Fünf Fohlen und 24 Kälber vergrößern die Pferde- und Rinderherden des Vereins Naturschutzpark

Undeloh/Döhle. Kurz hinter Undeloh auf dem Weg durch einen der schönsten Teile der Lüneburger Heide markiert ein Holzzaun das Revier der Dülmener Pferde und der Wilseder Roten - Rösser und Rinder werden hier zur Pflege der Heidelandschaft eingesetzt.

Seit ein paar Wochen ist der Nachwuchs da: Fünf Fohlen und 24 Kälber entdecken neugierig ihre Umwelt.

Wer derzeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Radenbachtal zwischen Undeloh und Döhle erkundet, kann mit etwas Glück die Jungtiere sehen. Hufspuren im sandigen Boden zeigen, dass die Koppel bewohnt ist, doch zunächst bleiben die Vierbeiner verborgen. Die abwechslungsreiche Landschaft mit Hügeln und Tälern, mit Bäumen und Unterholz gibt genug Gelegenheit zum Verstecken.

Plötzlich kündigt Hufgetrappel an, dass sich Vierbeiner nähern. Aus einer kleinen Senke tauchen erst die Köpfe, dann die Körper der kleinen grauen Pferde auf: Fünf Stuten führen ihre Fohlen zu neuen Futterplätzen. Erst überwiegt die Scheu vor dem Spaziergänger auf der anderen Seite des Zaunes, dann erweist sich die kleine Herde doch als neugierig - vorneweg kommen die kleinen Fohlen mit ihren großen Augen näher.

Wer glaubt, die Dülmener seien Wildpferde, der irrt, so romantisch diese Vorstellung auch sein mag. "Verwilderte Hauspferde" seien sie, sagt Dr. Heike Brenken. Sie leitet gemeinsam mit Dr. Andreas Koopmann den Landschaftspflegehof Tütsberg der zum Verein Naturschutzpark (VNP) gehörenden Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide.

Auf dem Hof laufen die Fäden der "tierischen" Landschaftspflege des VNP zusammen. Sechs Heidschnuckenherden, eine Ziegenherde und seit 2004 eben auch die Rinder und Pferde sorgen dafür, dass sich die Heidelandschaft wieder in ursprünglicher Form und Vielfalt entwickeln kann. Reine typische Heideflächen gehören ebenso dazu wie feuchte Wiesen und klare Bachläufe, Waldflächen und die unterschiedlichen Übergangsformen zwischen den einzelnen Bereichen.

Das sei genauso gewollt und trage auch zum Artenreichtum und zur Vielfalt von Flora und Fauna bei, sagt Dr. Andreas Koopmann, der Fachbereichsleiter "Landwirtschaft und Naturschutz" beim VNP.

Für viele Insekten ist eben ein Kuhfladen der ideale Aufenthaltsort. Die Pferde wiederum lockern mit ihren Hufen den Boden auf, und beide Arten rücken mit ihrem Appetit den Pflanzen zu Leibe, die in der Heide nicht so willkommen sind. Zum Beispiel wird der Wald da, wo die vom Aussterben bedrohten Dülmener Pferde im Fresseinsatz sind, mit der Zeit lichter, da die Tiere sich an Gräsern, Kräutern und Sträuchern laben.

Mit derzeit 29 Tieren ist die Dülmener-Herde des VNP weltweit die zweitgrößte. Das Dülmener Pferd ist eine alte Haustierrasse, die bereits im Mittelalter erwähnt wird. Heute sind die kleinen grauen Pferde eine zusätzliche Attraktion für Heidebesucher. Die Herde der Wilseder Roten besteht aus 26 Kühen und 24 Kälbern. Bei ihnen handelt es sich um "Luing-Rinder" mit schottischem Ursprung. "Das alte Heiderind gibt es nicht mehr", erklärt Dr. Koopmann. Doch die Wilseder Roten erinnerten zumindest optisch daran.

Obwohl die Rinder und Pferde im Radenbachtal eben keine "wilden" Tiere sind, sondern Nutztiere, leben sie ganzjährig im Freien und bleiben überwiegend unbehelligt vom Menschen. Die Robustheit beider Rassen gestattet es dem VNP, sie sich weitgehend selbst zu überlassen - allerdings sieht ein Tierbetreuer täglich nach dem Rechten, und eine geregelte medizinische Versorgung ist sichergestellt.

Auch kalte Winter bis minus 16 Grad und heiße Sommer mit über 30 Grad Temperatur haben die Tiere bereits unbeschadet überstanden, lediglich in strengen Wintern wird zugefüttert. Und während in der Landwirtschaft die Geburt von Fohlen und Kälbern gelegentlich problematisch verläuft und menschliche Hilfe vonnöten ist, bekommen die Stuten und Kühe im Radenbachtal ihren Nachwuchs allein - und fast immer ohne Komplikationen: Von 175 geborenen Kälbern haben 174 überlebt.

Doch nicht allen ist ein langes Leben in der idyllischen Heide beschieden: Aus der Herde der Dülmener Pferde werden regelmäßig einzelne Tiere verkauft. Auch bei den Rindern ist der Aufenthalt zeitlich begrenzt: Ihr Fleisch ist beliebt bei Genießern und kommt gelegentlich in der regionalen Gastronomie auf den Tisch.