Das halbjährige Pilotprojekt umfasst das gesamte Siedlungsgebiet einschließlich der Parkanlage “Grünes Zentrum Kirchdorf“.

Wilhelmsburg. Mitte vergangener Woche hatten von Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) und die Hamburger Stadtreinigung (HSR) in der gut 6000 Einwohner zählenden Hochhaussiedlung Kirchdorf-Süd das halbjährige Pilotprojekt "Saubere Stadt" gestartet. Es kommt bei der Wilhelmsburger Projektgruppe "Stadtteilpflege" gut an. "Wir unterstützen das Vorhaben", sagt Simon Henze, Mitarbeiter des Büros "d*Ing Planung", zuständig für die Betreuung der 15 Mitglieder zählenden Projektgruppe Stadtteilpflege.

"Unsere Projektgruppe hatte ihren Ursprung im Beirat für Stadtteilentwicklung und in den Sanierungsbeiräten", sagt Henze, "seit 2005 gibt es alle sechs Wochen eine Lagebesprechung an der Vertreter der Projektgruppe, der Stadtreinigung und des Bezirksamts Hamburg-Mitte teilnehmen. Wir haben dabei das Gebiet der gesamten Elbinsel im Blick und weisen auf Problemzonen hin, wo Reinigungseinsätze notwendig werden. Auch in Kirchdorf-Süd wohnen Mitglieder unserer Projektgruppe. Sie werden an kommenden Beratungen des Pilotprojekts Saubere Stadt teilnehmen."

Das halbjährige Pilotprojekt für Kirchdorf-Süd umfasst - wie vom Hamburger Abendblatt berichtet - das gesamte Siedlungsgebiet einschließlich der Parkanlage "Grünes Zentrum Kirchdorf". Gut 400 000 Quadratmeter zählt das Einsatzgebiet. Vier Mitarbeiter der Stadtreinigung kümmern sich bis Dezember darum, dass auf Straßen, Wegen, Plätzen und auf allen nicht eingezäunten Grünflächen möglichst aller Abfall entfernt wird - egal, wer als Eigentümer dafür eigentlich zuständig ist.

Dr. Rüdiger Siechau, Chef der Hamburger Stadtreinigung, stellt fest, dass von den Grundeigentümern - zumeist handele es sich um Wohnungsbaugenossenschaften - Aufträge an private Reinigungsunternehmen vergeben sind. Das funktioniere nicht immer einwandfrei. Nun sorge die Stadtreinigung dafür, dass einmal gründlich sauber gemacht wird.

Die Bürger sollen erkennen, dass es sich in einer sauberen Stadt besser leben lässt, und sie sollen daraus die Erkenntnis ziehen, in Zukunft ihre Abfälle nicht achtlos wegzuwerfen. In Verhandlungen mit Grundeigentümern sollen nun Vereinbarungen getroffen werden, wie der geschaffene Reinheitsgrad künftig dauerhaft gehalten werden kann. Senatorin Blankau setzt auf ehrenamtliches Engagement der Bürger, die sich um die Reinhaltung ihrer Nachbarschaft von "Hauswand zu Hauswand" kümmern.

Zahlreiche Bewohner der Anfang bis Mitte der 1970er-Jahre errichteten Hochhaussiedlung nutzen an schönen Tagen auch das Grüne Zentrum Kirchdorf zum Grillen und Picknick auf der Wiese. Obwohl der Bezirk Hamburg-Mitte bereits zusätzlich Abfallbehälter aufgestellt hat und Betonringe zum Abladen der Grillkohle, reicht das Angebot nach den Worten von Simon Henze nicht aus. Auch das Pilotprojekt Saubere Stadt hat für vier Mitarbeiter der Stadtreinigung ihre Grenzen. "Wenn Müll in den Gräben und Wettern liegt, bekommen wir den nicht wieder raus, weil wir dafür technisch nicht ausgerüstet sind", sagt Stadtreiniger Dieter Holpert.

Da hat Simon Henze, Betreuer der Projektgruppe "Stadtteilpflege", eine Idee, denn für Müllsammlung auf dem Veringkanal war vor einigen Jahren ein Boot angeschafft worden. Henze: "Es wäre eine Möglichkeit, das Boot auch auf den Wettern von Kirchdorf-Süd einzusetzen. Da müsste nur der Transport des Boots organisiert werden." Dittmar Loose, Vorsteher des Wasserverbands Wilhelmsburger Osten, sagt, dass der Wasserverband satzungsgemäß für die Be- und Entwässerung Wilhelmsburgs zuständig sei.

Das umfasse auch das Mähen der Böschungen an den Verbandsgewässern. Auch müssten laut Satzung die Verbandsgewässer entkrautet und entschlammt werden. Bei groben Verschmutzungen, die die Funktion der Gewässer beeinträchtigen, würde der Verband auch einen Dienstleister mit der Reinigung beauftragen. Für die Beseitigung normalen Abfalls sei der Verband seinen Worten nach jedenfalls nicht zuständig.

Grundeigentümer der Hochhaussiedlung sind die SAGA-GWG, Bauverein Reiherstieg, Bauverein der Elbgemeinden, Hamburger Lehrer Baugenossenschaft und die Baugenossenschaft Finkenwärder Hoffnung. Noch sind die Eigentümer auch für die Gehwegreinigung zuständig, haben die Reinigung aber an private Dienstleister vergeben.

Aber auch das soll sich ändern. Kirchdorf-Süd soll nach Angaben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt kommendes Jahr ins öffentliche Gehwegreinigungsverzeichnis aufgenommen werden und fiele damit in die Zuständigkeit der Hamburger Stadtreinigung.