Kreistag beschließt Annahmestopp. Für Bürger aus Heber und den Verein Naturschutzpark bleiben noch Fragen offen

Schneverdingen. Auf der Deponie Hillern bei Schneverdingen soll künftig kein Abfall aus dem Rückbau von Atomkraftwerken mehr angenommen werden. Das hat der Kreistag des Heidekreises während seiner konstituierenden Sitzung am Freitag beschlossen. Außerdem sollen die bereits eingelagerten 103 Tonnen Bauschutt vom Atomkraftwerk Stade darauf untersucht werden, ob von ihnen wirklich keine Gefahr ausgeht. Mit seinem Beschluss hat der Kreistag auf Proteste der Stadt Schneverdingen und von Bürgern der Schneverdinger Ortschaft Heber reagiert, die der Deponie am nächsten liegt. Wie berichtet, lagert in ihrer Nachbarschaft Bauschutt vom Stader Kraftwerk, das seit 2003 außer Betrieb ist und derzeit abgebaut wird.

Von diesem Material gehe nur eine fast nicht mehr messbare Strahlenbelastung von maximal zehn Mikrosievert pro Jahr aus, so Landrat Manfred Ostermann. Er habe "keine Veranlassung anzunehmen, dass da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann" - doch der Landkreis wolle "den Sorgen der Bürger Rechnung tragen".

In Heber ist man über die seit 2003 erfolgten Lieferungen nach Hillern alles andere als glücklich. Die auf der Baustelle in Stade durchgeführte "Freimessung" beruhige die Menschen in Heber nicht, sagen Lars und Maike Höppner. Dass nur vor dem Abtransport in Stade, aber nicht nochmals bei der Anlieferung auf der Deponie die Strahlung gemessen wurde, nennt Lars Höppner "fahrlässig". Seine Ehefrau Maike befürchtet einen "Imageschaden" für die Region.

Tatjana Bautsch interessiert sich für den bereits eingelagerten Bauschutt: "Wir finden das hoch spannend, was da jetzt schon liegt." Sie wünscht sich eine Überprüfung des eingelagerten Materials auf der Deponie. Manfred Meisner denkt an den künftigen Rückbau anderer Atomkraftwerke in Deutschland und weist darauf hin, dass die Problematik nicht allein auf Bauschutt vom Atomkraftwerk Stade begrenzt sein werde. Angesichts des beschlossenen Atomausstiegs müsse "die Bundesregierung darüber nachdenken, wohin damit".

Ein Thema ist der Schutt aus Stade auch für die örtliche Feuerwehr: "Wir waren früher oft auf dem Berg und haben dort Brände gelöscht", erinnert sich André Bargmann von der Ortswehr Heber - seit 2006 ist er deren Ortsbrandmeister. Drei Brände habe es 2004 gegeben, einen weiteren noch 2005 - da war schon Bauschutt aus Stade in Hillern. Die Feuerwehrleute seien "ziemlich ungehalten, dass man uns dort hat arbeiten lassen, ohne uns darauf hinzuweisen, was dort gelagert wird". Bargmann möchte keine Panikmache betreiben, der Ärger sei "definitiv" größer als die Angst: "Die zehn Mikrosievert holen wir uns auch überall sonst, das größte Problem ist der Vertrauensverlust".

Deutliche Kritik gibt es auch vom Verein Naturschutzpark (VNP). Der Verein betreibt Landschaftspflege in unmittelbarer Nähe der Deponie - unter anderem mit der Heidschnuckenherde der Schäferei Grasengrund. "Es kann nicht sein, dass so ein Material hier angeliefert wird", ist für den VNP-Geschäftsführer Mathias Zimmermann klar. Er verweist auf den Stellenwert der Region für Naturschutz und Erholung. Die Lüneburger Heide besitze weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad, das Naturschutzgebiet sei eines der ältesten und größten in Deutschland. Auch beim VNP möchte man deshalb wissen, welche Wirkung von den bereits angelieferten 103 Tonnen ausgehen kann. Es müsse nachgewiesen werden, "dass das unbelasteter Boden ist". Mit diesen Forderungen stehe der VNP "Seite an Seite mit den Bürgern aus Heber", sagt Zimmermann.