Pläne der Verwaltung für Neugraben stoßen auf den Widerstand der Politik

Neugraben. Wohnungsbau in Neugraben - ein offenbar schwieriges Thema. Bis zu 6000 Wohnungen will die SPD in Hamburg neu bauen lassen, und Harburg soll seinen Beitrag leisten. Bereits im vergangenen Jahr hatte Baudezernent Jörg Heinrich Penner versucht, Mitgliedern des Bürgervereins eine Bebauung im Neugrabener Innenstadtbereich, mehrgeschossig und für Sozialhilfeempfänge geeignet, auf dem und rund um den Marktplatz schmackhaft zu machen. Ohne Erfolg. Wie berichtet, gab es viele Proteste. Das scheint die Verwaltung allerdings zu ignorieren. Im Rahmen einer Sitzung des Stadtteilbeirats sorgte das Thema für Aufregung. Denn erneut wurde ein Gutachten über die Ergebnisse des städtebaulichen Rahmenplans vorgelegt und zur Abstimmung freigegeben.

So wurde unter anderem vorgeschlagen, mehrgeschossige Gebäude auch an der Bauernweide, dort, wo sich derzeit ein Spielplatz, zwei Pkw-Stellplatzflächen und ein Gartenbaubetrieb befinden, "hinzuklotzen". "An welcher Stelle dann der Kinderspielplatz und die Parkplätze sollen, konnte die Verwaltung nicht benennen", sagt CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer, der als Gewerbetreibender dem Beirat angehört. "Der Baudezernent weicht von seinen Ideen nicht ab. Erneut wurde Wohnungsbau an der Marktfläche ins Spiel gebracht, obwohl bekannt ist, dass dieser Vorschlag parteiübergreifend abgelehnt wird", so Fischer.

Auch ein weiterer Punkt des Gutachtens wurde von den Beiratsmitgliedern verworfen. So könne das Postgebäude samt Parkplatz zwecks Wohnungsbau weggerissen werden. Die Stellfläche werde nicht genutzt, so das Argument der Verwaltung. "Abends parken dort die Postfahrzeuge, die tagsüber unterwegs sind", sagte ein Beiratsmitglied. Außerdem wolle man auf die Post nicht verzichten. "Weiterhin haben wir hier genug Sozialwohnungen. Mehr Kaufkraft darf nicht abgeschöpft werden, dann würde ein Einzelhändler nach dem anderen dicht machen", sagt der CDU-Kreisvorsitzende.

Die Beiratsmitglieder, darunter Einzelhändler und Vertreter von sozialen Einrichtungen sind ebenfalls verärgert darüber, dass ihre Ideen zur Innenstadtaufwertung, wie unter anderem die Installation einer Eisbahn und von Spielgeräten auf dem Wochenmarktplatz, offenbar ignoriert wurden.

Damit Bürger und Gewerbetreibende nicht vom Amtschimmel überplant werden, formulierte Fischer einen Antrag, der mit nur einer Gegenstimme von den 17 Beiratsmitgliedern angenommen wurde. Darin heißt es unter anderem, dass auf Wohnungsbau auf und an der Marktfläche verzichtet werde. Vorhaben sollen nur weiterverfolgt werden, wenn Spielplatz- und Parkplatzfragen sowie Grünflächen vorab geklärt worden sind und "dass sicher gestellt ist, dass hochwertiger und sozialverträglicher Wohnungsbau erfolgt", so Fischer. Und Hochhäuser wollen die Neugrabener auch nicht haben. "Wir lassen uns von der Verwaltung nicht dazu degradieren, nur noch über die Installation von Blumenkübeln entscheiden zu dürfen", sagt Fischer.

Darin ist er sich ausnahmsweise mit Vertretern der SPD einig. "Viele Punkte des städtebaulichen Rahmenplans kommen für die SPD nicht infrage", sagt der SPD-Bezirksversammlungsabgeordnete Heinz Beeken. Dass die Verwaltung an der Planung festhält, "ist dem Ego des Baudezernenten geschuldet, der nichts zustande gebracht hat", so Beeken. Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg bedauert die Kritik. "Ich bin enttäuscht, dass wir die Notwendigkeit nicht vermitteln können. Denn Wohnungen bringen den Einzelhändlern doch schließlich Kunden."