Gemeinde, Polizei und Präventionsrat wollen Tätern die Arbeit mit einer Aufklärungsaktion schwer machen.

Hittfeld. Polizei, Gemeinde und Präventionsrat machen gemeinsame Sache gegen Einbrecher. Mit einer Aufklärungsaktion wollen die Akteure gegen einen unrühmlichen Rekord in der Gemeinde Seevetal, die mitten im Speckgürtel der Hansestadt Hamburg liegt, vorgehen. Seevetal ist das Dorado für Einbrecher im Landkreis Harburg. Die Gemeinde vor den Toren Hamburgs lockt Einbrecherbanden aus Hamburg, aus Deutschland und aus dem Ausland. Einbrecher finden in der Gemeinde alles, was ihr Herz begehrt: Einfamilienhäuser einkommensstarker Bürger und eine ausgezeichnete Infrastruktur mit neun Autobahnabfahrten und guten Zugverbindungen. Beides ermöglicht den Tätern, viele werden inzwischen durch erhöhte Polizeipräsenz in Hamburg ins Umland verdrängt, ausgezeichnete Fluchtmöglichkeiten. Seevetal ist auch beliebt bei Einbrechern aus dem Ausland. Im letzten Jahr nahm die Polizei gar eine Diebesbande aus Chile fest.

Im gesamten Landkreis Harburg wurden im Jahr 2010 insgesamt 692 Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser angezeigt. Und die Gemeinde Seevetal wurde, im Verhältnis zur Einwohnerzahl von 41 860 Einwohner, am häufigsten heimgesucht. Hier wurden im Schnitt in den letzten zehn Jahren 100 Einbrüche pro Jahr der Polizei gemeldet. Im letzten Jahr ermittelten die Beamten des Seevetaler Polizeikommissariats 108 Fälle. Übertroffen wird dieses Ergebnis nur von der Hamburger Statistik. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurden in der 1,8 Millionen Einwohner Metropole 7536 Fälle gezählt. Im Landkreis Rotenburg beispielsweise wurden im letzten Jahr 217 Einbrüche registriert. "Wir stehen mit unserer durchschnittlichen Aufklärungsquote von etwa 16 Prozent eigentlich ganz gut da. Trotzdem haben wir uns gemeinsam mit dem Präventionsrat und der Gemeinde entschlossen, eine Aufklärungsaktion hier in Seevetal zu starten", sagt Hans-Jürgen Scholz, Leiter des Kriminalermittlungsdienstes in Seevetal. Trotz einer vor drei Jahren von der Seevetaler Polizei gegründeten kopfstarken Ermittlungsgruppe, die sich ausschließlich um Einbruchdelikte kümmert, erhoffen sich Polizei und Seevetals Bürgermeister und Vorsitzender des Präventionsrates, Günter Schwarz, von gezielter Prävention weitere Erfolge im Kampf gegen Einbrecher.

Bei einem Einbruch entsteht nicht nur materieller Schaden. Erwin Dittbrenner, Leiter des Seevetaler Polizeikommissariats, sagt: "Ein Einbruch hat mehrere Dimensionen. Zum einen entsteht materieller Schaden für die Opfer. Zum anderen aber wird ein existenzielles Grundbedürfnis der Menschen, nämlich die Sicherheit gebrochen. Die Opfer leiden nach einem Einbruch unter Angst, im schlimmsten Fall entstehen bei ihnen sogar psychische Störungen." Die Opfer fühlen sich in den eigenen vier Wänden oft nicht mehr sicher. Die Mittel der repressiven Kriminalitätsbekämpfung auf dem Gebiet der Einbruchsdelikte, so Dittbrenner, seien weitgehend ausgeschöpft. Es sei nicht machbar für die Beamten, überall zur selben Zeit zu sein. Genauso wenig machbar, so der Polizeibeamte, sei es, ständig alle Bahnhöfe oder Autobahnabfahrten zu überwachen und jedes Auto zu kontrollieren. Es finde ein regelrechter Verdrängungsprozess ganzer Einbrecherbanden von Hamburg nach Seevetal statt.

Dittbrenner: "Deswegen wollen wir jetzt etwas Neues probieren. Mit unserer Aufklärungsaktion wollen wir die Bürger sensibilisieren, wir wollen ihnen aufzeigen, wie sie ihr Haus, ihre Wohnung für Einbrecher uninteressant machen können." Ideengeber für diese Aktion, die innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg einmalig ist, war Hans-Jürgen Scholz. "Wir werden den Besuchern unserer Veranstaltungen ganz konkrete Tipps geben, um Einbrecher abzuschrecken. Diese Anregungen haben wir anhand der Tathergangsbeschreibungen unserer Fälle erarbeitet. Und es sind oft ganz einfache Dinge, die einen Einbrecher schon abschrecken, wenn er das Objekt vorher auskundschaftet." Ein weiteres Anliegen von Polizei, Gemeinde und Seevetaler Präventionsrat ist es, "die Menschen dazu zu bewegen, vermehrt auf die Häuser ihrer Nachbarn zu achten und gegebenenfalls die Polizei zu rufen. Johansson: "Wir sind in der Lage, sofort solchen Hinweisen aus der Bevölkerung nach zu gehen, notfalls auch mit Hilfe der Kollegen aus den anderen Kommissariaten."

Die Veranstaltungsorte sind nicht zufällig ausgewählt. Es sind Orte, in denen die Zahlen der Einbruchsdelikte innerhalb der Gemeinde Seevetal höher als in anderen Gemeindeteilen liegen.

Am Montag, 10. Oktober, startet die Auftaktveranstaltung zu der Aufklärungsreihe um 19 Uhr im Helbach-Haus in Meckelfeld. Am Dienstag, 11. Oktober informiert die Polizei ab 19 Uhr im Fleester Hoff in Fleestedt. Die dritte Informationsveranstaltung findet am Mittwoch, 12. Oktober, ebenfalls ab 19 Uhr, im Maschener Dorfhaus statt. Am Donnerstag, 13. Oktober, können sich die Bürger im Ramelsloher Schützenhaus ab 19 Uhr beraten lassen. Ein vorerst letzte Veranstaltung ist für Montag, 17. Oktober in der Burg Seevetal in Hittfeld geplant. Beginn ist 19 Uhr.