Ursula Schötzig gewinnt den in Harburg ausgeschriebenen AstroArt-Literaturpreis

Harburg. Sie mag besondere Orte. Orte, an denen Menschen aufeinander treffen. Im Taxi. Im Hotel. Oder eben im Zug. Orte, an denen wahnsinnige Sätze fallen, wie "damals, als ich noch im Knast saß". Sätze, die viel zu laut für die Öffentlichkeit gesprochen wurden. Alles schon erlebt und natürlich ein echter Glücksfall für eine Autorin. Solche Situationen bringen die Fantasie von Ursula Schötzig ins Laufen und die Finger dazu, irgendwann in die Tastatur des Laptops zu greifen.

Geschrieben hat sie eigentlich schon immer. Zumindest seit dem Abitur. Erst mal für die Schublade, "furchtbares Zeugs" wie sie heute sagt, dann kamen die Lesungen, Hörspiele und das ein oder andere Theaterstück.

Der erste Platz für ihre Kurzgeschichte beim AstroArt-Literaturwettbewerb hat sie unerwartet erwischt, wie die in Winterhude lebende Autorin sagt. Überrascht, aber auch sehr gefreut, denn er bedeutet natürlich "eine Bestätigung." Lässt man sich das Leben von Schötzig erzählen, so klingt es, als hätte die Autorin die Umwege nicht unbedingt gemieden: Zunächst Studium der Italianistik und Kunstgeschichte in Hamburg und Venedig, vorher als Au Pair in Florenz, später Lektoratsjobs und spannende Arbeiten am Theater. Eine Welt, in die sie gerne als Requisiteurin, aber auch als Souffleuse hinein gerochen hat und die sie inspiriert. Auch für ihre Geschichten. Denn wer nur am Schreibtisch sitzt, kennt das Leben nicht so recht. Aktuell hätte sie gerne wieder so einen Job, der ihr eine kleine inspirierende Nebenwelt eröffnet.

Ein Thema muss sie zum Schreiben "packen", sagt sie. Wer sich mit Ursula Schötzig trifft, muss damit rechnen, dass sie zum kleinen Notizbuch greift, wie jeder Autor, um Einfälle und skurrile Sätze zu notieren. Was sind es für Geschichten oder Hörspieldialoge, die sie ersinnt und verkauft? In dem Hörspiel "Weiterhin unbeständig" geht es um einen Serviceanruf beim Wetterdienst in Florenz. Ein Mann und die Servicedame kommen sich im Dialog näher - er wünscht sich für seine Frau, die ihn verlassen hat und nun in Florenz lebt, Regen - und übrigens: Schötzig hat ein Faible für Geschichten, in denen es regnet oder in denen handgearbeitete Regenschirme auftreten, einen richtigen Zyklus mit Regengeschichten gibt es.

Für Schötzig, Jahrgang 1972 und in Braunschweig geboren, ist der AstroArt-Wanderpokal nicht der erste Literaturpreis. 2005 kam schon mal eine Anerkennung in Form des Hamburger Literaturförderpreises. Entspannung findet die Autorin, die sich selbst beim Schreiben nur so halbwegs diszipliniert findet und die die Ausweichmanöver vorm weißen Blatt bestens kennt, beim Joggen im Stadtpark oder an ihrem Lieblingsplatz in Hamburg: Er liegt in Winterhude direkt am Alsterwasser. Mehr soll aber wirklich nicht verraten werden.

Den zweiten Platz beim AstroArt-Literaturwettbewerb belegte Bernd Hans Martens mit der Kurzgeschichte Abrakadabra, den dritten Platz gab es für Gunter Gerlach mit "Chronologisch rückwärts"

Die Sieger-Kurzgeschichte von Ursula Gottschling lesen Sie hier.