“Morgen nach Mallorca? Da müssen wir mal sehen, was machbar ist“, sagt Andreas Flormann und sucht nach Hotelangeboten.

Harburg/Winsen/Buchholz. Mit der einen Hand hält Andreas Flormann den Telefonhörer, mit der anderen klickt er sich durch die Masken auf seinem Computerbildschirm. "Morgen nach Mallorca? Da müssen wir mal sehen, was machbar ist", sagt er und auf dem Monitor erscheint eine Liste mit Hotelangeboten.

Die Telefone von Andreas Flormann und seinen Kolleginnen klingeln in diesen Tagen besonders häufig. "Wir haben sehr viele Anfragen zu Last-Minute-Reisen", sagt der Büroleiter des Globetrotter-Reisebüros im Harburger Phoenix-Center. Auf den Fotos in den Katalogen, die vor ihm auf dem Schreibtisch liegen, sind Sonnenschirme vor strahlendblauem Himmel zu sehen. Wirft der Reisefachmann einen Blick aus dem Dachfenster des Einkaufszentrums, sieht er trotz Sommerferienzeit meistens graue Wolken.

Das schlechte Wetter treibt zurzeit viele Menschen in die Reisebüros. Auch Inga Pawlofsky will im Globetrotter Reisebüro eine Last-Minute-Reise buchen. "Ich will mit einer Freundin nach Spanien", sagt die Erzieherin aus Barmbek. Genau steht ihr Ziel noch nicht fest. Flexibilität sei wichtig, betont Flormann, sowohl beim Abflughafen als auch beim Reiseziel. "Dann sind Buchungen auch sehr kurzfristig möglich."

Auf superbillige Schnäppchen sollten die Spätbucher aber nicht hoffen. "Last-Minute bedeutet nicht mehr automatisch besonders günstig", sagt Flormann. Vielmehr seien Frühbucher heute oft im Vorteil. Eine Woche in einem türkischen Hotel mit Frühstück koste zurzeit ab etwa 470 Euro. Wer auf all-inclusive und direkte Strandnähe Wert lege, müsse jedoch mindestens 600 Euro einplanen. Mallorca sei wegen der vielen Flugverbindungen ebenfalls ein gutes Ziel für Kurzentschlossene, sagt Flormann. "Und jetzt im Sommer gibt es oft auch Angebote auf den Kanaren zum gleichen Preis."

Auch im Harburger Karstadt-Reisebüro ist die Nachfrage hoch. "Je schlechter das Wetter ist, desto mehr Anfragen bekommen wir", sagt die stellvertretende Leiterin Marion Schlüter. Sie empfiehlt vor allem die Türkei. "Dort gibt es das beste Preis-Leistungs-Verhältnis." Eine Woche Urlaub koste zum Beispiel all-inclusive etwa 800 Euro. Reisen nach Ägypten oder Tunesien seien dagegen noch immer wenig nachgefragt, sagt Schlüter. Davon profitiere vor allem Spanien. Generell gelte jedoch: "Die Kunden wollen überallhin, wo es warm ist."

Hauptsache, warm und sonnig - diesen Wunsch hört auch Irene Hartmann vom Buchholzer Reisebüro Hartmann derzeit ständig. "Das schlechte Wetter macht sich deutlich bemerkbar. Die Nachfrage nach Last-Minute-Reisen ist sehr gut." Ein Grund sei sicher der ausbleibende Sommer in Norddeutschland. "Ich habe das Gefühl, dass den Leuten hier, wo es ja eher ländlich ist, die Decke auf den Kopf fällt. Sie können bei dem Wetter weder im Garten entspannen noch ins Freibad gehen und suchen nach Abwechslung", sagt Hartmann. Sie bucht zurzeit viele Reisen in die Türkei, aber auch Nordafrika sei bei ihren Kunden wieder gefragt. "Dort ist es jetzt zwar wirklich sehr heiß, aber das ist den meisten Kunden egal. Sie wollen einfach in die Sonne."

Reiselustige müssten jedoch mit enormen Preisschwankungen rechnen, sagt Hartmann. So könne der Preis für eine Pauschalreise, sobald die billigen Flüge ausgebucht sind, schnell um 150 bis 200 Euro steigen. Auch sie rät vor allem Familien eher zur frühen Buchung. "In den Schulferien ist Last-Minute nie günstig." Trotzdem können sich viele Reisebüros vor Anfragen kaum retten. Auch im Reisebüro Hanstedt sei die Nachfrage "sehr groß", sagt eine Mitarbeiterin. Sie habe jedoch keine Zeit für weitere Fragen. "Der nächste Last-Minute-Kunde wartet."

"Alle wollen jetzt kurzfristig weg", sagt Ute Reimers vom Tui Reise-Center in Winsen. Am Montag sei der Ansturm besonders groß gewesen, laufend seien Kunden mit spontanem Fernweh in ihr Büro gekommen. "Das sind noch die Nachwirkungen des verregneten Wochenendes", meint Reimers. Auch sie hat neben Mallorca und Griechenland vor allem günstige Angebote für Türkeireisen, zum Beispiel 768 Euro für eine Woche Urlaub.

Inga Pawlofsky lässt sich im Phoenix-Center erst mal beraten. Sie will zwar kurzfristig in den Süden, doch nicht überstürzt. Schließlich freut sich die Mutter von zwei kleinen Kindern auf ihren ersten Urlaub seit sechs Jahren. "Und bei dem Wetter ist es umso schöner, ins Warme zu fliegen."