Die Verwaltung zeigt mit ihren Vorschlägen zum - wie es im Amtsdeutsch heißt - “Handlungsfeldziel Wohnen und Wohnumfeld“ in Neugraben, wie sich Wege zur erfolgreichen Entwicklung des kleinen Nahversorgungszentrums im wahrsten Sinne des Wortes verbauen lassen.

Denn eines braucht Neugrabens Kern nun wirklich nicht: sozialen Wohnungsbau auf dem Marktplatz, einer Immobilien-Toplage. Dann ist die Fußgängerzone mit den kleinen, meist inhabergeführten Geschäften wirklich tot, wenn der letzte Rest Aufenthaltsqualität noch vernichtet wird. Schon jetzt haben die Eigentümer mit dem Mega-Discounter Kaufland und dem maroden Süderelbe-Einkaufszentrum, das alles andere als ein Kundenfrequenzbringer ist, zu kämpfen.

Diese Erkenntnis sollten allerdings Verwaltungsmitarbeiter im Kopf haben, wenn sie mögliche Wohnungsbauszenarien am Reißbrett durchspielen. Ebenfalls bekannt sein sollte, dass man wichtige Dienstleister wie die Post sowie Spielplätze und Grünflächen, die für Lebensqualität der Bewohner im Quartier sorgen, nicht einfach ersatzlos wegreißt.

Fehler der Vergangenheit sollten nicht wiederholt werden. Gesichtslose Bebauung hat der Stadtteil schon genug. Jahrelang beraten Vertreter des Stadtteilbeirats darüber, wie der Waschbeton-Charme der 1970er-Jahre aufgemöbelt werden könnte. Es ist keine schlechte Idee, wenn sich die Verwaltung mit konstruktiven Vorschlägen an den Bemühungen beteiligt und sie nicht mit abstrusen Hochhaus-Träumen torpediert.