Für viele Bürger reicht es nicht aus, sich regieren zu lassen und auf die Politiker zu schimpfen, sie wollen aktiv werden und ihr Umfeld mitgestalten.

Dass das neue Selbstbewusstsein, unter anderem abgeschaut von den Protestlern gegen das Bahnhofsbauprojekt Stuttgart 21, nicht bequem ist und nicht in die Zeitschiene einer Bezirksversammlung passt, ist klar. Dass Bürgerbegehren, die ein hohes Maß an Engagement von Betroffenen unter anderem beim Unterschriften sammeln erfordert, Geld und kosten und alles andere als im Sinne der Verwaltung sind, ist ebenfalls klar. Doch Bürgerbegehren kalt zu stellen, wie jetzt mit dem Anliegen der BI Schafshagenberg verfahren wird, ist kein Signal dafür, dass der Bürger mit seinem gesetzlichen Anspruch auf gelebte Demokratie ernst genommen wird. Fragestunden bei Sitzungen bedürfen, wie sich herausstellt, ebenfalls einer Erneuerung. Die Ortspolitik tut gut daran, den Bürgern genauer zuzuhören und darauf zu drängen, die Tagesordnung der Bezirksversammlung flexibler zu gestalten, will sie ihre Wähler halten und sich nicht mit sich selbst beschäftigen.

Um Situationen mit aufgebrachten Harburgern nicht eskalieren zu lassen, ist außerdem Protest-Prävention angesagt. Vorgespräche mit einem Moderator, der es versteht, Konflikte zu entschärfen, können hilfreich sein und teure, aufwendige Verfahren sowie stundenlange Diskussionen verhindern. Ringt man sich dazu nicht durch, verkommen die Bürgerfragestunden und Bürgerbegehren zur inhaltslosen Pflichtübung.