweifelt das, hält 60 000 bis 80 000 Quadratmeter Flächenbedarf für realistischer. Er geht dabei davon aus, dass eine Zwischenlagerung aufgrund von Unwägbarkeiten in Betrieb und Verkehr notwendig sei.

Nach Krauses Hochrechnung würden Mienenbüttel 5000 Container am Tag erreichen. Diese Anzahl beruht auf den derzeit neun Millionen Containern im Jahr, die im Hamburger Hafen umgeschlagen werden. Der Politiker nimmt an, dass die Hälfte davon über die Containertunnel abfließen würde.

8000 Lkw-Bewegungen zusätzlich pro Tag würde die Hafen-Außenstelle in Mienenbüttel nach sich ziehen, hat Michael Krause "in einer ruhigen Stunde vor dem Frühstück" hochgerechnet. Bei einem angenommenen 24-Stunden-Betrieb wären das 300 Lkw pro Stunde. Das, sagt Krause, entspricht einer mehr als sieben Kilometer langen Lkw-Schlange pro Stunde, die sich mehr oder weniger ungleichmäßig auf vier Auf- und Abfahrspuren zur A 1, die B 3 sowie jeweils eine Spur zum und vom Containerterminal verteilen würde. Und das sei nur der zusätzliche Lkw-Verkehr zu dem jetzt schon immensen Verkehrsaufkommen an der Autobahnanschlussstelle Rade. Deshalb nennt der Neu Wulmstorfer Politiker den Containertunnel eine "Horroridee".

Die Container-Rohrpost würde sich selbst ad absurdum führen, so Michael Krause weiter in seinem Rechenspiel, weil damit ein teureres Transportsystem geschaffen werde. Auf 1,6 Milliarden Euro veranschlagt Werner Marnette seine Tunnelidee, die eine private Projektgesellschaft finanzieren soll. Zur Refinanzierung würden die Investoren für den Containertransport eine Gebühr nehmen.

Diese Transportgebühr pro Standardcontainer müsste mindestens 50 Euro kosten, sagt Michael Krause, damit sich die Investitionskosten überhaupt amortisieren. Andere Schätzungen gehen sogar von fast doppelt so hohen Investitionskosten aus. Hinzu kämen noch Umschlagkosten und Wartezeiten. Fazit Michael Krause: "Der Tunneltransport dürfte die Transportunternehmen deutlich teurer kommen als der Lkw-Transport."

Die Neu Wulmstorfer Gemeindeverwaltung hat in der Diskussion um die Tunnel-Vision stets darauf hingewiesen, dass der Gemeinderat den Bebauungsplan ändern müsste, damit ein solches Terminal überhaupt gebaut werden dürfe.

Die Grünen in Neu Wulmstorf möchte zusammen mit der Bürgerinitiative "Für Rade/Mienenbüttel" die Container-Rohrpost nach Mienenbüttel zum Thema einer Podiumsdiskussion machen. Der Termin könnte im Frühjahr 2012 sein.