Die Flutschutzmauer am Bostelbeker Hauptdeich soll zum Kunstwerk werden. Nur: Wer die Reinigung der Graffiti-Wand übernimmt, ist offen.

Harburg. Die Flutschutzmauer am Bostelbeker Hauptdeich in Harburg soll zum Kunstwerk werden: Alle Fraktionen im Kulturausschuss der Harburger Bezirksversammlung haben am Montagabend ihre Unterstützung für das Projekt "Großstadtraum" zum Ausdruck gebracht. Trotz der politischen Rückendeckung steht dem Start von Hamburgs größter öffentlicher Wand zur freien künstlerischen Gestaltung mit Dose, Pinsel oder Rolle noch ein Hindernis entgegen: Wer die Kosten zur turnusmäßigen Reinigung der Hochwasserschutzwand alle drei Jahre übernimmt, ist noch offen.

Eine Empfehlung zur finanziellen Unterstützung hat der Kulturausschuss nicht gegeben. Was die Reinigung der Mauer von bisher illegalen Graffiti und Schmierereien kostet, muss allerdings auch erst ermittelt werden. Dabei geht es um eine drei bis fünf Meter hohe Wand, die auf insgesamt 2360 Metern gestaltet werden könnte.

Die Reinigung alle drei Jahre ist laut dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) unerlässlich, um die Bausubstanz der Flutschutzmauer kontrollieren zu können. Die Initiatoren von "Großstadtraum", der Veranstaltungskaufmann Alexander Grieschat und der Diplom-Pädagoge Nandor Olah, beide aus Heimfeld, wollen für die Reinigung private Sponsoren gewinnen.

Ein weiteres Problem für "Großstadtraum": Der LSBG wolle nur etwa die Hälfte der Mauer zur künstlerischen Gestaltung freigeben und auch zum Start die Reinigungskosten übernehmen. Das berichtete Alexander Grieschat im Kulturausschuss. Den Künstlern bleiben damit ausgerechnet die repräsentativen Flächen entlang der Eisenbahngleise verwehrt, die täglich tausende Menschen aus dem Zug heraus sehen können.

Wie wichtig aber der Blick aus dem Bahnfenster auf die "Streetart-Galerie" für den Tourismus in Harburg wäre, macht Alexander Grieschat deutlich: Künstler aus ganz Deutschland würden bereits anfragen, wann "Großstadtraum" endlich starte. Dürfte die Flutschutzmauer auf der gesamten Länge bemalt werden, würde Harburg sogar die berühmte East Side Gallery in Berlin, eine Wand für Graffiti, in den Schatten stellen. Schwer zu erklären sei es auch, dass das Bemalen auf einer Seite erlaubt wäre, der Künstler auf der anderen Seite sich aber strafbar machen würde.

Graffiti seien heute nichts Anrüchiges mehr, sondern etablierte Kunst: Frühere sogenannte "Schmierfinken", sagt Alexander Grieschat süffisant, würden mittlerweile ihre Werke in Galerien für fünfstellige Summen verkaufen.

"Großstadtraum" ist zurzeit dabei, einen Verein zu gründen. Dieser soll die künstlerische Gestaltung der Flutschutzmauer organisieren. Nur wer eine Genehmigung des Vereins erhält, darf sprühen und malen. Voraussetzung ist die Akkreditierung mit einem amtlichen Ausweis. Künstler aus anderen Städten und Ländern, die anreisen, bekommen einen Clubausweis für einen Drei-Tage-Genehmigung. Die Hafenpolizei in Harburg würde gelegentlich die Genehmigungen kontrollieren. Zurzeit ist das Sprühen am Bostelbeker Hauptdeich nicht erlaubt und steht unter Strafe.