“Was wir hier manchmal über die Auswirkungen häuslicher Gewalt hören müssen, ist einfach schrecklich“, sagt Sanne Klönne, 50.

Harburg. "Was wir hier manchmal über die Auswirkungen häuslicher Gewalt hören müssen, ist einfach schrecklich. Mich kann nichts mehr schocken." Während Sanne Klönne, 50, über ihre ersten vier Monate als Leiterin der "biffkids" erzählt, steht das Telefon nicht still. Wie berichtet, nimmt die Anzahl der Opfer häuslicher Gewalt hamburgweit zu. Misshandelte Frauen sind der Gewalt ihrer Partner oft jahrelang ausgesetzt, bis sie sich Hilfe holen. Diesen bitteren Trend spiegelt auch die aktuelle Kriminalstatistik der Polizei wieder.

Immer wieder neue, um Hilfe bittende Frauen melden sich in der Beratungsstelle im Frauenkulturhaus an der Neuen Straße 59 in Harburg. Der Gewalt in der eigenen Familie ein Ende setzen - das ist eines der häufigsten Wünsche, die die Mütter für sich und ihre Kinder an Sanne Klönne und ihr Team herantragen. "Erst einmal Ruhe in die Familien zu bringen und die körperlichen Angriffe zu stoppen - das ist der erste Schritt. Zügig geht es dann mit der Beratung und Vermittlung zu weiterführenden Stationen in unserem Netzwerk weiter", sagt die Leiterin.

Das Projekt "biffkids" gehört seit drei Jahren zum Angebot der "Beratung und Information für Frauen", kurz "biff" genannt. Im Mittelpunkt steht die Hilfe für Mütter und Kinder beim Erleben häuslicher Gewalt. Ihre persönlich vom Vater an ihnen oder an der Mutter ausgeübten körperlichen Attacken können hier drei bis elf Jahre alte Kinder in einer eigens für sie eingerichteten Malgruppe im Frauenkulturhaus verarbeiten.

Zwei Kunsttherapeutinnen kümmern sich um die Kids, ohne dabei das Spielen und Austoben zu kurz kommen zu lassen. Doch eine Gruppe, in der sechs Kinder betreut werden können, "ist viel zu wenig für den großen Bedarf in unserem Bezirk", sagt Sanne Klönne", "die Tendenz nach Hilfesuchenden ist steigend, und deshalb wollen wir im Oktober eine zweite einrichten.

Gefördert wird es durch die Hamburger Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz. "Für Personalkosten und einige Sachmittel bekommen wir die Mittel, allerdings fehlt uns für Farben, Papier und Stifte das Geld und freuen uns über jede Spende, " sagt die Systemtherapeutin."

Frauen, die sich an "biff" wenden, bekommen auf Wunsch weitere Unterstützung. So werden hier eine psychosoziale Beratung, ein Coaching, themenbezogene Gruppen (Pubertät, Tanz) sowie eine kostengünstige Rechtsberatung angeboten.

Der Terminkalender von Sanne Klönne füllt sich mehr und mehr. Mut spricht sie den Frauen zu, die es bisher noch nicht gewagt haben, hier über ihren Kummer zu sprechen und appelliert an sie, bei ihr anzurufen, um gemeinsam die Weichen für ein gewalt- und sorgenfreies Leben zu stellen.

Erreichbar ist Sanne Klönne jeden Donnerstag zwischen 9 und 16 Uhr unter der Telefonnummer 040/77 76 02.

Doch auch der Informationsabend im Frauenkulturhaus am Donnerstag, 22. September, um 19 Uhr oder die regelmäßige offene Sprechstunde, donnerstags von 14 bis 17 Uhr, könnte ein erster Kontakt für Hilfesuchende sein.