Auch wenn die Studie der Bertelsmannstiftung das Thema kinder- und jugendpsychiatrische und therapeutische Versorgung nicht differenziert aufgearbeitet hat, ihr Ziel, die Bevölkerung wach zu rütteln und für das Problem Unterversorgung zu sensibilisieren, wird sie erreichen. Und es bleibt wirklich zu hoffen, dass diese Studie nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Verantwortlichen bei der Bundesärztekammer und den Ärztekammern vor Ort sowie diejenigen, die die beim Bund für die entsprechenden Gesetze zuständig sind, wachrüttelt.

Die Politik muss reagieren, und zwar sofort. Auch die Politik im Landkreis Harburg muss reagieren, um diesen eklatanten Notstand in dem Landkreis zu beheben, der sich Speckgürtel der Metropole Hamburg nennt. Das Land braucht dringend Mechanismen, die dafür Sorge tragen, dass psychisch schwer erkrankte Kinder ein Recht auf einen schnellen Therapieplatz haben. Die Politik muss Druck auf die Krankenkassen ausüben, damit die ihr Vergütungssystem endlich an die heutigen Therapiemethoden anpassen.

Es ist völlig inakzeptabel, dass Kinder oder Jugendliche, die unter psychischen Störungen leiden, lange Wartezeiten hinnehmen müssen, bevor sie professionelle Hilfe erwarten können. Kein Arzt würde ein Kind beispielsweise mit schweren Schnittwunden mit einem Platz auf einer Warteliste vertrösten. Psychische Störungen sind für Kinder und Jugendliche aber mindestens ebenso schmerzhaft.