Kadaver-Fund im Wald bei Hörpel beschäftigt Polizei und Jägerschaft

Döhle/Hörpel. Ein schrecklicher Kadaver-Fund beschäftigt die Polizei und die Jägerschaft im Landkreis Harburg. Robert Berwick aus Hittfeld fand während eines Reviergangs im Wald bei Döhle eine große blaue Mülltüte. Darin lagen unter anderem ein toter Graureiher, ein Eichhörnchen und ein zerlegtes Reh.

Die Kadaver waren zu diesem Zeitpunkt schon stark verwest. Berwick: "Schon von Weitem war der Gestank, der aus der Tüte kam, unerträglich. Das Reh, es muss ein junges weibliches Tier gewesen sein, war sehr fachmännisch zerlegt. Es könnte sich um ein Schmalreh oder eine Ricke gehandelt haben."

Der passionierte Jäger, der auch eine rund 90 Hektar große Eigenjagd hat und im Jagdrevier, das direkt auf der Grenze zwischen den beiden Landkreisen Harburg und Soltau-Fallingbostel liegt, Revierpächter ist, rief den Hegering Bispingen. Anschließend wollte er seinen grausigen Fund der Polizei melden. Über Umwege wurde er an die Polizei in Munster geleitet.

Kurze Zeit später rief ihn ein Polizeibeamter von der Polizeistation Hanstedt, dem zuständigen Polizeirevier für Döhle, an. Berwick: "Offensichtlich hatte der Beamte in Munster den Hanstedter Polizeibeamten über meinen Anruf informiert. Ich schilderte dem Polizisten die Sache, und der fragte, ob in dem Müllsack auch Leichenteile liegen würden. Ich habe noch mal nachgesehen, aber es waren glücklicherweise keine Teile einer menschlichen Leiche drin."

Worüber sich Berwick allerdings wundert: Die Mülltüte mit den Kadavern, die er am Sonnabend vorletzter Woche gefunden und gemeldet hatte, lag auch noch am Dienstagabend, eine Woche später an gleicher Stelle. Eigentlich hätte sie längst entsorgt werden müssen. Nicht unmittelbar zuständig für die Angelegenheit, aber doch unzufrieden damit, wie die Angelegenheit bislang gehandhabt wurde, ist Horst Jagau vom Hegering Salzhausen: "Natürlich hätte man die Sache viel schlanker regeln können, damit die Tüte mit den Wildteilen in der Zwischenzeit schon entsorgt wäre. Es ist eine dumme Situation, weil niemand von denen, die schon am Sonnabend von der Sache Kenntnis erhalten haben, sofort reagiert haben."

Am Montag darauf meldete Robert Berwick, weil die Kadaver noch immer an selber Stelle lagen, seinen Fund noch einmal offiziell der Kreisverwaltung des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Hier hingegen fühlt man sich keineswegs zuständig für den Kadaver-Fund. Sprecher Andreas Pütz: "Wenn schon die Polizei in Salzhausen ermittelt, sehen wir keine Notwendigkeit mehr, in der Sache aktiv zu werden."

In der Kreisverwaltung in Winsen, war der Fall überhaupt nicht bekannt. Kreishaussprecher Georg Krümpelmann sagt: "Weder unserem Veterinäramt noch unserer Unteren Jagdbehörde liegen Kenntnisse über den Kadaverfund vor."

Bisher kann sich niemand einen Reim darauf machen, wer die blaue Mülltüte mit den toten Tieren bei Hörpel im Wald versteckt hat. Unklar ist auch, warum jemand ein wahrscheinlich illegal geschossenes Reh fachmännisch zerlegt, um es anschließend in einer Mülltüte verwesen zu lassen.

"Ich kann nicht glauben, dass so etwas ein Jäger tut. Der würde auch wissen, wie man solche Kadaver richtig entsorgt, und sie nicht einfach in einer Plastiktüte in den Wald werfen", sagt Kreisjägermeister Norbert Leben.

Wie Jagau ist auch Leben nicht glücklich über die Art und Weise, wie die Angelegenheit bislang gehandhabt worden ist.

Sein Kollege aus Hanstedt sei bereits am Sonnabend, nachdem der Anruf des Jägers bei der Polizei eingegangen war, am Fundort gewesen, sagt Christian Müller, Leiter der Polizeistation Salzhausen. Und die Polizei sei keineswegs dafür zuständig, solche Kadaver zu entsorgen.

Müller: "Wir leiten jetzt ein Verfahren wegen des Verdachts der Jagdwilderei und wegen Vergehens nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein. Reiher gehören zu den besonders geschützten Tierarten und dürfen nicht geschossen werden."