Einen Ausbau des Mühlentunnels in Buchholz wollen die Anwohner erst nach dem Bau der Umgehungsstraße

Buchholz. "Wir wollen nichts blockieren und auch nichts verhindern. Wir fordern nur eine gerechte Verteilung des innerstädtischen Verkehrs", sagt Gerhard Bredehöft, 64.

Seit gut 20 Jahren wird in Buchholz gestritten. Darüber, welches Verkehrs-Konzept das größere Potenzial in sich birgt, das viel befahrene Zentrum der Nordheidestadt zu entlasten. Welche Variante gerade vorangetrieben wird, hängt an den aktuellen politischen Mehrheiten im Rathaus. Favorisierte der von 2001 bis 2006 amtierende Bürgermeister Norbert Stein (SPD) einen Ausbau des Mühlentunnels bei gleichzeitigem Bau einer zweispurigen Autobrücke über die Königsberger Straße - wurden diese Pläne unter seinem Nachfolger Wilfried Geiger (parteilos) und der derzeit amtierenden Mehrheit von CDU und FDP schnell auf Eis gelegt: Die östlich verlaufende Ortsumgehung mit Namen "Ostring" sollte gebaut werden.

Anfang Februar stoppte das Verwaltungsgericht Lüneburg die Ostring-Planung - vorerst. Zur großen Freude der Ostringgegner. Der Richter gab drei Klägern Recht, kippte den Planfeststellungsbeschluss zum Bau der Trasse.

Jetzt werden Stimmen laut, die die Wiederaufnahme der Mühlentunnel-Pläne fordern - zum Ärger der Mühlen-Straßen Anwohner.

Gerhard Bredehöft wohnt mit seiner Familie in einem schönen Haus am Steinbecker Mühlenweg, wo sich ein gepflegter Garten an den nächsten reiht. Die Grundstücke sind groß, die Eigentümer alteingesessen. 1988 hat Gerhard Bredehöft hier gebaut. Damals sei der Steinbecker Mühlenweg als "Wohnsammelstraße" vorgesehen gewesen. "Mittlerweile wohnen wir an einer Hauptverkehrsstraße", ärgert sich Bredehöft. Dietmar Koop, 65, nickt: "Ich hätte hier nicht gebaut, wenn ich das gewusst hätte." Er ist ebenso wie Gerhard Bredehöft, Herbert Oehlenschläger, 60 und Ralf Krohn, 58, in der Initiative Bürger-Aktion Mühlentunnel organisiert.

Schon jetzt sei der einspurig gebaute Mühlentunnel überlastet. "Aktuelle Verkehrszählungen haben ergeben, dass innerhalb eines Tages zwischen 7 500 bis 8 000 Autos den nördlichen Abschnitt des Steinbecker Mühlenweg passieren. Im Kreuzungsbereich Steinbecker Mühlenweg/Bremer Straße haben wir jetzt bereits ein Verkehrsaufkommen von 22 000 bis 25 000 Autos", sagt Gerhard Bredehöft. Die Folge: täglich Stau zu den Hauptverkehrszeiten.

Würde der Mühlentunnel ausgebaut und ein Kreisverkehr angelegt, könne das den Westen Buchholz entlasten - da sind sich die Aktions-Mitglieder einig. "Deshalb muss der Ausbau kommen", so Herbert Oehlenschläger. Bliebe dies jedoch die einzige Straßenbaumaßnahme, würde jede Wirkung verpuffen. Im Gegenteil: Der geplante Kreisverkehr könnte Untersuchungen zu Folge zwar Kapazitäten für weitere 5 000 Autos freisetzen, ein zweispuriger Tunnel würde allerdings deutlich mehr Verkehr aus der überlasteten Innenstadt anziehen, als der Tunnel aufnehmen könnte, da ist sich Bredehöft sicher. Die befürchtete Folgen: Staus, eine erhöhte Feinstaubbelastung, Gefährdung für Kinder.

Auch die bereits heute schon ausgewiesenen beziehungsweise möglichen Bebauungsflächen in Seppensen, Holm-Seppensen, Holm sowie eine mögliche Erschließung des Rütgersgelände als Wohngebiet dürften die Verkehrssituation rund um den Mühlentunnel weiter verschärfen, heißt es von Seiten der Bürgerinitiative.

Deshalb könne dem Ausbau des Mühlentunnels nur ein Bau des Ostrings vorausgehen, außerdem müsse die Brücke vom Rütgersgelände Richtung Bremer Straße in Angriff genommen werden. Gerhard Bredehöft spricht von einem "Drei-Achsen-Konzept". Eine kostspielige Kombi-Lösung: Zu den auf rund zehn Million Euro geschätzten Kosten für den Tunnelausbau kämen rund 19 Millionen Euro für die östliche Trasse, plus Folgekosten. Die Brücke ist auch nicht umsonst zu haben.

Gerhard Bredehöft: "Aber viel kostspieliger wäre es doch, wenn viel Geld in nur eine Maßnahme gesteckt würde, die für sich genommen nichts bringt. Dann müsste in einigen Jahren wieder nachgedacht und investiert werden."