Der zweitgrößte Sportverein Hamburgs eröffnet ein Fitness-Center in der Harburger Innenstadt. Andere Vereine reagieren skeptisch.

Harburg. Jürgen Hering, Geschäftsführer von Sportspaß, einem der größten Hamburger Sportvereine, stellt sich auf den Stepper in seinem neuen Fitnesscenter am Harburger Ring und schaut durch die große Fensterfront auf die Innenstadt.

Seit Monaten waren die Handwerker in den 2000 Quadratmeter großen Räumen im Einsatz, haben Wände eingerissen, Spezialböden verlegt und Umkleideräume eingerichtet. Zwei Millionen Euro wurden investiert, um aus dem ehemaligen Möbelmarkt eine Fitness-Oase zu machen. 86 Kraft- und Cardiosportgeräte stehen den Mitgliedern zur Verfügung, es gibt ein großes Kursus-Angebot, von Fitness für Mollige bis Salsa Dance und Fit fight. 80 Trainer - Honorarkräfte, Teilzeitmitarbeiter und 400-Euro-Jobber - werden die Besucher betreuen. "Am 4. und 5. November, eröffnen wir unser neues Sportspaß-Center Harburg", sagt Hering. Darauf hat er lange gewartet.

"Wir wollten schon vor einigen Jahren, als der Fitnessclub Elixia an der Wilstorfer Straße dicht machte, in den Hamburger Süden, fanden allerdings nicht geeignete Räumlichkeiten", so Hering. Also begnügte sich Sportspaß zunächst damit, Kursusangebote von Aerobic bis Bauch-Beine-Po-Gymnastik in verschiedenen Sporthallen in Harburg anzubieten. 19 Kurse sind es insgesamt. Und mittlerweile kommen 4000 der 62 000 Sportspaß-Mitglieder aus Harburg und auch aus der näheren Umgebung wie Neu Wulmstorf. Für viele mag der Preis entscheidend für eine Mitgliedschaft sein. Für 8,50 Euro monatlich können Erwachsene am Kursusangebot teilnehmen, wenn sie an den Kraftsportgeräten trainieren wollen, zahlen sie 22,50 Euro im Monat dazu. Das ist attraktiv für viele Hamburger. Besonders Männer und Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren gehören zu den Sportspaß-Kunden.

Bereits seit 1977 gibt es den Sportspaß-Verein. Damals fing Hering mit elf Mitgliedern an. Mittlerweile ist der Klub der zweitgrößte Verein Hamburgs, steht gleich hinter dem Hamburger Sportverein, der inklusive Fans 70 331 Mitglieder verzeichnet. Sportspaß-Mitgliedern können an Reisen teilnehmen, an Partys in der City und an Kinderveranstaltungen.

Der Verein gilt deshalb als gefährlicher Konkurrent für viele Traditionsvereine. Auch in Harburg. "Das ist keine gute Nachricht für uns. Sportspaß fischt uns die Jugendlichen ab. Bei den Kampfpreisen können wir nicht mithalten", sagt Peter Krause, Pressesprecher vom Harburger Sport Club (HSC), der mit 1600 Sportlern eher zu den kleinen Vereinen gehört. Hier wird ein Mitgliedsbeitrag in Höhe von zehn Euro erhoben. Wer Fußball spielen will, zahlt 15 Euro dazu. Ein Fitness-Center kann der HTC nicht bieten.

Der Vorstand will mit anderen Pluspunkten überzeugen. "Jugendliche aus prekären Verhältnissen zahlen keinen Beitrag, wir haben einen Kindergarten für unsere Mitglieder mit 50 Plätzen. Wir leisten wichtige, gesellschaftliche Beiträge. Das macht der Sport-Discounter nicht, dem sind menschliche Schicksale egal", sagt Krause. Eigentlich wollte der HSC mit Nachbarverein Grün-Weiß fusionieren, "um für die Zukunft auch finanziell besser aufgestellt zu sein", so Krause. Weil sich beide Parteien nicht einigen konnten, funktionierte dieser Plan allerdings nicht.

Bei Grün-Weiß, einem Traditionsverein mit 2000 Mitgliedern, reagiert Vorstandvorsitzender Henrik Perlbach gelassen auf die Ansiedlung von Sportspaß. "In Gegensatz zu denen bieten wir nicht Sport-to-go, sondern ein qualitativ gutes Breitensportangebot." Auch Grün-Weiß hat Sporthallenzeiten für unter anderem Rücken-Fit-Gymnastik belegt. 55 Euro kostet es für Nichtmitglieder, an diesem Kursus teilzunehmen. "Unsere Preise befinden sich eher im mittleren Bereich. Viele Sportler kommen aus der Nachbarschaft, die fahren nicht an den Ring", so Perlbach. Außerdem seien Fitness-Center wie der Billig-Anbieter "McFit" auch keine Gefahr für Sportvereine.

Bei der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) will man gewappnet sein gegen den Sportspaß-Riesen. "Wir eröffnen am 30. Oktober unser neues 1200 Quadratmeter großes Fithuus im Bildungs- und Gemeinschaftszentrum in Neugraben. Da sind wir gut gerüstet", sagt HNT-Geschäftsführer Carsten Bode. Die günstigen Sportspaß-Preise könne die HNT nicht schlagen. "Aber dafür kann man bei uns zusätzlich zu den Breitensport- und Fitnesskursen auch Leistungssport machen. Wir tun viel für die Integration von ausländischen Jugendlichen", so Bode.

Das sind in der Tat nicht die Ziele von Sportspaß. "Wir wollen ein gutes Programm für Leute bieten, die einfach nur fit werden wollen", so Hering. Er weiß, dass benachbarte Sportvereine nicht begeistert vom neuen Klubstandort sind. Er sieht sie jedoch auch selbst in der Pflicht. "Wir haben auch mal klein angefangen. Die sollen sich ebenfalls etwas einfallen lassen, um zukunftsfähig zu sein." (abendblatt.de)