Die zwei 14-jährigen Annikas helfen beim 8. Kinderkirchentag in Maschen. Ein Theaterstück steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.

Buchholz/Maschen. Die Regieanweisung des Diakons klingt alles andere als christlich: "Und denkt daran, so richtig streiten!", fordert Martin Müller-Trau die beiden Mädchen auf der Bühne auf, zickig zu sein. Rebecca und Marlene, beide 12, spielen die Jünger Jakobus und Simon Petrus noch zu brav. Sie sollen sich über ihre Freunde Johannes und Petrus ärgern. Die nämlich würden "ständig um Jesus herum schwätzen" und sich als etwas Besseres vorkommen.

Martin Müller-Trau und elf Mädchen aus der Buchholzer St. Johannis-Kirchengemeinde proben im Gemeindehaus das Theaterstück "Freunde fürs Leben - unterwegs mit den Jüngern Jesu" ein. Der Diakon hat es selbst geschrieben. In jugendgerechter, entstaubter Sprache schildert es in verschiedenen biblischen Szenen, was Jesus mit seinen Jüngern zum Thema Freundschaft erlebt hat. Das Theaterstück steht im Mittelpunkt des Kinderkirchentages des Kirchenkreises Hittfeld am kommenden Sonnabend in der Grundschule Maschen. Es ist der achte Kinderkirchentag in dem Kirchenkreis seit der Premiere 1995. Freundschaft ist in diesem Jahr das Thema.

Beste Freundinnen sind Annika Kragge und Annika Nordhausen aus Buchholz. In ihrem Bekanntenkreis werden die beiden 14 Jahre alten Mädchen nur noch "Die Annikas" genannt - weil sie ständig zusammen aufzutreten scheinen. Die beiden gehören zu den 40 ehrenamtlichen Helfern, die den Kinderkirchentag organisieren. Ohne Teamer, wie die "Kümmerer" im Kirchenkreis heißen, wäre die Veranstaltung nicht möglich. Diakonin Martina Wülbern erwartet etwa 150 Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren aus den insgesamt 18 Kirchengemeinden des Kirchenkreises Hittfeld - und die wollen betreut sein.

"Die Annikas" leiten einen Workshop im Anschluss an die Theateraufführung. Bei ihnen können sich Kinder Freundschaftsbänder herstellen. Die verschiedenen Techniken, Kordeln zu drehen oder aufwendige Muster zu knüpfen, muss sich Annika Nordhausen selbst erst antrainieren. "Basteln ist eigentlich nicht meine Sache", sagt sie, "aber ich liebe die Arbeit mit Kindern". Dabei beweist sie bereits pädagogisches Geschick: Einen unartigen, sechs Jahre alten Jungen brachte sie einmal zur Räson, indem sie dem Knirps drohte, ihn auf den Schoß zu nehmen. "Da war er sofort ruhig", sagt die 14-Jährige.

Die Freundinnen engagieren sich in der Jugendarbeit der St. Johannisgemeinde. Im nächsten Jahr möchten sie Konfirmanden betreuen. "Das macht Spaß", entgegnet Annika Nordhausen solchen Schulkameraden, die ein Ehrenamt in der Kirche nicht wirklich cool finden. "Wir sitzen ja nicht den ganzen Tag da und beten", sagt sie, "es ist die Arbeit mit den Kindern, die mich fasziniert." Was daran Spaß macht, beschreibt Annika Kragge so: Sie freue sich einfach, wenn sie dazu beitragen konnte, dass Kindern etwas gelingt. Niemand muss ein Heiliger sein, der in der Kirchengemeinde mithilft. Die beiden Annikas besuchen nicht jeden Sonntag den Gottesdienst, sondern etwa alle zwei Monate.

Elf bis zwölf Stunden haben die beiden Freundinnen in die Vorbereitung des Kinderkirchentages gesteckt. Das bedeutet in ihrer Freizeit: Probeknüpfen, um die Freundschaftsbandproduktion zu beherrschen. Tische schieben, um die Räume für verschiedene Workshops herzurichten. Noch hat der Kinderkirchentag gar nicht begonnen, da sagen die beiden Annikas bereits: "Wenn das nächste Projekt anfängt, sind wir wieder dabei."

Annika Nordhausen ist inzwischen zur Theaterprobe gestoßen und achtet als Regiehelferin auf den Text der Schauspielerinnen. Martin Müller-Trau ist mit den Bewegungen seiner Mimen noch nicht zufrieden. Die beiden in der Szene eifersüchtigen Jünger sollen ihren Missmut schon beim Betreten der Bühne zum Ausdruck bringen. "Wie kann man ärgerlich laufen?", will Rebecca wissen. "Angespannt sein", rät der Regisseur, "und vor allem böse gucken." Nach nur sechs Proben müssen die Mädchen ihr etwa eine Stunde langes Spiel einstudiert haben. Die Generalprobe ist am Sonnabend unmittelbar vor der Aufführung. Erst bei dieser letzten Probe können sie das Sprechen mit Headset üben. Man müsse sich daran gewöhnen, seine Stimme so laut zu hören, erklärt der Diakon und Regisseur.

Angst, den Text zu vergessen, hat die zwölf Jahre alte Rebecca nicht: "Wir kennen das Schema und dürfen improvisieren", sagt sie. Zwölf Jünger hat Jesus, Martin Müller-Trau aber nur elf Schauspielerinnen - wie geht das? Judas kommt in dem Stück nicht vor. "Er ist zu dem Thema Freundschaft nicht unbedingt passend", sagt der Diakon. Und den Verräter hätte wohl sowieso niemand spielen wollen.

8. Kinderkirchentag des Kirchenkreises Hittfeld, Sonnabend, 8. Oktober, 13.30 bis 18 Uhr, Grundschule Maschen, Schulkamp 11. Kinder aus den ersten bis fünften Schulklassen dürfen auch noch ohne Anmeldung teilnehmen. Sie sollen Trinkflasche, Rucksack, Regenzeug und feste Schuhe mitbringen Der Eintritt an der Tageskasse kostet fünf Euro.