Ergänzungsgutachten spricht für Hafenschlickdeponie. Bürger und Politik protestieren

Moorburg. Jetzt wird es ernst für die gut 800 Bewohner des alten Elbdorfs Moorburg. Gestern stellte die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) das Ergebnis eines Ergänzungsgutachtens vor, das - wie schon das fehlerhafte, Mitte September vergangenen Jahres vorgestellte erste Gutachten - den Standort Moorburg-Mitte - östlich der A7, zwischen Moorburger Elbdeich im Norden und Fürstenmoordamm im Süden - wieder für den Bau einer Hafenschlickdeponie als am besten geeignet ausweist.

HPA nimmt diese erneute Bestätigung des Standorts zum Anlass, bereits Anfang Juli die Planungen in Auftrag zu geben, für einen bis zu 30 Meter hohen Schlickhügel auf dem bisherigen 45 Hektar großen Baggergut-Entwässerungsfeld. In etwa zwei Jahren soll der Antrag auf Planfeststellung bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt vorliegen. Voraussichtlich 2014, wenn die Kapazität des seit 1991 angelegten Schlickhügels in Francop erschöpft ist, würde dann mit dem Deponiebau in Moorburg-Mitte begonnen werden können.

Das Ergänzungsgutachten war notwendig geworden, weil beim ersten Gutachten zwei Trinkwasserbrunnen wegen fehlender Angaben nicht berücksichtigt worden waren. In dem von den Ingenieurgesellschaften Atus und IGB erstellten Ergänzungsgutachten ist deshalb in der hydrogeologischen Gesamtbewertung nun der Standort von der Risikostufe zwei-minus auf drei hochgestuft worden. Die Empfindlichkeit des Grundwasserleiters ist damit von "mittel" auf "hoch" neu bewertet, womit die Eignung des Standorts aber nicht wesentlich beeinträchtigt sei. Vorausgesetzt, es werden beim Bau entsprechende Abdichtungen vorgenommen.

Rainer Böhrnsen, Sprecher der Moorburger Bürgervertretung "Runder Tisch" reagiert empört: "Ich finde das ganze Verfahren ungeheuerlich. Wir wenden uns als gesamter Ort gegen die Deponie und wir werden geschlossen gegen die Pläne vorgehen." Es sei schon deshalb absurd, eine Deponie in Moorburg anlegen zu wollen, weil es sich um Hafenentwicklungsgebiet handelt, betont Böhrnsen, und das Gesetz ausschließlich hafenkonforme Nutzung wie Handel, Verkehrsinfrastruktur und Hafenindustrie vorschreibt. Böhrnsen: "Wir fordern die Politik auf, diesem bizarren Treiben ein Ende zu bereiten." Mit Nachdruck fordert er, das Gebiet von Moorburg nicht durch den Bau einer Deponie abzuwerten, sondern durch Ansiedlung von Forschungs- und Bildungseinrichtungen mit einem "Wissenspark" aufzuwerten.

Der für den Süderelberaum zuständige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Völsch: "Wie alle anderen Parteien hatte sich auch die Harburger SPD klar gegen einen weiteren Schlickhügel im Bezirk Harburg ausgesprochen. Das gilt auch weiterhin." Jürgen Heimath, SPD-Fraktionsvorsitzender in Bezirksversammlung: "Wir haben auf Antrag zu dem Thema HPA-Vertreter am 16. Juni in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses. Nun gibt HPA wieder vorher Informationen raus. Ohnehin ist der Bezirk nie an Planungen beteiligt worden. Dieser Umgang darf nicht sein. Wir werden uns bei Bürgerschaft und Senat beschweren. Grundsätzlich habe ich kein Vertrauen mehr in Gutachten, die von HPA in Auftrag gegeben worden sind."

Ralf-Dieter Fisher, CDU-Fraktionsvorsitzender: "Die CDU hatte Ende Mai in der Bezirksversammlung einen Antrag gestellt, mit dem Moorburg als Standort abgelehnt und andere Standorte im Stadtgebiet neu bewertet werden sollten. Die SPD hat mit ihrer Mehrheit den Antrag leider nur zur weiteren Behandlung in einen Unterausschuss verwiesen. Für die Harburger CDU ist der Deponiestandort Moorburg auf keinen Fall akzeptabel."

Kay Wolkau, GAL-Fraktionsvorsitzender: "Der SPD-Senat zieht hier sein Ding eiskalt durch. Auch das Ergänzungsgutachten dürfte mit Flüchtigkeit und veralteten Daten hergestellt worden sein."

Kurt Duwe, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP in der Bezirksversammlung Harburg und Bürgerschaftsabgeordneter: "Moorburg stand als Standort schon vor dem Gutachten fest. Ich sehe heute gar keine Notwendigkeit mehr, Hafenschlick zu deponieren. In anderen Häfen wie Emden wird der Schlick verwirbelt und mit der Strömung ins Meer geleitet. Die Fläche in Moorburg ist schon dreimal verplant für Hafenerweiterung. Ich halte die Nutzung mit einem Wissenspark für deutlich sinnvoller."