Die Internationale Gartenschau 2013 (igs) auf der Elbinsel Wilhelmsburg wird als eine ganz besondere in die Geschichtsbücher eingehen: Niemals zuvor wurden für eine Gartenschau so viele Bäume gefällt - igs-Chef Heiner Baumgarten hat bislang mehr als 2000 stattliche Bäume im künftigen Wilhelmsburger Inselpark abholzen lassen. Damit geht der Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen als Oberabholzer aller Gartenschauen in die Analen ein.

Noch ein zweites Unikum zeichnet das Großereignis in eineinhalb Jahren aus: Eine Bundesstraße, die B 4/75, wird das Gartenschaugelände komplett durchqueren. Rund 60 000 Fahrzeuge nutzen die Wilhelmsburger Reichsstraße täglich - Tempo 70 sind erlaubt, aber daran halten sich die meisten Autofahrer kaum: 90 bis 100 Sachen sind auf der Reichsstraße eher die Regel als die Ausnahme.

Nun sind die 2,5 Millionen Gartenschaubesucher sicherlich nicht auf der Suche nach Lärm und Gestank. Sie suchen die vita contemplativa, nicht die vita activa: Sie wollen in Ruhe die Seele baumeln lassen und in den Gartenwelten Abstand von den Stressfaktoren moderner Städte gewinnen. Sonst könnten sie ja gleich an der Buxtehuder Straße spazieren gehen. Insofern sind Tempo 50 und das Lkw-Aus richtig für die Gartenschauzeit.

Schuld an der Reichsstraßen-Misere haben die Planer in den Amtsstuben der Hansestadt. Sie hatten ein Jahrzehnt lang Zeit, die Verlegung der Reichsstraße auf den Weg zu bringen. Als Berlin dann grünes Licht für die benötigten Millionen gab, war klar, dass der Bau der neuen Bundesstraße nicht mehr bis April 2013 über die Bühne gehen würde.

Dieser Planungswirrwarr wird den Hamburger Steuerzahler teuer zu stehen kommen: Rund fünf Millionen Euro werden Flüsterasphalt, Sicht- und Lärmschutz und eine neue Fußgängerbrücke über die alte Bundesstraße kosten. Wenn die neue - in fünf Jahren ? - fertig ist, sind diese Investitionen für die Katz, weil auf der alten Reichsstraße nur noch Radler fahren werden.