Rainer Maria Weiss will wieder mehr Sonderausstellungen präsentieren. Auch die archäologische Forschung könne intensiviert werden.

Harburg. Museumsbesucher werden von einem in Zukunft eigenständigen Helms-Museum profitieren: Das Museum in Harburg werde Sonderausstellungen zeigen können, die es innerhalb der Stiftung historischer Museen Hamburg nie hätte realisieren können, so Museumsdirektor Dr. Rainer Maria Weiss. Auch die archäologische Forschung könne intensiviert werden.

Rainer Maria Weiss erwartet, dass das Helms-Museum mit eigener Budgethoheit voraussichtlich 230 000 bis 240 000 Euro pro Jahr für Ausstellungen ausgeben könne. Eine wissenschaftlich fundierte Ausstellung und eine Erfolg versprechende Werbung sei für das Museum in Harburg mit etwa 100 000 Euro zu realisieren.

Voraussetzung für diesen Gestaltungsspielraum sei, dass das Helms-Museum Zuwendungen in der Höhe erhalte, die das Museum vor Gründung der Stiftung Historische Museen in 2008 bekommen habe. Das sind 2,3 Millionen Euro pro Jahr für Gebäudemiete, Personalkosten, Betriebskosten und die Bodendenkmalpflege sowie den Anteil des Helms-Museums an dem Sonderausstellungsfonds. Dieser Fonds umfasst zwei Millionen Euro pro Jahr für sieben Museen. Das sind neben den vier Museen der Stiftung, das Helms-Museum, das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum und das Museum für Arbeit, noch die Kunsthalle, das Museum für Völkerkunde und das Museum für Kunstgeschichte.

Mit Sonderausstellungen bieten Museen etwas Neues, schaffen sich ein eigenes Profil. Innerhalb der Stiftung ist dem Helms-Museum diese Möglichkeit verloren gegangen: Seit eine Jury im vergangenen Jahr über das Geld für Sonderaustellungen entscheidet, hat das Helms-Museum von insgesamt vier Millionen Euro gerade einmal 27 000 Euro erhalten. "Ein Gnadencent", sagt Rainer Maria Weiss, "eine unbefriedigende Ausbeute." Mit den 27 000 Euro finanziert das Helms-Museum seine aktuelle Sonderausstellung "Eiszeit in Hamburg", die heute Abend eröffnet wird. Das Konzept ist wegen des knappen Budgets familienfreundlich, aber wissenschaftlich längst nicht das, was das Museum leisten könnte. Die Stiftung Historische Museen Hamburg sei strukturell unterfinanziert, sagt Rainer Maria Weiss, und das Helms-Museum hänge bisher mit in diesem defizitären Verband. In der Eigenständigkeit habe es bessere Möglichkeiten. Ein Strukturfehler der Stiftung sei weiter, dass die Haushaltsplanung keine langfristige seriöse Planung möglich mache. "Ausstellungen brauchen Vorlauf", sagt Rainer Maria Weiss. "Wissenschaftler müssen schon jetzt planen, was 2015 oder 2016 gezeigt werden soll."

Drei Vorschläge, zwei Sonderausstellungen und einen archäologischen Forschungsauftrag, hat das Helms-Museum eingereicht - alles hat die Jury des Sonderausstellungsfonds abgelehnt. "Ohne Begründung", sagt Rainer Maria Weiss. Und das ärgere ihn besonders.

Mit dem Umbau der Hamburger Museumslandschaft und der angekündigten Entlassung aus dem Stiftungsverband in 2012 will das Helms-Museum seine Sonderaustellungspläne nun doch realisieren. Eine archäologische Ausstellung über das Feuer, ein elementares Element für die Entwicklung der Menschheit, wird dabei sein. Dabei will das Harburger Museum mit dem Archäologischen Museum in Bautzen zusammenarbeiten. "Wir sind gut vernetzt", sagt Weiss, "können Ausstellungen von anderen Häusern übernehmen oder mit Museen kooperieren." Die Wissenschaftler des Helms-Museums haben eine Ausstellung zur Stadtgeschichte mit dem Arbeitstitel "Harburg grünt" vorbereitet. Dabei geht es um beinahe vergessene Visionen Harburger Landschaftsarchitektur. So gewaltig, dass sie den Hamburger Stadtpark in den Schatten gestellt hätten. "Ein brandaktuelles Thema, das wir zusammen mit der Internationalen Gartenschau Hamburg 2013 realisieren möchten", so Rainer Maria Weiss. Auch das habe die Jury des Sonderausstellungsfonds abgelehnt - ohne ein Wort der Begründung. Das Thema Eiszeit könnte noch mal eine Rolle spielen: "Hamburg steht für verschiedene Kulturen der Eiszeit, die jeder Archäologe auf der Welt kennt. Dieses Pfund müssen wir mehr anpacken." Das Helms-Museum, einerseits Museum für die Stadtgeschichte Harburgs und andererseits Archäologisches Museum für ganz Hamburg, will archäologisch forschen und dem Ursprung der Langobarden auf die Spur kommen. Bisher sind es nur Vermutungen, dass dieses Volk von der Niederelbe stammen könnte.

Die Bürgerschaft entscheidet am 26. Oktober den Antrag der SPD-Mehrheitsfraktion zur Neustrukturierung der Stiftung Historischer Musen Hamburg. Dass die Sozialdemokraten noch einmal zurückrudern werden, hält Rainer Maria Weiss für ausgeschlossen. Mit Budgethoheit in der Selbstständigkeit will das Helms-Museum einen modernen Ausstellungsraum schaffen. "Im Idealfall 1000 Quadratmeter groß", sagt Rainer Maria Weiss, "aber auch mit 600 bis 800 Quadratmetern könnten wir gut operieren." Der Raum soll Sicherheitsanforderungen erfüllen, um wertvolle Leihgaben präsentieren zu können.