Informationsveranstaltung der HPA in Moorburg rief Demonstranten auf den Plan

Harburg. Über Moorburg braut sich ein Unwetter zusammen. Während sich Gewitterwolken am Himmel türmen, sind Vertreter der Hamburg Port Authority (HPA) zum Alten Moorkathen gekommen, um die Bevölkerung über die Pläne für die 30 Meter hohe Hafenschlickdeponie auf einem 45 Hektar umfassenden Entwässerungsfeld in Moorburg-Mitte zu informieren. Viele Moorburger sind wütend über diese Entwicklung, ist der Ort mit Kohlekraftwerk, Hafenquerspange und alten Spülfeldern ohnehin schon erheblich belastet. "Heute kommt die Regierung des achten Bezirks, die wollen wir gebührend in Empfang nehmen", sagt ein Moorburger aufgebracht. Der achte Bezirk, so wurde der 800 Einwohner starke Stadtteil lange nicht mehr genannt. Gemeint ist, dass Moorburg zum Hafenerweiterungsgebiet gehört. Und in diesen Gebieten regiert HPA.

"Wir wollen heute Abend berichten, was genau hier passieren wird. Im Rahmen des Standortsuchprogramms sprechen alle Gründe dafür, dass die Deponie hier eingerichtet werden kann", sagt HPA-Geschäftsführer Wolfgang Hurtienne. Um den Schlickberg den Bürgern doch noch schmackhaft zu machen und für eine entspannte Veranstaltungsatmosphäre hat HPA Salzbrezel und Getränke zur Verfügung gestellt. "Naja, einen Freundschaftspreis werden wir hier nicht gewinnen", sagt Hurtienne und behält mit dieser Einschätzung recht. 80 Einwohner sind gekommen, eher um zu demonstrieren, statt zu diskutieren. Einige halten ein herzförmiges Schild mit dem Aufdruck "Moorburg forever" hoch. "Kein Schlick in Moorburg" heißt es auf einem Transparent von Elbdeich e.V. Der Kulturverein macht sich stark für seinen Stadtteil. "Ich frage mich, wo der Sinn einer solchen Veranstaltung liegt, wenn die sowieso schon alles beschlossen haben. Der Schlickberg ist gewollt, ob wir dagegen sind, oder nicht", sagt Elbdeich-Vorstand Claudia Kuhlenkampff.

"Das ist eine politische Entscheidung, und das Gutachten weist Moorburg nun mal als am besten geeigneten Standort aus", sagt Hurtienne. Ein Plakat hält dagegen: "Schlickberg, Kohlekraftwerk, Umwelthauptstadt" steht drauf. Heinz Beeken, SPD-Abgeordneter in der Bezirksversammlung, ist auf der Seite der Moorburger. Auch er hat seine Hand gehoben, als sich die Politiker der Bezirksversammlung gegen den Schlickberg ausgesprochen haben.

Aufgebracht geht er zu Daniel Völkoi, GAL-Bezirksversammlungsabgeordneter. "Das ist die Schuld der Grünen, dass es so gekommen ist", sagt er zu ihm. Bis 2008 habe Moorburg als Baggergut-Anlaufpunkt nicht zur Debatte gestanden, sondern unter anderem auch ein Areal in Kirchsteinbek. "Dann übernahmen CDU und GAL das Ruder,und schon hatte der Bezirk Harburg den Schwarzen Peter", so Beeken. Jens Kerstan, Fraktionsvorsitzender der Grünen, lebt in Bergedorf. "Böse Zungen behaupten, dass da ein Zusammenhang besteht", so Beeken.

Völkoi reagiert auf die Provokation von Beeken nicht. Ohnehin ist das Image der Grünen in Moorburg angeschlagen, hatte die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk, GAL, doch einst das Kohlekraftwerk auf den Weg gebracht, das im Ort ebenfalls für Protest sorgt.

Während der Veranstaltung schlagen die wogen hoch. Anstatt mit den Menschen zu diskutieren, referieren die HPA-Vertreter einmal mehr den Inhalt des Gutachtens, berichten, warum es den Moorburgern eher zuzumuten ist, mit einem Schlickberg vor den Vorgärten zu leben, als die Einwohner in Kirchsteinbek. "das ist entwürdigend. Wir sind doch keine Menschen zweiter Klasse", sagt Claudia Kuhlenkampff.

Für Empörung sorgte außerdem die Entdeckung einer Moorburgerin, die sagte, dass die Route der Baggergut-Lkw, die durch den Ort führen soll, längst abgesteckt ist. "Es war blanker Hohn, dass HPA uns gegenüber nur von Planungen sprach", sagt die Künstlerin. Danach verließen viele Besucher die Veranstaltung. "Es war einfach sinnlos. Unsere Kritik interessiert nicht", sagt das Elbdeich-Vorstandsmitglied.

Diese Einschätzung teilt auch CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer. "Im achten Bezirk macht HPA, was HPA will. Nicht mal der Beschluss der Bezirksversammlung wird akzeptiert", sagt er und rät den Bürgern, den Rechtsweg einzuschlagen. "Es gibt rechtliche Grenzen. Demnach darf HPA nur hafengebundenes Gewerbe auf ihren Flächen planen und bauen", sagt Jurist Fischer. Dazu gehören Logistik-Flächen, "aber ein Schlickfeld fällt nicht darunter", sagt er. Heinz Beeken will nun seine Parteikollegen in der Bürgerschaft mobilisieren, um Druck zu machen. Doch dort ist man noch unentschlossen. "Das muss sachlich diskutiert werden", sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Sören Schumacher. Im Moment werde ein neuer Hafenentwicklungsplan erstellt. "Mal sehen, was dann aus dem Gebiet wird", sagt er.