Anwohner fordern Tempo 70 statt der bisher erlaubten 100 Stundenkilometer, Blitzkästen in beiden Richtungen und Lärmschutzwände.

Neu Wulmstorf. Gleich zwei Gewerbegebiete vor der Haustür, dazu die Bahngleise und jetzt auch noch die B 3 neu: Bewohner der Siedlung im Nordwesten von Neu Wulmstorf sind von Lärmquellen umzingelt. Anwohner fordern, den Krach von der neuen Ortsumgehungsstraße deutlich zu reduzieren. Sie wollen Tempo 70 statt der bisher erlaubten 100 Stundenkilometer, Blitzkästen in beiden Richtungen und Lärmschutzwände.

Jörg Härtel, 51, lebt etwa 300 Meter von der neuen Bundestrasse entfernt. Das Geräusch von einem vorbeifahrenden Lkw in seinem Garten an der Theodor-Heuss-Straße klingt ähnlich wie der Krach eines Flugzeugs. "Ein Nickerchen im Garten", so Härtel, "das geht nicht mehr." Die Lkw seien das Allerschlimmste, sagt sein Nachbar Emanuel Thießen. Dem Kfz-Sachverständigen klingen aber auch die Geräusche von Motorradfahrern in den Ohren. Die bergab führende, gerade Piste verführe zum Gas geben.

"Die haben uns zwei Kilometer hochgelegte Strecke, bis 15 Meter über Normalnull, und damit einen Lautsprecher vor die Siedlung gebaut", sagt Jörg Härtel. Der Technische Angestellte ist kein Fundamentalist, der gegen alles vor seinem Haus Sturm läuft. Die Ortsumgehung hält er für sinnvoll. "Dass die Straße sein muss, ist unbestritten - nur nicht so", sagt Härtel.

Schon im Genehmigungsverfahren haben Jörg Härtel und Nachbarn ihre Bedenken geäußert. Ihre Forderungen nach einem Tempolimit, sogenanntem Flüsterasphalt und Lärmschutzwänden hat die Planfeststellungsbehörde abgeschmettert. Bei einer öffentlichen Sitzung im Rathaus habe der von der Gemeinde beauftragte Stadtplaner erklärt, die B 3 neu würde knapp 400 Meter entfernt von den Wohnhäusern verlaufen. Heute betrage der Abstand gerade einmal 280 Meter. "Wenn man mit Bürgern so umgeht", kritisiert Jörg Härtel, "braucht sich niemand zu wundern, wenn sich keiner mehr engagiert."

Die vom Straßenlärm strapazierten Anwohner erwarten, dass die Gemeinde Neu Wulmstorf sich bei den zuständigen Behörden für ihren Schutz einsetzt. Ein Tempolimit könnte die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr wohl schnell anordnen. Eine Lärmschutzwand müsste der Bund bezahlen. Das Problem: Laut der am Computer erstellten Lärmprognosen der Straßenplaner sei der von der B 3 neu ausgehende Lärm knapp im grünen Bereich.

CDU und SPD in Neu Wulmstorf haben bereits auf die Beschwerden reagiert. "Die Anwohner klagen zu Recht", sagt CDU-Chef Malte Kanebley. "Echte" Lärmmessungen, keine Computersimulationen, sollen "zeitnah" die tatsächliche Belastung ermitteln. Dann müsse der Bund für Lärmschutz sorgen, so Kanebley.

Die Forderung nach einer erneuten Lärmmessung entlang der B 3 neu "im Normalbetrieb" hat der Gemeinderat schon beschlossen. Die Frage dürfte sein, wann der sinnvollste Zeitpunkt dafür ist - die volle Belastung erreicht die vier Kilometer lange Straße erst mit dem Bau der A 26. Die SPD wird im Rat beantragen, dass die Gemeinde durchgängig Tempo 70 bei der Landesbehörde für Straßenbau fordert. Uwe Gudowius (SPD): "Lärmschutz bedeutet für uns Gesundheitsschutz."