An der Wetternstraße herrscht Unbehagen. Nein, man sei weder ausländerfeindlich noch habe man etwas gegen die Notunterkunft, sagen Anwohner.

Es seien ja sogar oft deutsche Bewohner, die mit den Besitzern der teuren Berliner Autos handelten. Aber noch mehr dieser Menschen sollten doch bitte nicht in ihre Straße ziehen.

Die Ängste mögen begründet sein oder auch nicht. Tatsache ist jedoch, dass ein Gebäudekomplex voller Männer Ängste und Vorurteile schürt. Gar von einem Ghetto ist die Rede.

Es ist die diffuse Angst vor dem Fremden, aber wohl auch der Ärger darüber, von der Politik nicht gehört zu werden. Zumindest in einem Punkt sollten die Politiker aber gut zuhören. Heruntergekommene Massenunterkünfte, in denen vor allem alleinstehende Männer wohnen, sind sicher nicht der richtige Weg, um diesen Menschen die Integration zu erleichtern. Sie grenzen die Bewohner aus, nehmen ihnen jede Chance, von den anderen Anwohnern als neue Nachbarn angenommen zu werden. Denn die sehen allzu oft in jedem Neuankömmling nur einen weiteren "Lagerbewohner", wie es hier heißt. Auch wenn der gute Wille da ist - es seien ja nicht alle so, versichern die Nachbarn - formt sich ein Bild des Bedrohlichen.

Deshalb ist der Weg, mehr kleine Einheiten für eine Mischung aus Familien, Alleinstehenden, Jungen und Alten zu schaffen, richtig. Dann haben alle Hilfebedürftigen wieder die Chance, als Individuum gesehen zu werden und sich als solches auch in die Gemeinschaft einzubringen.