Für die 35 Kinder aus Bila Zerkwa ist der Aufenthalt in Neetze weit mehr als ein aufregendes Ferienerlebnis in einem anderen Land.

Vielmehr bedeuten die sechs Wochen in der Jugendbildungsstätte in Neetze für diese Kinder wenigstens eine vorübergehende Flucht aus der Tristesse der Armenviertel ihrer Stadt. Zerfallene Sowjet-Plattenbauten, vergammelte enge Wohnungen, Dreck, wohin man sieht, Brutalität auf den Straßen und in den Familien, grenzenlose Armut sind ihre normale Umwelt.

Um Essen und Geld für die Familie, für die Kinder zu organisieren, sind ihre Eltern oft tagelang unterwegs. Glück hat der, der noch eine Oma oder Verwandte auf dem Land hat. Dort wird im Garten Gemüse angebaut statt Platz für Blumen zu schaffen. Viele Eltern sind arbeitslos, Alkoholismus ist Volkskrankheit Nummer 1 in einem Land, in dem Wodka billiger als Gemüse ist.

Deswegen ist es so wichtig, dass diese Kinder erleben, wie es ist, wenn sie ernst genommen werden, wenn die Erwachsenen sich ausschließlich um sie kümmern, und die Köchin der Jubi Neetze stundenlang in der Küche steht, damit den kleinen Gästen aus der Ukraine das Essen schmeckt. Sicher, diese sechs Wochen ändern mitnichten die Verhältnisse der Kinder in der Ukraine. Aber wenn sie zurück in ihre Heimat gehen, dann um einige schöne Erlebnisse reicher. Vielleicht sogar ein bisschen stärker.

In ihrer Heimat sind die Kinder das schwächste Glied in einer Gesellschaft, in der Macht und Korruption regieren. Umso wichtiger, dass Helga und Peter Novotny von der Stiftung Hof Schlüter ihnen eine andere Welt zeigen, und sei es auch nur für wenige Wochen.