Das katholische Harburger Niels-Stensen-Gymnasium nimmt nach 18 Monaten Bauzeit Hamburgs erstes Passiv-Schulhaus in Betrieb.

Harburg. Nach 18 Monaten Bauzeit ist gestern der erste Bauabschnitt des katholischen Harburger Niels-Stensen-Gymnasiums an der Haeckelstraße vom Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen feierlich eingeweiht worden. Und erst kürzlich sind sich der Katholische Schulverband Hamburg und die Finanzbehörde auch über den Kaufpreis für das ehemalige Feuerwehr-Grundstück an der Goeschenstraße sowie für die alte Feuerwache an der Hastedtstraße einig geworden.

An der Goeschenstraße ist in ein paar Jahren der Bau eines zweiten Schulabschnitts geplant. Die alte und denkmalgeschützten Feuerwache, in der seit zwei Jahren bereits die Oberstufe unterrichtet wird und zum Teil noch Ausstellungsstücke des Helms-Museums gelagert sind, wurde ebenfalls gekauft und muss für den weiteren Schulbetrieb noch denkmalgerecht saniert werden. Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, der zu den Unterstützern des Schulbauprojekts zählt, wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die Tinte unter den Kaufverträgen noch gar nicht richtig trocken ist. Schulleiterin Monika Rammé wollte auch noch keinen Zeitpunkt nennen, wann der zweite Bauabschnitt kommt: "Wir sind auf einem guten Weg und verlieren unser Ziel nicht aus den Augen."

Noch ist der Schlauchturm der alten Feuerwache an der Hastedtstraße wegen Baufälligkeit mit Gerüsten und Netzen gesichert. Die Instandsetzung wird den katholischen Schulverband voraussichtlich mehr als 600 000 Euro kosten.

Der jetzt eingeweihte Neubau ist der erste Schulbau in Harburg, der in Passivbauweise errichtet wird. Solarenergie und ein Belüftungssystem sollen für gutes Raumklima sorgen. An der genauen Einstellung, die allen gefällt, wird noch getüftelt. Der Neubau beherbergt das sogenannte Mittelstufenhaus sowie naturwissenschaftliche Fachräume für die Jahrgänge sieben bis zehn.

Erzbischof Dr. Werner Thissen, der die Holzkreuze des Schuleingangs und der Klassenräume segnete, sagte: "Heute ist ein Fest der Bildung in Hamburg. Und der Kirche ist Bildung ein enorm großes Anlegen." Die Vermittlung von Wissen und Werten erst schaffe Verständnis für das Gesamtgeschehen in der Welt. Thissen würdigte die klima- und umweltschonende Bauweise des Schulhauses ausdrücklich und sagte: "Das Niels-Stensen-Gymnasium setzt ein Zeichen für künftigen Schulbau in Hamburg." Staatsrat Holger Lange von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) lobte die hohe Qualität des Bauwerks und unterstrich den Klimaschutz, der beim Senat oberste Priorität genieße.

Und Architekt Michael Ruffin hat bei der Gestaltung des Schulbaus die Wünsche von Lehrern, Eltern und Schülern berücksichtigt, wobei ein sehr variables Nutzungskonzept herauskam, mit breiten Fluren, Lernateliers und Klassenräumen. Zur Ausstattung zählen moderne, interaktive Computer-Schultafeln. An der Technik hatte auch der Erzbischof großes Interesse und schrieb mit dem elektronischen Stift in roter Schrift "Wunderbar" auf die Tafel. Schülerinnen zeigten dem kirchlichen Würdenträger, dass Geschriebenes auch ganz schnell gelöscht und wieder zum Vorschein geholt werden kann. Thissen zeigte sich beeindruckt, betete das Vaterunser, segnete das bunt bemalte, hölzerne Kreuz des Klassenraums und ließ es neben der Tafel an die Wand hängen.

Das Niels-Stensen-Gymnasium hat seine Wurzeln in der Katholischen Schule Harburg, die ihren Sitz an der Julius-Ludowieg-Straße 89 hat und im Herbst vergangenen Jahres 150-jähriges Bestehen feierte. 2003 war das Gymnasium mit 60 Kindern in einem angrenzenden Gebäude an der Barlachstraße gestartet worden. In diesem Sommer machten die ersten 38 Oberstufenschüler ihr Abitur. Inzwischen zählt das Gymnasium 550 Schüler, weshalb die Erweiterungsbauten notwendig werden.

Der Erzbischof wies in seiner Ansprache auch auf die Bedeutung der in freier Trägerschaft geführten katholischen Schulen in Hamburg hin: "Die Stadt unterstützt die freie Schulträgerschaft, aber die freie Trägerschaft sollte der Stadt auch soviel Wert sein, wie die staatlichen Schulen." Schulleiterin Monika Rammé erklärte, dass die Schule pro Schüler nur 85 Prozent des Geldes zugewiesen bekomme, das eine staatliche Schule erhalte. Die verbleibenden 15 Prozent müsse das Bistum aus Kirchensteuern beitragen. Weil das Bistum relativ arm sei, müsse seit Jahresbeginn bei Neueinschulungen für das erste Kind ein Schulgeld von 80 Euro pro Monat erhoben werden.