Die Eiszeit, die Moorlandschaft mit Torfabbau, die Pflanzen und Tiere - alles wird interaktiv erklärt.

Undeloh. Im Keller herrscht Eiszeit. Das Plexiglas an der Wand leuchtet grün oder blau, die zackigen Formen erinnern an Gletscher. Daneben flimmert ein großer Bildschirm und der zeigt noch mehr Gletscher - diesmal echte. Eine Stimme erklärt, wie und warum die Eiszeiten vor Tausenden von Jahren die Landschaft in dem Naturschutzgebiet Lüneburger Heide so nachhaltig geprägt haben. "Wir wollen hier im Keller noch ein Kaltgebläse einbauen, damit die Eiszeit nicht zu sehen, sondern auch zu spüren ist", sagt Mathias Zimmermann, Geschäftsführer des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP).

Der Verein, der sich um die Bewirtschaftung und den Schutz von rund 9000 Hektar der Heidelandschaft zwischen Harburg und Lüneburg kümmert, hat in Undeloh das Heide-Erlebniszentrum eingerichtet. Ein Geburtstagsgeschenk für Besucher und sich selber zum 100-jährigen Vereinsbestehen. Nur hier und da müsse noch ein wenig Hand angelegt werden, sagt Zimmermann.

Er steigt die Treppe in das Erdgeschoss hoch, ade Eiszeit und willkommen im Heidemoor. In einer Ecke der insgesamt 600 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche beugen sich zwei Moorarbeiter - Mann und Frau - auf Fotopappe über einen echten Korb mit Torf. Um die Erklärungen an den Tafeln zu lesen, müssen Besucher über eine moorigbraune Matte laufen. "Für die richtige Atmosphäre", sagt Zimmermann, "das fühlt sich an wie ein echter wabbeliger Moorboden." Er habe die Ausstellung so interaktiv wie möglich gestalten wollen, sagt Zimmermann und zeigt auf den Fußboden, auf dem Hufabdrücke von Heidschnucken und Spuren von Vögeln zu sehen sind. Und auch im Ausstellungsbereich "Wald" steigt der Besucher vom leicht unebenen Sandboden der Heide auf einen weichen Teppich, natürlich bedruckt mit Herbstlaub. Von rechts gurrt ein Uhu aus dem Lautsprecher. Durch Gucklöcher in den Erklärungstafeln erhaschen Besucher Blicke auf die Tiere oder Gewächse der Heidelandschaft. Auf der oberen Etage flackert neben der Infostelle über das kontrollierte Abbrennen der Heide zur Erneuerung der Flora rot-gelbes Licht in Flammenform über das Schaubild und den Infobildschirm.

"Wir wollen den Gästen der Ausstellung die Möglichkeit bieten, sich über die abwechslungsreiche Heidelandschaft zu informieren", sagt Zimmermann. Danach könnten die Leute nach einem zweiminütigen Fußmarsch die echte Heide betreten und ihre neuen Kenntnisse über Tiere, Landschaft und Flora des Naturschutzgebietes anwenden. Von Undeloh aus könnten alle Gebiete der vielseitigen Landschaft erkundet werden. "Im Norden ist der Wald, im Osten fließen kleine Bachläufe, im Süden finden die Besucher die blühende Heide und im Westen darf durchs Moor gestapft werden." Das Heide-Erlebniszentrum sei halt das letzte Haus vor der Heide, sagt Zimmermann lachend.

Und das weiß der Verein zu nutzen. Vor dem Heide-Erlebniszentrum fließt ein angelegter Bach durch ein Beet mit jungen Heidepflanzen. "Das symbolisiert die Tundralandschaft und die Eiszeit", sagt Zimmermann. Heidschnucken grasen auf dem Grün neben dem Haus. Direkt neben dem Wald. Besucher können die Tiere beobachten und dabei auf der Terrasse Buchweizenkuchen essen oder Heidebier trinken.

Billig war das Heide-Erlebniszentrum nicht. 1,3 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. 770 000 Euro hat der Verein aus dem Fördertopf "Natur erleben - nachhaltig entwickeln" des Landes Niedersachsen und der EU bekommen. Der Rest kam aus Spenden und Vereinsgeld. Trotzdem werde der Eintritt zu der Ausstellung kostenlos bleiben, sagt Zimmermann. Er hoffe aber, dass dank der Ausstellung die Leute sehen, welche Arbeit der Verein in die Erhaltung des Naturschutzgebietes steckt. "Wir müssen das Gebiet, das zu 99 Prozent Eigentum des Vereins ist, schließlich auch pflegen." Das hieße etwa, alte Heidelandschaften abbrennen, um frische Pflanzen zu sähen oder die Wälder forsten.

Das Heide-Erlebniszentrum an der Wilseder Straße ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen unter der Telefonnummer 05198/98 70 30.

www.verein-naturschutzpark.de