Ein Verein will die Gedenkpyramide für den letzten Regenten aus dem Königshaus Hannover in der Gemeinde Rosengarten sanieren.

Langenrehm. Mineralwasser der Marke "Bismarck" kommt Bernd Lücking nicht auf den Hof. Wer das Haus Hannover verehrt wie der Landwirt aus Langenrehm, trinkt keinen Preußen-Sprudel. Denn schließlich haben Preußen und Otto von Bismarck dem Königshaus Hannover im Jahr 1866 ein gewaltsames Ende bereitet. Und der 64-Jährige ist nicht der einzige im früheren Königreich, der das heute noch als Unrecht ansieht.

Kaum jemand dürfte der deutschen Königsdynastie mehr huldigen als Bernd Lücking. Das hat Familiengeschichte: Sein Urgroßvater Heinrich Seckerdiek hat 1911 in dem als Denkmalstreit im Landkreis Harburg bekannt gewordenen Wettlauf zwischen Preußen- und Welfentreuen das Ehrenmal für den König von Hannover in Langenrehm gebaut.

Als historisch verbürgt gelten die Worte, mit denen der Landwirt den preußischen Landrat Felix Rötger zurückwies, als dieser ihm das Ehrenmal für König Georg auszureden versuchte: "Hier auf diesem Berg kommt das Denkmal für unseren König zum Stehen", entgegnete Seckerdiek. "Daneben ist noch ein Berg, dort können Sie meinetwegen ein Denkmal für Bismarck hinstellen, dann können alle Leute sehen, wer unserem König das Land gestohlen hat."

Heute, 100 Jahre später, will Bernd Lücking mit Hilfe eines von ihm gegründeten gemeinnützigen Vereins den imposanten Pyramidenbau renovieren, um das kulturhistorische Erbe zu bewahren. Der acht Meter hohe Tetraeder mit acht Metern Seitenlänge aus behauenen Findlingen muss neu verfugt werden. Birken-Sämlinge sprießen aus dem Steinbau und schaden dem Mauerwerk. Ob in Deutschland überhaupt eine zweite Pyramide diesen Ausmaßes existiert, wissen die Vereinsmitglieder nicht.

20 600 Euro würde die Sanierung und der Gerüstbau kosten. Bernd Lücking hat den Kostenvoranschlag eines Bauunternehmens eingeholt. Nicht nur mit der fünfstelligen Summe hat sich der Verein "Fürstendenkmal Langenrehm und Umgebung" ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Am liebsten möchten Lücking und seine bislang acht Mitstreiter die "Welfenpyramide" bis zum 24. September saniert sehen. An diesem Tag genau vor 100 Jahren wurde das Denkmal offiziell eingeweiht. 4000 Menschen hatten sich damals versammelt. Der Verein hat auch die Idee, ein Fest zu geben. Zusätzliche 5700 Euro würde es kosten, ein Festzelt und ein Zelt für eine Ausstellung zu mieten.

Sollten in den nächsten drei bis vier Wochen nicht genügend Spenden zusammenkommen, um die Sanierung bis zum 100. Jahrestag des Denkmals realisieren zu können, wollen die Welfentreuen aus Langenrehm je nach Kassenlage Schritt für Schritt, Jahr für Jahr, vorgehen. "Dann fangen wir eben damit an, die Sitzbänke zu erneuern", sagt Bernd Lücking. Der Verein gebe nur so viel Geld aus, wie er in der Kasse habe.

Eigentümer des Fürstendenkmals ist das Haus Hannover. Seckerdiek hatte das Grundstück dem hannoverschen Kronprinzen geschenkt. Lücking hat das Haus Hannover über die Ziele des förderungsfähigen "Fanklubs" aus Langenrehm informiert. Mauritz von Reden, Verwalter des Hauses Hannover, hat daraufhin das Fürstendenkmal aufgesucht.

Wie bei Bernd Lücking ist die Welfentreue auch bei dem 2. Vereinsvorsitzenden, Hans-Heinrich Schröder aus Alvesen, in der Familiengeschichte verwurzelt. Sein Opa, sagt der 68-Jährige, sei Fahnenträger eines Clubs in Vahrendorf gewesen. Nachdem Preußen das Königreich Hannover annektiert hatte, organisierten sich viele Königstreue in Clubs, kleine Königreiche im Privaten. Eckhart Schütt, 58, aus Maschen ist das neueste Vereinsmitglied und hat eine Art pragmatische Leidenschaft entwickelt. "Wir sind Monarchisten", sagt der Rechtsanwalt, "wollen aber nicht, dass der König wieder auf den Thron kommt." Gleichwohl: Mineralwasser der Marke "Bismarck" ist für ihn auch ein Tabu.

Wären die Anhänger des früheren Königreiches Hannover organisiert wie Fußball-Fans, wäre Bernd Lücking vermutlich bei den "Ultras". Der 64-Jährige selbst bezeichnet seine Leidenschaft als "fanatisch" - wer den Landwirt kennt, weiß, dass eine gehörige Portion Selbstironie dahinter steckt.

Lücking lebt sichtbar seine Leidenschaft: Er trägt eine Bolo-Tie mit dem Wappen des Hauses Hannover - ein Unikat, der er anfertigen ließ. Das Königswappen ziert auch seinen Trecker. Zu den Hochzeitsfeiern seiner beiden Töchter schmückte er den Festsaal mit den weiß-gelben Fahnen der Königsdynastie. Sogar die Stiefmütterchen auf dem Hof sind gelb und weiß.

Bernd Lücking sieht den Verein "Fürstendenkmal Langenrehm und Umgebung" als geschichtlichen Nachfolger des Hannoverschen Clubs Harburg von 1876 an. Dessen Mitglieder hatten 1911 den Plan gefasst, ein Denkmal für den letzten König von Hannover zu errichten.

Aus ihrer Mitte stamme auch die Idee für die Pyramidenform. Der Verein aus Langenrehm würde gerne Unterlagen, Anstecknadeln oder Fahnen des Hannoverschen Clubs Harburg in seinen Fundus aufnehmen und bewahren. Vor Kurzem hat der Zufall Bernd Lücking prächtige Devotionalien beschert: Ein Maurer aus Leversen schenkte dem Verein die Original-Fugenkellen, mit denen jemand im Jahr 1911 beim Denkmalbau gearbeitet hat. 96 Jahre hätten die beiden Kellen auf dem Dachboden gelegen. Der Maurer entdeckte sie beim Umbau seines Hauses. "Historischer", sagt Bernd Lücking mit Blick auf das 100 Jahre alte Werkzeug, "können wir das Fürstendenkmal gar nicht verfugen."

Wer dem gemeinnützigen Verein "Fürstendenkmal Langenrehm" Erbstücke des Hannoverschen Clubs Hannover spenden möchte, meldet sich beim 1. Vorsitzenden Bernd Lücking, Telefon 04108/67 87.

Wer Mitglied werden und Geld spenden möchte, wendet sich an Schriftführer Hero Janssen, Telefon 04108/72 44.